Streaming und Musikindustrie:Europäer geben wieder mehr Geld für Musik aus

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Robin Thicke (r) singt "Blurred Lines" bei den MTV Video Awards, zusammen mit Miley Cyrus. (Foto: REUTERS)

Die Fans hören über das Internet: Dank Streamingdiensten wie Spotify wächst die Musikindustrie in Europa zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt.

Europäer geben wieder mehr Geld für Musik aus - zum ersten Mal seit zwölf Jahren. Auf dem Kontinent setzte die Industrie 2013 0,6 Prozent mehr um als im Vorjahr, fast 5,4 Milliarden Dollar. Das geht aus Zahlen von Ifpi hervor, dem Weltverband der Musikbranche.

Die Landesverbände der großen Märkte wie Deutschland oder Italien meldeten höhere Umsätze. Der deutsche Bundesverband Musikindustrie hatte vor zwei Wochen erklärt, die Verbreitung der Streamingdienste habe den deutschen Markt zum ersten Mal seit langem leicht wachsen lassen. Das bedeutet aber nicht, dass die Krise der Industrie vorbei ist. Denn weltweit bleibt das Musikgeschäft hart.

Der globale Umsatz der Industrie ging 2013 um 3,9 Prozent zurück, auf 15 Milliarden Dollar. Das ist vor allem deshalb enttäuschend, weil die Musiklabels vergangenes Jahr noch Grund zur Hoffnung gesehen hatten. Erstmals war 2012 seit mehr als zehn Jahren der weltweite Musikmarkt gewachsen.

Um die Jahrtausendwende hatte die Digitalisierung die Branche in eine Krise gestürzt. Auf rückläufige Verkaufszahlen von CDs antwortete sie zunächst nicht mit attraktiven Bezahlangeboten im Netz, sondern vor allem mit Lobbyarbeit für härteres Vorgehen gegen illegale Downloads. Erst der Erfolg von Apples iTunes-Store und später von Streamingdiensten wie Spotify hat die Labels mit dem Internet versöhnt - weil sie endlich mitverdienen. Doch insgesamt reicht diese Wachstum noch nicht, wie die neuen Zahlen zeigen.

Schuld trägt Ifpi zufolge Japan: Der dortige Markt gilt trotz deutlich geringerer Bevölkerung als zweitwichtigster der Welt nach den USA. 2013 brach er aber um mehr als 16 Prozent ein. Ausgerechnet das technikbegeisterte Japan schafft den Umstieg auf digitale Streaming- und Abo-Angebote nur langsam. Damit die Zahlen nicht so schlimm aussehen, präsentiert Ifpi deshalb auch eine Berechnung der weltweiten Umsätze, die die japanischen Zahlen ignoriert: So kommt der Verband auf ein Minus von 0,1 Prozent, doch auch das bedeutet bestenfalls Stagnation.

Die legalen Streaming-Modelle sind derzeit die Lieblinge der Industrie. Die Umsätze der digitalen Abo-Dienste seien um 51 Prozent gewachsen, verkündet Ifpi. Zwei Drittel der digitalen Umsätze macht die Branche allerdings immer noch mit bezahlten Downloads, zum Beispiel auf Amazon oder bei Apple.

Der weltweite Markt für physische Tonträger, also vor allem von CDs, brach weiter ein, um fast zwölf Prozent.

"Vielleicht werde ich taub, vielleicht werde ich blind", singt Robin Thicke in "Blurred Lines". Arm wird er garantiert nicht. Fast 15 Millionen verkaufte Einheiten - kein Lied war 2013 erfolgreicher als die tanzbare Chauvinisten-Hymne des amerikanischen Sängers, auch nicht das beliebte "Thrift Shop", der Weiße-Männer-Rap über die Coolness von Second-Hand-Klamotten. Die fünf am häufigsten verkauften Lieder 2013:

Wenn Sie diese Lieder nicht hören können, melden Sie sich bitte bei Spotify an.

Den größten Umsatz mit CDs, Downloads und lizensierten Diensten machte die britisch-irische Band One Direction, vor Rapper Eminem und Sänger Justin Timberlake.​

In vielen Ländern kauften Fans Musik aus heimischer Produktion. In Deutschland kamen 70 Prozent der Alben in den Top 10 von Künstlern aus dem eigenen Land, in Frankreich waren es 80 Prozent. In Japan und Südkorea kamen sogar alle erfolgreichen Alben aus dem eigenem Land.

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