Steigende Lebensmittelpreise:Wie Indien unter Wetter und Weltmarkt leidet

In Indien sind Tausende Kleinbauern auf der Flucht vor Dürre und Hunger. Sie flüchten in Camps, wo sie von der Regierung Wasser und Futter für ihre Tiere bekommen. Nahrungsmittelspekulation und Biosprit-Produktion treiben die Preise hoch. Die Staatengruppe G 20 schlägt Alarm.

1 / 10
(Foto: REUTERS)

In Indien sind Tausende Kleinbauern auf der Flucht vor Dürre und Hunger. Sie flüchten in Camps, wo sie von der Regierung Wasser und Futter für ihre Tiere bekommen. Nahrungsmittelspekulation und Biosprit-Produktion treiben die Preise hoch. Die Staatengruppe G 20 schlägt Alarm. Wetterexperten bestätigen, was die Bauern in Indien schon längst wussten: Es droht eine Dürre. Der Monsun, der normalerweise im Juni beginnt, lässt Mitte August noch immer auf sich warten. Er bringt 75 Prozent des jährlichen Regens. Deswegen halten sich nun die G-20-Staaten bereit, das Forum für schnelle Koordination auszurufen. Das Gremium war in Folge der von sozialen Unruhen begleiteten Lebensmittelkrise 2007/2008 gegründet worden.

2 / 10
(Foto: REUTERS)

Kleinbauern sind am stärksten von der Dürre betroffen. Insgesamt hängen 600 Millionen Inder von der Landwirtschaft ab - die Hälfte der Bevölkerung. Die Landwirtschaft macht 14 Prozent der Wirtschaftsleistung aus.

3 / 10
(Foto: REUTERS)

Seit drei Monaten geben staatliche Stellen Tierfutter aus. Doch die Zahl der Betroffenen steigt immer weiter, je länger der Regen auf sich warten lässt. Die Regierung hat mittlerweile Schwierigkeiten, die Versorgung aufrechtzuerhalten. Deshalb wird das Gerangel um das Futter an den Ausgabestellen immer erbitterter.

4 / 10
(Foto: REUTERS)

Viele Familien ziehen in Flüchtlingslager. Dort gibt es Wasser und Futter für die Tiere. Zwar sind die indischen Kornspeicher voll genug, um die Lebensmittel-Nachfrage für drei Jahre zu decken. Wenn die Speicher für die Menschen aber voll bleiben sollen, bleibt in diesem Jahr nichts für Tierfutter übrig.

5 / 10
(Foto: REUTERS)

Der Preisindex der Welternährungsorganisation ist im Juli um sechs Prozent gestiegen. Besonders die Preise für Getreide und Zucker sind explodiert. Der Getreidepreisindex im Juli liegt bei 260 Punkten, nur noch 14 Punkte unter dem Allzeit-Hoch von 274 Punkten im April 2008. Damals kam es zu Hungerrevolten in Afrika, Asien und im Nahen Osten.

6 / 10
(Foto: REUTERS)

Der Grund für die gestiegenen Nahrungsmittelpreise ist aber nicht nur die Trockenheit in Indien. Die Zusammenhänge sind längst global. Auch in den USA hat es seit Wochen nicht mehr genug geregnet. Zudem wird 40 Prozent der amerikanischen Maisernte für die Produktion von Biokraftstoffen gebraucht, genau wie 60 Prozent der europäischen Rapsernte. Spekulationen an der Chicagoer Börse, an der auf die Preisentwicklung von Nahrungsmitteln gewettet wird, treiben die Preise weiter in die Höhe.

7 / 10
(Foto: REUTERS)

Nahrungmittelspekulation, Biospritproduktion und Dürre treiben die Preise in die Höhe und diese Frauen dazu, ihre Dörfer in Richtung Flüchtlingscamps zu verlassen. Die G 20 wollen nun in Koordination mit den UN den Preisentwicklungen entgegenwirken, berichtet die Financial Times am Montag.

8 / 10
(Foto: REUTERS)

Doch gerade die Produktion von Biotreibstoffen zu drosseln und damit Getreidemengen für Nahrungsmittel freizugeben, ist politisch schwierig. Die USA verfolgen ein gegensätzliches Ziel: Sie wollen bis 2020 die Menge des jährlich produzierten Biosprits auf 136 Milliarden Liter steigern. Schon jetzt enthält das an amerikanischen Tankstellen angebotene Benzin zehn Prozent Ethanol-Anteil. Getreide, das für die Biosprit-Produktion verwendet wird, fehlt bei den Nahrungsmitteln. Auch deswegen ist dieser Bauer in Indien auf das Tierfutter angewiesen, das die Regierung verteilt.

9 / 10
(Foto: REUTERS)

Der weltweite Getreideverbrauch für Bioethanol hat sich seit 2006 mehr als verdoppelt. Die Welternährungsorganisation warnt davor, dass die Herstellung von Biosprit die Dürre in eine Hungerkrise verwandelt und somot verschärft. Ein republikanischer Abgeordneter hat deswegen einen Gesetzesvorschlag erarbeitet, der die ebenfalls gesetzlich festgelegte Menge an zu produzierendem Ethanol deckeln würde, sollte das Maisangebot einen bestimmten Grenzwert unterschreiten. Unterstützt wird er von Agrarkritikern, Viehzüchtern und Vertretern der Ölindustrie. Während sich Interessenvertreter und Politiker in den fernen USA streiten, holt in Indien die fünfjähige Joshiya Wasser von einem nahegelegenen Brunnen.

10 / 10
(Foto: REUTERS)

Dem Interesse, die Produktion von Bioethanol zu drosseln, stehen andere Interessen gegenüber. Zum Beispiel die der Getreidefarmer: Eine Drosselung der Biosprit-Produktion würde die Getreidepreise in den Keller schicken. In US-Wahlkampf gelten die Bauern des Mittleren Westens als eine wichtige und umkämpfte Wählergruppe.

© Süddeutsche.de/Reuters/dapd/webj - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: