Stiftung Warentest:Matratzen aus dem Internet enttäuschen - mit einer Ausnahme

Lesezeit: 3 Min.

Matratzen der Start-Ups: Eve, Emma, Muun, Bruno und Smood (Foto: Collage SZ.de)

Sind die Matratzen von Emma, Smood und Bett1 "revolutionär", wie die Händler versprechen? Stiftung Warentest kommt zu einem verheerenden Ergebnis.

Von Vivien Timmler

Sie werben mit Slogans wie "Träume made in Germany", bezeichnen ihre Produkte als "exklusive Weltneuheit" und verpassen ihnen Adjektive wie "revolutionär", "preisgekrönt" und "unvergleichbar": Gleich mehrere Start-ups versuchen derzeit, den für Kunden recht undurchsichtigen Markt für Matratzen aufzumischen. Mit modernen, teils revolutionären Produkten - vor allem aber mit extrem offensiven Marketingversprechen.

"Eine für alle. Für Seiten-, Rücken- oder Bauchschläfer. Egal, ob du Mann oder Frau bist. Und noch egaler, ob du viel oder wenig wiegst", heißt es beispielsweise über die Matratzen des Anbieters Smood. Doch was verlockend klingt, ist längst nicht gesund für Rücken und Schlaf, wie der Matratzen-Vergleich der Stiftung Warentest zeigt. Getestet wurden Matratzen der Händler Smood, Eve, Bruno, Muun und Emma. Nur eine von ihnen schnitt gut ab, der Rest enttäuschte. Und das nicht nur vor dem Hintergrund der zuvor getätigten Versprechen.

Alle Matratzen kommen kompakt zusammengerollt ins Haus. Sie müssen sich zunächst aufwändig entfalten oder haben keine Griffe, was den Matratzen der Marken Emma und Muun im Bereich Handhabung die Note mangelhaft einbringt. Andere Matratzen weisen jedoch ein viel größeres Problem auf: Sie enthalten große Mengen flüchtiger organischer Verbindungen wie Terpentine und Aceton. Die Eve-Matratze enthält zudem sogar hohe Mengen des Flammschutzmittels TCPP*. Stiftung Warentest nennt den Stoff "vermutlich krebserzeugend" und vergleicht die gefundenen Werte mit dem EU-Grenzwert für Kinderspielzeug. Wäre die Eve-Matratze ein Kinderspielzeug, wäre der Wert laut Stiftung Warentest Tausende Male überschritten worden. Dementsprechend deklarierte die Stiftung das Eve-Produkt als eine der schlechtesten Matratzen, die in den vergangenen Jahren überhaupt getestet wurden. Der Hersteller Eve betont dagegen, dass "geltenden Richtwerte" eingehalten würden. "Es existiert keine wissenschaftliche Studie, die TCPP als Karzinogen für Menschen klassifiziert", teilte die Firma mit. Außerdem kündigte Eve nach Erscheinen des Tests an, Matratzen für deutsche Kunden von nun an ohne TCPP zu fertigen.

Zudem halte die Matratze weitere Werbeversprechen à la "bequemste Matratze, die je produziert wurde" nicht ein, zeigt der Test der Liegeeigenschaften. Genau wie die Modelle der Anbieter Bruno, Muun und Emma ist die Eve-Matratze weder in Rücken- noch in Seitenlage für große und schwere Menschen geeignet. Auch bei der Kontaktfläche weisen alle Modelle erhebliche Schwächen auf.

Das Testergebnis im Überblick

  • "Smood": Note 2,3 (gut) - Für Rückenschläfer jedes Körpertyps geeignet - große und schwere Seitenschläfer könnten jedoch Probleme bekommen. Preis: 400 Euro.
  • "Bruno": Note 2,7 (befriedigend) - Beim Auspacken weicht unangenehmer Geruch aus. Für schwere und große Menschen nicht geeignet. Preis: 425 Euro.
  • "Muun": Note 4,1 (ausreichend) - Komplizierte und aufwändige Handhabung, zudem beträchtliche Geruchsbelästigung. Für große und schwere Menschen nicht empfehlenswert. Preis: 540 Euro.
  • "Emma": Note 4,2 (ausreichend) - Extreme Geruchsbelästigung, großer Einfluss von Feuchtigkeit und Temperatur. Eher ungeeignet für Große und Schwere. Preis: 400 Euro.
  • "Eve": Note 4,7 (mangelhaft) - Extreme Geruchsbelästigung, Raumluftveränderung und sogar Schadstoff-Belastung. Außerdem mangelhafte Verarbeitung und zu geringer Widerstand beim Umdrehen. Für große und schwere Menschen absolut ungeeignet, auch für kleinere Menschen nur bedingt zu empfehlen. Preis: 450 Euro.

Stiftung Warentest empfielt Bodyguard-Matratzen

Die einzige Internet-Matratze, die die Körper aller vier getesteten Körpertypen sowohl in Rücken- als auch in Seitenlage optimal stützt, ist das Modell Bodyguard der Firma Bett1. Sie wurde von Stiftung Warentest bereits im Mai vergangenen Jahres getestet und erhielt die Note 1,8 - die beste Note, die je vergeben wurde. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt: Die Matratze kostet bei einer Größe von 90 mal 200 Zentimeter 199 Euro. Einzig und allein die Smood-Matratze reicht mit der Note 2,3 (gut) noch an diese heran - sie ist mit 400 Euro jedoch auch doppelt so teuer.

Alle anderen Produkte sind zwar in Hinblick auf Schlafklima und Matrazenbezug akzeptabel, allerdings höchstens für kleine und leichte Personen empfehlenswert, der Schadstoff-Aspekt zieht die Bewertungen zusätzlich nach unten. Und der Service, mit dem die viele junge Direktvertreiber zu punkten versuchen, weist bei fast allen von ihnen Schwächen auf. Will ein Kunde eine Matratze zurückgeben, muss er das Produkt bei den Anbietern Bruno, Emma, Eve und Muun mit Folie zunächst selbst aufwendig wieder einpacken. Laut Stiftung Warentest warteten Testkunden danach lange oder sogar vergeblich auf die Spediteure, die in mehreren Fällen dann überdies unangemeldet vor der Tür standen. Auch die Rückerstattung des Geldes dauerte bei vielen von ihnen zu lange: Emma und Muun brauchten zwischen 21 und 35 Tagen - vorgeschrieben ist, das Geld innerhalb von 14 Tagen zurückzuüberweisen.

*Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version fehlte der Hinweis auf die Quelle der Einschätzung, dass das Flammschutzmittel TCPP "vermutlich krebserzeugend" sei, also der Hinweis auf die Stiftung Warentest.Der erwähnte EU-Grenzwert für TCPP bezieht sich auf Kinderspielzeug , nicht auf Matratzen.

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