Stellenabbau:Daimler trimmt sich fit

File photo of Mercedes Benz logo before the company's annual news conference in Stuttgart

Mehr Effizienz erhofft sich Daimler durch harte Vorgaben für die Nutzfahrzeugsparte.

(Foto: Michaela Rehle/Reuters)

Der Konzern macht seiner Nutzfahrzeugsparte harte Vorgaben für mehr Effizienz. Vor allem in den Werken in den USA und Mexiko verlieren deshalb Menschen ihre Jobs.

Von Max Hägler, Stuttgart

Mittlerweile scheinen die Tests mit den Robotertrucks schon Routine zu sein: Am Stuttgarter Flughafen lenkt der Fahrer an diesem Vormittag den großen Mercedes-Laster auf die A8, drückt auf einen blauen Knopf - und nimmt die Hände vom Lenkrad: Zumindest auf der rechten Spur lenkt das Gefährt nun selbstständig über die Autobahn mit exakt 80 Kilometern pro Stunde. Noch in diesem Jahrzehnt will Daimler die Systeme verkaufen, bis 2025 sollen sie dann so ausgereift sein, dass der Truckerfahrer nicht mehr in Reichweite des Lenkrades sein muss.

Doch das ist die Zukunft beim Weltmarktführer für Schwerlaster. In der Gegenwart tut sich diese Sparte des Daimler-Konzerns gerade schwer und so haben die Manager die bereits laufenden Sparbemühungen nochmals verschärft. Die Fahrzeugpalette soll bis zum Jahr 2018 um ein Drittel verkleinert werden; in dem großen Werk Wörth am Rhein sollen statt sieben verschiedener Truck-Modelle dann nur noch vier gebaut werden, dafür jeweils in höherer Stückzahl. Zugleich entlässt der Konzern mehrere Tausend seiner weltweit 84 500 Mitarbeiter, die in diesem Bereich arbeiten, und macht bemerkenswerte scharfe Vorgaben bei der Effizienz: In den kommenden drei Jahren soll die Herstellungszeit pro Fahrzeug um sage und schreibe 25 Prozent sinken; dazu soll etwa ein neues Procedere beitragen, wie sich Fahrerkabinen zeitsparend zusammenbauen lassen. "Wenn wir wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen wir mit weniger Mitarbeitern mehr Fahrzeuge herstellen", sagt Stefan Buchner, Lastwagen-Chef bei Daimler.

2500 Jobs werden in den USA und in Mexiko gestrichen

Zwar ziehen die Verkäufe in Europa an, um etwa zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr, doch der Preiswettbewerb - etwa mit Volvo, MAN, Scania oder Iveco - sei sehr hart. Und vor allem die Märkte in Amerika machen den Managern Kummer, ein Sechstel weniger Trucks wird Daimler dort wohl in diesem Jahr verkaufen, sagte Daimler-Vorstand Wolfgang Bernhard am Mittwoch in Stuttgart, kurz bevor seine Roboterlastwagen auf die A8 rollten. Insgesamt wird der Konzern damit in diesem Jahr weltweit deutlich unter einer halben Million Lastwagen absetzen; im vergangenen Jahr lag Daimler noch knapp über dieser Marke. Von einer Unternehmenskrise könne dennoch keine Rede sein, beschwichtigte Bernhard: Es werde ein "Superjahr", in einem "unvorteilhaften Umfeld".

Tatsächlich geht es vor allem darum, dass die Rendite, das Verhältnis von Gewinn am Umsatz, nicht wie angestrebt acht Prozent betragen wird - auch das ist ein Aspekt, wenn von Wettbewerbsfähigkeit die Rede ist. Die Rendite bei Scania beträgt zehn Prozent.

Unvorteilhaft ist die Lage in Brasilien, das Land steckt in einer wirtschaftlichen Krise, und so streichen die Schwaben hier 2000 Stellen, nachdem im Vorjahr schon 3200 Jobs weggefallen waren. Aber auch in den USA gehen die Verkäufe wohl um 15 Prozent zurück. Daimler baut und verkauft dort schwere Trucks mit langer Haube unter anderem unter der Marke Freightliner, das Stück zu umgerechnet etwa 100 000 Euro. Ist der Rückgang ein Anzeichen für eine nahende Rezession in den doch eigentlich wirtschaftlich boomenden Vereinigten Staaten? Bei Daimler gibt man sich da sehr vorsichtig: Für solch eine Wertung sei es zu früh, heißt es. Der Truck-Markt in den USA sei im vergangenen Jahr überhitzt gewesen, mehrere Zehntausend Laster mehr als üblich seien abgesetzt worden, nun gehe es wieder auf das Durchschnittsniveau zurück. Die Konsequenz: 2500 Jobs werden in den USA und Mexiko gestrichen, zumeist jene, die im Boom-Jahr 2015 kurzfristig aufgebaut worden seien, sagte Bernhard.

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