Strategiewechsel:ProSiebenSat.1 setzt auf Bezahl-TV

"Schlag den Raab" und "Germany's next Topmodel" gegen Gebühr? Die Senderkette ProSiebenSat.1 sucht neue Erlösquellen - und hat dabei auch Pay-TV-Modelle im Blick.

Drei Arten von Fernsehsendern waren bislang in Deutschland üblich. Öffentlich-rechtliche Kanäle finanzieren sich hauptsächlich durch Gebührengelder, die Privatsender gewinnen einen Großteil ihrer Einnahmen durch Werbung oder den Verkauf von Waren - und dann sind da noch Pay-TV-Kanäle (etwa der Premiere-Nachfolger Sky), die von den Zuschauern einen monatlichen Obolus verlangen.

Heidi Klum, Sara Nuru, Foto: dpa

Topmodel-Siegerin Sara Nuru (rechts) im Bild mit Heidi Klum: Gibt es "Germany's next Topmodel" bald nur noch gegen Gebühr?

(Foto: Foto: dpa)

Fatal ist die derzeitige Flaute auf dem Werbemarkt vor allem für die privaten Fernsehanstalten, die von Reklame abhängig sind. Um bis zu 16 Prozent könnten die Werbeeinnahmen in diesem Jahr schrumpfen, rechnete der neue ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling kürzlich noch der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vor.

Jetzt tüfteln Ebeling und seine Strategen offenbar daran, den hochverschuldeten Sender von der Abhängigkeit von der Werbeindustrie zu befreien. Offenbar plant der TV-Konzern, für die bisher frei empfangbaren Sender ProSieben, Sat.1 oder Kabel1 eine Nutzungsgebühr zu verlangen, berichtet das Handelsblatt.

"Für die Zukunftsfähigkeit des Konzerns ist es enorm wichtig, dass wir Beziehungen zu den Endkunden aufbauen, etwa über Pay-TV, Video-on-Demand oder andere Geschäftsmodelle", sagte Ebeling. Bis 2014 möchte die Senderkette offenbar 30 Prozent ihrer Einnahmen außerhalb der Werbung erzielen, schreibt das Handelsblatt - das wäre doppelt so viel wie momentan.

Vorbild Dänemark

Sind Sendungen wie "Germany's next Topmodel" oder "Schlag den Raab" bald also nur noch gegen Cash zu sehen? Ein Sprecher von ProSiebenSat.1 sagte zu sueddeutsche.de, es ginge nicht darum, die Sender in absehbarer Zeit auf ein Pay-Modell umzustellen. Konzernchef Ebeling habe lediglich über zusätzliche Einnahmequellen gesprochen. Denkbar sei etwa ein zusätzlicher Pay-TV-Kanal.

Vorbild für den Strategieschwenk ist offenbar das Beispiel Dänemark. Dort sei das Unternehmen bereits mit einem ähnlichen Modell erfolgreich, sagte Ebeling dem Handelsblatt. Allerdings ist in Dänemark der TV-Markt klein, die Erlöse spielen im Konzernverbund eine eher untergeordnete Rolle. In Dänemark würden Kabelanbieter, anders als in Deutschland, den TV-Sendern Geld zahlen, um die Inhalte verbreiten zu dürfen, sagt ein Unternehmenssprecher. Diese Gebühren werden dann an die Endkunden weitergegeben.

ProSiebenSat.1 hat nach der Übernahme durch die Finanzinvestoren KKR und Permira einen Schuldenberg von 3,4 Milliarden Euro angehäuft. Allein die Zinsen betragen laut Handelsblatt zufolge 270 Millionen Euro im Jahr.

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