Steuervorteile stehen in Frage:Fondsanbieter befürchten das Aus

Die Fondsbranche ist in Aufruhr. Die Bundesregierung möchte die Steuervorteile für geschlossene Fonds abschaffen und erhofft sich Mehreinnahmen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro. Ein erster Entwurf zu diesen Plänen liegt vor. Vor allem Medien- und Wertpapierfonds würde er das Aus bringen.

Von Simone Gröneweg

Andreas Schmid, Geschäftsführer von VIP Medienfonds, ist wütend. Im vergangenen Jahr liefen seine Geschäfte außerordentlich gut. Etwa 411 Millionen Euro sammelten Schmid und sein Team von Anlegern ein. Wie die Zukunft aussieht, ist nun allerdings völlig offen.

Die Bundesregierung plant die Abschaffung so genannter Steuersparfonds. Im Bundesfinanzministerium spricht man von Steuergerechtigkeit. "Projekte, die nur Verluste produzieren und in die Anleger nur investieren, um Steuern zu sparen, soll es künftig nicht mehr geben", sagt eine Sprecherin. Schmid redet vom Verlust tausender Arbeitsplätze in seiner Branche.

Pläne werden konkreter

Nun tauchte ein erster Gesetzentwurf aus dem Finanzministerium auf. Die Pläne werden also konkreter. Nach Ansicht von Eichels Experten liegt ein so genanntes Steuerstundungsmodell vor, wenn eine Beteiligung mit einem vorgefertigten Konzept zumindest anfangs die Möglichkeit bietet, prognostizierte Verluste mit übrigen positiven Einkünften zu verrechnen. Vor allem bei Spitzenverdienern ist das eine beliebte Methode, um die eigene Steuerlast zu senken.

Nicht mehr als zehn ProzentDer Entwurf sieht deswegen eine so genannte Verlustabzugsbeschränkung vor. Betroffen wären Fonds, die mehr als zehn Prozent Anfangsverluste bezogen auf das Eigenkapital ausweisen. "Das wären so gut wie alle Fonds mit Verlustzuweisungen", sagt der Branchenexperte Stefan Loipfinger.

"Kein steuerlicher Reiz"

Die Verluste dürfen - so der Entwurf - nur noch mit später entstehenden positiven Einkünften aus derselben Gesellschaft verrechnet werden. "Das hätte für die Anleger keinen steuerlichen Reiz mehr", urteilt Loipfinger.

Nicht betroffen wären Beteiligungen, deren Außenvertrieb vor dem 18. März dieses Jahres begonnen hat und denen Anleger bis zum 30. September beitreten. Hintergrund der Frist: Am 17. März hatte Kanzler Gerhard Schröder angekündigt, dass Steuerschlupflöcher abgeschafft werden sollten. "Das kann keine Grundlage sein, nur weil Schröder zu dem Zeitpunkt etwas zu dem Thema gesagt hat", kritisiert Schmid.

Besonders stark betroffen

Kein Wunder, dass Andreas Schmid sich wehren will. Medienfonds wären ebenso wie Wertpapier- und Neue-Energie-Fonds besonders stark von der Gesetzesänderung betroffen. Das würde deren Aus bedeuten, spekuliert Loipfinger.

Gerade diese Fondsgattungen weisen hohe Verlustzuweisungen aus und sind vor allem steuerlich reizvoll. Unternehmerisch gelten Medien- und Neue-Energie-Fonds als äußerst risikoreich. Düster sehe auch die Zukunft von Wertpapierfonds aus. "Deren Zweck war eine reine Steuerverschiebung in die Zukunft. Keiner würde ihre hohen Gebühren ohne Steuervorteile akzeptieren", so Loipfinger.

Ohnehin schon reduziert

Bei anderen Beteiligungen wie etwa geschlossene Immobilienfonds wurden die Steuervorteile ohnehin schon deutlich reduziert. Ähnlich sieht es bei den Schiffsbeteiligungen aus. Ab 2007 gilt die so genannte Tonnagesteuer. Das bedeutet, nicht die tatsächlichen Gewinne oder Verluste eines Schiffes werden zur Gewinnermittlung herangezogen, sondern der Profit wird pauschal ermittelt.

Das sei zwar die größte steuerliche Veränderung, die es für die Beteiligungsbranche je gab, sagt Loipfinger. Er glaubt aber nicht, dass deswegen tausende Arbeitsplätze verloren gehen. "Die Anbieter werden wahrscheinlich auf andere Beteiligungsmodelle ausweichen."

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