Strafen gegen Banken:Der große Ablasshandel

Die Finanzkrise ist jetzt einige Jahre her, die Banken büßen immer noch: Die größten zehn Investmentbanken mussten in diesem Jahr schon fast so viel Strafen zahlen wie im ganzen Jahr 2015. Und es kommt noch mehr.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Nicht nur Niedrigzinsen und Regulierung vermiesen den Banken derzeit die Bilanzen. Zumindest die großen Investmentbanken müssen zudem Jahr für Jahr Milliarden für ihre Vergehen aus der Finanzkrise überweisen, als sie Zinsen, Währungen oder Rohstoff-Preise manipuliert hatten. Inzwischen hoffen zwar viele Banker, die Zeit des großen Ablasshandels liege allmählich hinter ihnen. Tatsächlich aber gibt es keine Entwarnung: Auch im Jahr sieben nach der Krise sind immer noch Skandale anhängig, zwingen die Aufseher die Institute in teure Vergleiche.

Wie die Daten-Firma Corlytics ermittelt hat, haben die größten zehn Investmentbanken - darunter die Deutsche Bank, Goldman Sachs oder die Schweizer Credit Suisse - allein in den ersten acht Monaten 2016 rund 9,8 Milliarden Dollar Strafen bezahlt. Das erstaunliche: Mit großer Wahrscheinlichkeit übertrifft das sogar die Strafzahlungen aus dem Jahr zuvor, als die betroffenen Banken insgesamt etwa 10,4 Milliarden Dollar zahlen mussten.

Allein die Deutsche Bank hat seit 2012 wegen Skandalen mehr als zwölf Milliarden Euro ausgegeben

Das ist zwar immer noch weniger als das, was die Häuser in den Jahren kurz nach der Krise überwiesen haben. Im Jahr 2013 waren es knapp 30 Milliarden Dollar und ein Jahr später sogar 60 Milliarden, trotzdem fragen sich viele in den Banktürmen, wie viel da die nächsten Jahre noch kommt. Vor allem die Investoren stellen diese Frage, die den Geldhäusern deren dringend benötigtes Eigenkapital zur Verfügung stellen.

Bei der Deutschen Bank verstärkt diese Unsicherheit immens die aktuelle Misere: Weil die Anleger nur sehr schwer einschätzen können, wie viele Milliarden das angeschlagene Geldhaus noch wird zahlen müssen, ist die Aktie zuletzt von Rekordtief zu Rekordtief gefallen. Da hilft es nur wenig, dass Deutsche-Bank-Chef John Cryan bilanziell insgesamt 5,5 Milliarden Euro für weitere Strafzahlungen zur Seite gelegt hat. Weil die Bank seit 2012 mehr als zwölf Milliarden Euro für die Aufarbeitung der zahlreichen Skandale ausgeben hat, rechnen die Analysten mit dem Schlimmsten. Noch immer nicht abgeschlossen sind zum Beispiel Ermittlungen wegen dubioser Geschäfte mit US-Hypotheken.

Die größte Unsicherheit aber geht aktuell mit einem Fall von Geldwäsche in Russland einher. Seit mehr als einem Jahr prüfen die Aufsichtsbehörden in Deutschland, Großbritannien und in den USA, ob die Deutsche Bank gegen Regeln zur Geldwäsche und gegen internationale Sanktionen verstoßen haben könnte. Insgesamt sollen die Geschäfte einen Umfang von zehn Milliarden Dollar erreicht haben. Von den drei Behörden bereiten jene aus den USA den Bankern die größten Sorgen, ihre Geldstrafen sind berüchtigt. Die Amerikaner ermitteln, weil die fragwürdigen Deals zum Teil in US-Dollar abgewickelt wurden. Bankchef Cryan hofft, das Verfahren in diesem Jahr abschließen zu können. In der Bilanz hat er für diese Sache immerhin schon einmal 450 Millionen Euro zurückgestellt, für einen "externen Betrugsfall", wie es im Kleingedruckten des Geschäftsberichtes 2015 heißt.

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