Steuerforderung an Facebook-Gründer:Spitzensatz für Zuckerberg

Wäre er doch nur kein echter Unternehmer: Warum auf Facebook-Gründer Zuckerberg mit etwa 1,5 MIlliarden Dollar die größte Steuerforderung der US-Geschichte zukommt - und seine Firma nichts zahlen muss.

Nikolaus Piper

Mark Zuckerberg, Facebook-Gründer und mit 27 Jahren einer der jüngsten Milliardäre der Welt, wird demnächst wohl einen weiteren Rekord einstellen - als größter individueller Steuerzahler der amerikanischen Geschichte. Mit letzter Gewissheit kann das niemand sagen, Steuerstatistiken sind immer lückenhaft, aber alles spricht dafür.

Facebook schafft Abstimmungsmöglichkeiten ab

Facebook-Gründer Zuckerberg muss Milliarden an den Fiskus zahlen.

(Foto: Bloomberg)

Wie indirekt aus dem Prospekt hervorgeht, den Facebook zur Vorbereitung seines Börsenganges bei der Börsenaufsicht SEC hinterlegt hat, muss Zuckerberg einmalig zwei Milliarden Dollar Steuern zahlen, manche Experten errechneten einen Wert von 1,5 Milliarden Dollar.

Zum Vergleich: Die 100 reichsten (steuerehrlichen) Amerikaner zahlten 2009 jeweils durchschnittlich 48 Millionen Dollar. Der zweitreichste Mann der USA, Warren Buffett, der seit langem fordert, dass die Reichen mehr zum Gemeinwesen beitragen, zahlt sieben Millionen Dollar.

Zuckerbergs außerordentliche Steuerrechnung hat viel mit den Ungereimtheiten des chaotischen Steuersystems in den Vereinigten Staaten zu tun. Laut Börsenprospekt hält der Firmengründer 120 Millionen Optionen auf die Facebook-Aktie aus dem Jahr 2005, als das Unternehmen gerade mal ein Jahr alt war. Die Optionen, die damals sechs Cent wert waren, will er noch vor dem Börsengang ausüben. Ihr heutiger Wert liegt bei 40 Dollar. Zusammen erzielen die Optionen also einen Ertrag von 4,8 Milliarden Dollar. Dieser Ertrag muss mit dem Spitzensatz von 35 Prozent versteuert werden, was eine Steuerrechnung von 1,6 Milliarden Dollar ergibt. Zusammen mit der kalifornischen Einkommensteuer von 10,3 Prozent summiert sich die Last auf 2,1 Milliarden Dollar.

Ein wichtiger Punkt dabei: Zuckerberg muss den Spitzensteuersatz nur deshalb bezahlen, weil er echter Unternehmer ist. Wäre er ein Private-Equity-Investor, wie etwa der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney, dann unterlägen seine Einkünfte nur der Kapitalertragsteuer von 15 Prozent. Private-Equity-Firmen können sogar die Gebühren, die sie von ihren Investoren kassieren, als "carried interest" und damit als Kapitaleinkünfte mit 15 Prozent versteuern. Die Regierung Obama wollte diese absurde Gesetzeslücke eigentlich schließen, nahm aber unter dem Druck der Wall Street davon Abstand.

Nun muss man sich um Zuckerberg wegen der Steuern nicht unbedingt Sorgen machen. Sein Anteil an Facebook wird gegenwärtig mit 22 Milliarden Dollar bewertet. Er wird allerdings, so kündigte das Unternehmen an, zur Begleichung der Steuerschulden Aktien verkaufen, was den Kurs anfangs unter Druck setzen dürfte. Langfristig ist Zuckerbergs Milliardensteuer aber sogar gut für die Firma - und schlecht für den Fiskus.

Unternehmen können laut US-Recht Ausgaben für Aktienoptionen von Beschäftigten von der Steuer absetzen. Die ganze Operation wird also dazu führen, dass Facebook als Firma 2011 überhaupt keine Steuern zahlen muss. Das Unternehmen rechnet sogar mit zusätzlichen Abschreibungen von 500 Millionen Dollar, die künftig steuermindernd eingesetzt werden können.

Hinter Zuckerbergs Steuerrechnung steckt also in Wirklichkeit ein Steuerschlupfloch für Firmen. "Wegen dieses Schlupflochs dürfte Facebook keinerlei Unternehmensteuern auf seine Gewinne zahlen, und zwar für eine Generation", sagte der demokratische Senator Carl Levin der New York Times. "Wenn Unternehmen die Abschreibung auf Aktienoptionen benutzen können, um auf Jahre hinaus null Steuern zu zahlen, dann werden die normalen Steuerzahler gezwungen, die Rechnung zu übernehmen."

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