Stellenabbau bei der Deutschen Bank:Tausende Jobs in Deutschland in Gefahr

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Die Deutsche Bank spart vor allem im Ausland? Weit gefehlt: Durch einen Umbau der Privatkundensparte sollen hierzulande mehrere tausend Stellen gestrichen werden. Betroffen ist auch die Postbank.

Andrea Rexer, Frankfurt

Ohne Schmerzen werde es nicht gehen, räumte Jürgen Fitschen ein. Als er diesen Satz sagte, saß der neue Co-Chef der Deutschen Bank neben seinem Kollegen Anshu Jain auf dem Podium im Frankfurter Hermann-Josef-Abs-Saal und stellte die Strategie des größten deutschen Geldhauses vor. Das ist nun gerade mal eine gute Woche her. 4,5 Milliarden Euro wollen die neuen Chefs künftig einsparen. Wie viele Stellen den ambitionierten Plänen zum Opfer fallen? Dazu kein Kommentar.

Der Sitz der Deutschen Bank in Frankfurt am Main. Die neuen Chefs, Jürgen Fitschen und Anshu Jain, wollen in Zukunft 4,5 Milliarden Euro einsparen. Wie viele Stellen den ambitionierten Plänen zum Opfer fallen? Dazu kein Kommentar. (Foto: dapd)

Bislang wurde angenommen, dass Jain und Fitschen den Rotstift vor allem im Ausland ansetzen werden. Doch nun legen zwei Dokumente, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen, nahe, dass die Schmerzen bei den deutschen Standorten heftiger ausfallen als gemeinhin gedacht.

Mehrere tausend Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel

In einem ersten Schritt sollen in den Zentralen der Tochter Postbank in Bonn und der Deutschen Bank in Frankfurt 543 Stellen wegfallen; der Betriebsrat ist informiert. Mehr noch: Langfristig stehen mehrere tausend Arbeitsplätze in Deutschland auf dem Spiel. Das lässt sich an einem Umbauplan der Privatkundensparte ablesen. So sollen mittelfristig alle nachgelagerten Dienstleistungen der verschiedenen Deutsche-Bank-Marken im Privatkundensegment unter dem Dach "PBC Banking Service" zusammengelegt werden. Alle Bereiche sollen künftig ein gemeinsames IT-System nutzen. "Dadurch könnten mehrere tausend Stellen wegfallen", sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Die Rede ist von 4000 bis 6000 Stellen.

Dass bei der Postbank über den bereits erfolgten Abbau hinaus Stellen gestrichen werden, trifft die Arbeitnehmervertreter nicht ganz unvorbereitet. Die Integration soll jährlich 770 Millionen Euro einsparen, das geht nicht ohne zusätzlichen Stellenabbau. Es gibt bereits einen Rahmensozialplan, der Anfang 2011 zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretern ausgehandelt wurde. Darin ist beispielsweise festgelegt, dass bis 2014 keine betriebsbedingten Kündigungen stattfinden dürfen. Eine Regelung, die auch für Deutsche-Bank-Mitarbeiter in Deutschland gilt. Der Stellenabbau, der nun ansteht, muss also über ein freiwilliges Programm abgewickelt werden. Derzeit arbeiten in der Postbank-Zentrale 1300 Mitarbeiter.

Die Verhandlungen über den Teilinteressensausgleich für die 543 Mitarbeiter laufen bereits. Betroffen sind unter anderem die Abteilungen Finanzen, Risiko, Controlling, Personal, Treasury, Volkswirtschaftliche Analyse und die Rechtsabteilung. 20 Prozent der Stellen sollen in Frankfurt wegfallen, 80 Prozent in der Postbank - das sind über 400 Stellen in Bonn, über 100 Stellen in Frankfurt.

Dieses Mal trifft der Abbau die Zentralen der Deutschen Bank und der Postbank - und nicht die Filialmitarbeiter. Noch Ende vergangenen Jahres hatten Mitarbeiter von Töchter-GmbHs der Postbank in mehreren Warnstreiks die Arbeit niedergelegt, weil sie schlechteren Arbeitsbedingungen gefürchtet hatten. Der Streit wurde beigelegt, die Mitarbeiter konnten attraktivere Bedingungen heraushandeln.

Genau diese Mitarbeiter sind nun erneut von Veränderungen betroffen. Denn mittelfristig sollen alle nachgelagerten Dienstleistungen der verschiedenen Marken (Postbank, Norisbank, Deutsche Bank) auf die gemeinsame Plattform gehoben werden. Unter dem Dach dieser "PBC Banking Service" werden fünf Bereiche stehen: "Payments & Securities" (Wertpapier-Abwicklung), "Loans & Collections" (Kredit- und Beitragsabwicklung), "Account Management" (Kontomanagement), "Call Center" und "Cash, Print & Receipt Logistics".

Gerüchte im Umlauf

Derzeit gibt es noch eine Vielzahl von Töchter-GmbHs, die Aufgaben wie Kontoeröffnungen, Wertpapier- oder Kreditabwicklungen erledigen: Sie alle würden in der neuen Struktur aufgehen. Gerüchte, dass es hier oder da Zusammenlegungen bei den Töchter-GmbHs geben könnte, waren bereits im Umlauf. Dass die neuen Chefs aber so klar durchgreifen, ist überraschend. Zudem werden die IT-Systeme der Bank auf die Plattform "Magellan" zusammengeführt. Das spart nicht nur Sachkosten, sondern ermöglicht auch Stellenabbau in den IT-Abteilungen.

Die Deutsche Bank bestätigt gegenüber der Süddeutschen Zeitung, dass die nachgelagerten Dienstleistungen in einer neuen Einheit gebündelt werden sollen. "Ein Personalabbau über das hinaus, was mit Arbeitnehmervertretern bereits vereinbart wurde, ist derzeit nicht geplant", so ein Sprecher der Bank. Im Zusammenhang mit der Postbank sei man seit eineinhalb Jahren in konstruktiven Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern über die Personalentwicklung in den kommenden Jahren. Es gebe darüber hinaus keine materiell neue Situation, so der Sprecher weiter.

© SZ vom 21.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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