Strahlkraft für VW:Alle Hoffnungen ruhen auf Bernhard

Der 44-jährige, dem der Ruf eines knallharten Sanierers vorauseilt, soll das Steuer bei VW herumreißen und die Marke endlich wieder auf einen grünen Zweig bringen.

Von nun an soll es bei Europas größtem Autobauer Volkswagen nur noch bergauf gehen.

Wolfgang Bernhard

Auf ihm ruhen die Hoffnungen der Aktionäre: Wolfgang Bernhard bei der VW-Hauptversammlung in Hamburg.

(Foto: AP)

Die Hoffnungen von VW-Chef Bernd Pischetsrieder und der Aktionäre richten sich vor allem auf einen Mann: Wolfgang Bernhard.

Der neue Vorstand für die Markengruppe Volkswagen (VW, Skoda, Bentley und Bugatti) soll das Steuer herumreißen und die kriselnde Marke aus dem Tief ziehen.

Wir sind froh, dass Sie da sind", sagt ein Aktionär am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Hamburg.

Deutliche Worte von den Aktionären

"Aber kritische Fragen an die Konzernspitze bleiben - Pischetsrieder dürfte damit gerechnet haben.

Der Niedergang der Aktie könne nicht unkommentiert bleiben, moniert Ulrich Hocker von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz. Kostenniveau zu hoch, Ertragsquote verfehlt, so lautet sein Urteil.

Zu wenig Vorsorge sei betrieben worden gegen Währungsschwankungen. Dramatisch sei die Lage in den USA, und was sei angesichts der massiven Absatzprobleme im einstigen Vorzeigemarkt China geplant?

"Was muss denn noch passieren?", ruft einer. Die VW-Aktie sei 2004 der zweitschlechteste Wert im DAX gewesen, so die Kritik. Die massiven Probleme müssten dringend angegangen werden.

Rückbesinnung auf die Kernkompetenz

Ganz so heftig wie kürzlich gegen DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp waren die Attacken der Aktionäre gegen Pischetsrieder nicht. Aber deutliche Worte fanden die Eigentümer auch bei Volkswagen.

Dank des harten Sparprogramms "ForMotion" hat der Konzern im ersten Quartal 2005 sein Ergebnis zwar verbessert. Nach Steuern lag es bei 70 Millionen Euro, nach 26 Millionen im Vorjahreszeitraum.

Der Umsatz aber sank um 2,4 Prozent auf rund 21 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte VW einen Gewinneinbruch hinnehmen müssen.

Alle Hoffnungen ruhen auf Bernhard

Rückbesinnung auf die Kernkompetenz und Sanierung der traditionsreichen Marke VW - so erläutert Pischetsrieder den Aktionären seine Pläne. Und Bernhard ist dabei eine Schlüsselfigur, macht der VW-Boss deutlich.

Dessen "Begeisterungsfähigkeit" und "internationale Erfahrung" werde die Marke vorantreiben, die 2004 in die roten Zahlen gerutscht war. "Wir sind sicher, dass der Kern unseres Konzerns, die Marke Volkswagen, so neue Strahlkraft gewinnen wird".

Betriebsrat wartet ab

Der frühere DaimlerChrysler-Manager wird nun schon am 1. Mai und damit deutlich früher als bisher geplant seine Aufgabe als Markenvorstand übernehmen.

Seit dem 1. Februar 2005 gehört er dem Vorstand als "Minister ohne Ressort" an, sieht sich um im Unternehmen, informiert sich. Details zu seinen Plänen nennt Bernhard auf der Hauptversammlung nicht. Die wolle er zunächst der Belegschaft mitteilen, sagt er.

Der Betriebsrat sieht dem Wirken des neuen Managers, dem der Ruf eines überaus harten Sanierers vorauseilt, noch abwartend entgegen. Immerhin seien erste Aktionen Bernhards in der Belegschaft positiv aufgenommen worden, sagt der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Klaus Volkert.

Beschäftigungssicherung bleibt

Das gelte zum Beispiel für die "Produktklausuren" zu dem geplanten kleinen Geländewagen A-SUV und zum neuen Polo. Bernhard hatte die Beschäftigten eingeladen, selbst Überlegungen über die Kostenstrukturen bei den neuen Modellen anzustellen. "Das kam gut an bei den Leuten", sagt Volkert.

Das im vergangenen Jahr in den Tarifverhandlungen vereinbarte System der Beschäftigungssicherung werde auch Bernhard einhalten müssen, sagt der IG-Metall-Vorsitzende Jürgen Peters, der dem Aufsichtsrat angehört.

Auf die Frage nach möglichen Nachteilen für die Arbeitnehmer durch einen harten Sanierungskurs ergänzt Peters: "Wir werden rechtzeitig warnend den Finger heben."

Die "enttäuschende Entwicklung 2004" und das Ergebnis im ersten Quartal, das - obwohl besser als im Vorjahr - dennoch nicht zufrieden stellend gewesen sei - damit soll nun Schluss sein, sagt Pischetsrieder. "Die folgenden Quartale werden auf jeden Fall besser ausfallen als das erste Quartal 2005."

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