Start-ups:Wo die Einhörner zu Hause sind

Die größten und wertvollsten Start-ups der Welt kommen größtenteils aus den USA und China, zeigt ein Bericht. Deutschland ist in diesem Ranking weit abgeschlagen.

Von Christoph Giesen, Peking

Die größten Start-ups der Welt kommen aus den USA und China. Laut einer Erhebung des Hurun Reports aus Shanghai, existieren 586 sogenannter Einhörner, Start-ups also, die eine Milliarde Dollar oder mehr wert sind. Während Unternehmen aus Europa heillos abgeschlagen sind, stammen 227 dieser Unternehmen aus China. 233 Einhörner haben ihren Sitz in den Vereinigten Staaten - die Volksrepublik ist also fast gleichauf mit den USA, dem Mutterland des Gründertums. Die ersten vier Plätze gehen gar allesamt an chinesische Unternehmen.

Angeführt wird das Ranking von Ant Financial, dem ehemalige Finanzarm von Alibaba. Millionen Bezahlungen werden jeden Tag in China über dessen Dienst Alipay abgewickelt. Dazu scannt man mit dem Smartphone einen QR-Code ein, und das Geld wird transferiert. Hurun bewertet Ant Financial mit 150 Milliarden Dollar. Auf Platz zwei folgt mit 80 Milliarden Dollar Bytedance, jener Konzern, dem die bei Teenagern so beliebte Video-App Tiktok gehört. US-Präsident Donald Trump hatte dieser Tage gedroht, die App in den USA zu verbieten. Inzwischen verhandelt Microsoft mit Bytedance über eine teilweise Übernahme von Tiktok. Den dritten Rang belegt der chinesische Fahrdienstleister Didi mit 55 Milliarden Dollar. Danach Lufax ein chinesisches Finanz-Start-up, an dem der Versicherungskonzern Ping An beteiligt ist. Aktuelle Bewertung: 38 Milliarden Dollar. Erst dann folgen die Amerikaner. SpaceX, die Weltraumfirma von Tesla-Chef Elon Musk und den Onlinebezahldienst Stripe taxiert Hurun auf jeweils 36 Milliarden Dollar und schließlich der Zimmervermittler Airbnb, dessen Bewertung aufgrund des stark reduzierten Tourismus durch die Corona-Krise auf 35 Milliarden Dollar abgerutscht ist.

Start-ups aus Deutschland sind hingegen rar. Erst auf Position 96 finden sich jeweils mit 3,5 Milliarden Euro die Auto 1 Group, nach eigenen Angaben Europas größter Gebrauchtwagenhändler und die Internetbank N 26. Als das Unternehmen 2013 in Berlin gegründet wurde, war die chinesische Start-up-Landschaft noch mindestens so übersichtlich wie in Deutschland. Zwischen 2010 und 2013 gab es in der Volksrepublik pro Jahr genau ein Einhorn. 2014 waren es fünf. 2017 kamen gut 20 weitere chinesische Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Dollar hinzu. Jetzt sind es über 200 Firmen. In einem Land, dessen Regierung das Netz vom Rest der Welt konsequent abschottet.

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