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Streamingdienst für Serien und Filme:Telekom soll Partnerschaft mit Netflix anstreben

Ende des Jahres will der Online-Streamingdienst Netflix, der unter anderem die Serien "Orange Is the New Black" und "House of Cards" produziert, auch in Deutschland starten. Die Telekom hat wohl Interesse an einer Kooperation.

  • Telekom soll sich einem Magazinbericht zufolge um eine Kooperation mit dem Streamingdienst Netflix bemühen
  • Keine Bestätigung, aber auch kein Dementi

Es würde zur bisherigen Strategie passen: Die Deutsche Telekom soll angeblich mit dem weltgrößten Online-Videodienst Netflix über eine Zusammenarbeit verhandeln. Bereits in der Vergangenheit hatte die Telekom auf exklusive Kooperationen mit Partnern wie dem Musikstreamingdienst Spotify gesetzt.

Die Telekom wolle beim Marktstart von Netflix in Deutschland, der bis Jahresende geplant ist, mit dem US-Unternehmen zusammenarbeiten, berichtet das Manager Magazin. Die Gespräche darüber, ob die Produkte der beiden Unternehmen gemeinsam vermarktet werden könnten, seien demnach bereits weit fortgeschritten.

Kein Kommentar - aber auch kein Dementi

Ein Sprecher der Telekom wollte "solche Marktgerüchte" nicht kommentieren, sagte allerdings: "Die Deutsche Telekom verfolgt eine Wachstumsstrategie, das heißt, wir setzen auf Kooperationen mit vielversprechenden Partnern. Wir wollen unseren Kunden ein möglichst großes Angebot bieten." Ein Dementi hört sich anders an.

Warum Netflix für die Telekom interessant ist

Es wäre auch nicht verwunderlich, wenn die Telekom um den Streamingdienst werben würde. Netflix hat heute weltweit fast 50 Millionen Nutzer. Die Firma bietet ihren Kunden Filme und TV-Serien an, die nach Abschluss eines Abonnements unbegrenzt via Internet abgespielt werden können. Das Unternehmen setzt zudem verstärkt auf Eigenproduktionen wie die bereits preisgekrönte Polit-Serie "House of Cards" oder "Orange Is the New Black" und stellt in den USA damit das Geschäftsmodell der dortigen Kabel- und Bezahlfernsehbranche in Frage. Zwar hat die Telekom selbst einen Streamingdienst: "Entertain". Das hält sie aber offenbar nicht davon ab, die Zugkraft von Netflix attraktiv zu finden.

Vielleicht auch, weil das Unternehmen schon einmal mit eigenen Diensten gescheitert ist: Im Download-Bereich konnte sich die Telekom mit ihren Angeboten wie Gamesload, Musicload und Softwareload letztendlich nicht gegen die Konkurrenz durchsetzen. iTunes von Apple war zu stark, im Januar stellte die Telekom die Dienste ein.

Fast 1,3 Milliarden Dollar Umsatz

Netflix dagegen ist momentan ziemlich erfolgreich. An Interessenten scheint es nicht zu mangeln, dem Bericht nach verhandelt die US-Firma auch mit Telekom-Konkurrenten. In den ersten drei Monaten dieses Jahres machte das Unternehmen allein mit den Streaming-Angeboten 1,06 Milliarden Dollar (768 Millionen Euro) Umsatz und knackte zum ersten Mal in einem Quartal die Milliardengrenze. Insgesamt lag der Umsatz nach Unternehmensangaben bei 1,27 Milliarden Dollar, der Gewinn lag bei 53 Millionen Dollar.

Die Konkurrenz durch andere Dienste wird jedoch schärfer, darunter ist auch der finanziell starke Konzern Amazon mit seinem Prime-Service. Wohl auch deswegen will Netflix seine Marktposition ausbauen und zum Ende des Jahres in sechs weiteren Ländern starten: Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Belgien und Luxemburg.

Vom DVD-Verleih zum Streamingdienst

In den 90er Jahren gründete sich Netflix in Kalifornien ursprünglich als DVD-Verleih, der die Scheiben an seine Kunden noch per Post verschickte. 2007 bot das Unternehmen erstmals einen Streaming-Service. In Europa ist das US-Unternehmen seit 2012 aktiv, unter anderem in Skandinavien und Großbritannien.

Linktipp: Die "Big-Data"-Strategie von Netflix und welche Streaming-Anbieter in Deutschland bisher den Markt beherrschen, lesen Sie hier.

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