Steuervermeidung:Weil dieser Milliardär umzieht, trauert New Jersey

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Hedgefonds-Manager David Tepper bei einem Auftritt in New York im Jahr 2012. Der Weg in die Metropole wird künftig mehr Zeit in Anspruch nehmen als bislang: Er zieht von New Jersey nach Florida. (Foto: AFP)

Die Steuerschätzung des Bundesstaates ist plötzlich mit "ungewöhnlich hohen Risiken behaftet". Die neue Wahlheimat des Hedgefonds-Managers: Florida.

Von Claus Hulverscheidt

Vielleicht waren es nur das Wetter, der Strand, die kubanisch angehauchte Küche, die den Ausschlag gaben. Sehr wahrscheinlich aber ist das nicht, denn vermutlich hat ein Mann wie David Tepper gar keine Zeit, im Liegestuhl zu sitzen, einen Rum Runner zu genießen und dabei die Zehen im weichen Sand von Miami Beach zu vergraben. 11,4 Milliarden Dollar Vermögen wollen ja verwaltet werden.

Es spricht also viel dafür, dass es profanere Gründe waren, die Tepper bewogen, mitsamt seinem Hedgefonds Appaloosa Management von New Jersey nach Florida umzuziehen. Nicht dass sein Domizil vor den Toren New Yorks reizlos gewesen wäre: begüterte Nachbarn, prächtige Villen, nur fünf Hubschrauber-Minuten bis zur Wall Street. Erkauft aber war all das mit jenen 8,97 Prozent Landeseinkommensteuer, die New Jersey zusätzlich zur Bundessteuer von bis zu 39,6 Prozent verlangt. Der Satz in Florida: null Prozent.

Teppers Umzug dürfte ein Loch in den Haushalt von New Jersey reißen

Die paar Prozentpunkte machen einen gewaltigen Unterschied - für Tepper wie für New Jersey: 1,2 Milliarden Dollar soll der Manager nach Berechnungen des Magazins Forbes allein 2015 verdient haben, über die Jahre wird sein Entschluss die Landeskasse also jede Menge Geld kosten. Schon die Steuerschätzung für 2016, sagt die zuständige Behörde, sei "wegen des Wegzugs eines betuchten Bürgers mit ungewöhnlich hohen Risiken behaftet".

Teppers Umzug legt ein Problem offen, mit dem auch andere Landesregierungen zu kämpfen haben und vor dem die Ratingagentur Standard & Poor's - wahrlich kein Hort sozialistischer Umtriebe - bereits gewarnt hat: Weil die Einkommensschere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht, sind die Bundesstaaten immer stärker von den Kapitaleinkünften einiger weniger Superreicher abhängig. Anders ausgedrückt: Wackeln die Börsen, wackelt auch der Staatshaushalt.

Regierungen liefern sich Wettrennen um die niedrigsten Steuersätze

Die einkommensstärksten Bürger sind zugleich oft die, die am einfachsten umziehen können, wenn ihnen etwas nicht passt. Die Landesregierungen liefern sich deshalb eine Art Wettrennen um die niedrigsten Steuersätze: Sieben verzichten ganz auf eine eigene Einkommensteuer, das Gros der anderen gibt sich mit drei bis fünf Prozent zufrieden. Lediglich Staaten mit Sonderqualitäten haben die Chance, sich zu entziehen, Kalifornien etwa, das für manche Branchen eine Art Muss-Heimat ist und deshalb 13,3 Prozent verlangen kann. Oder bisher New Jersey, das von seiner Nähe zu New York profitiert.

Staaten wie Connecticut statten abwanderungswilligen Milliardären mittlerweile Besuche ab, um sie zu überreden, wenigstens einen Teil des Geschäfts zurückzulassen. "Wir schicken keine Präsentkörbe", sagt Kevin Sullivan von der Finanzverwaltung, davon abgesehen aber sei man zum Entgegenkommen bereit. Andere wie New York setzen darauf, dass mehr Millionäre zu- als wegziehen.

In New Jersey dagegen griffen nach Teppers Entschluss erst einmal die altbekannten Mechanismen: Die Linke forderte höhere Steuern für Reiche, die Rechte niedrigere. "Wenn einer Hunderte Millionen Dollar im Jahr verdient und fast zehn Prozent davon abtreten muss, dann zählt er halt eins und eins zusammen", sagte der Fraktionschef der Republikaner im Landesparlament, Jon Bramnick. "Wer will es ihm verdenken?"

© SZ vom 10.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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