Theresa May erklärt der Welt den Steuerkrieg. Die britische Premierministerin möchte Unternehmen geringer besteuern, falls der designierte US-Präsident Donald Trump diesen Schritt gehen sollte. Trump hatte im Wahlkampf versprochen, dass Konzerne nur noch 15 Prozent zahlen sollen. Ein Kampfpreis. In Deutschland sind es etwa 30 Prozent, in Frankreich 34 Prozent, der Durchschnitt aller Mitgliedsländer der OECD liegt bei 25 Prozent.
Die Ansage fällt ausgerechnet in eine Zeit, in der die Staatengemeinschaft zur Besinnung kommt und anfängt, die Steuerflucht zu bekämpfen. Die großen Länder verhandeln neue Spielregeln, damit Konzerne wieder mehr Steuern zahlen. Die Regierungen reagieren damit auch auf die öffentliche Empörung über Apple und andere internationale Konzerne, die sich um Abgaben in Milliardenhöhe drücken.
Zuvor sind jahrzehntelang die Abgaben für sie nur gefallen. Bezahlen mussten das die Bürger. Staaten kürzten deswegen ihre Ausgaben, kündigten Lehrern und ließen Straßen verfallen. Sie erhöhten die Steuern für Menschen, die Sitz und Besitz nicht mal eben in Steueroasen verschieben können. Beispielsweise hat Deutschland die Mehrwertsteuer 2006 auf 19 Prozent erhöht.
Schon Mays Vorgängerregierung hatte versprochen, die Steuern für Konzerne bis 2020 auf 17 Prozent zu senken. Das ist bereits die niedrigste Rate innerhalb der Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20). Und es ist deutlich weniger, als ein britischer Angesteller zahlt. Wer 50 000 Pfund verdient, also etwa 59 000 Euro, hat einen Steuersatz von 40 Prozent.
Mays Geschenk für die Firmen würde andere Länder unter Druck setzen, auch die Steuern zu senken. Den Effekt hat der Internationale Währungsfonds nachgewiesen ( PDF). Die britische Regierung stemmt sich damit gegen den wirtschaftlichen Abgrund, der sich seit dem Brexit auftut. Durch einen ruinösen Steuerwettbewerb zieht London die übrigen EU-Staaten mit in die Tiefe.