Start-ups:Bescheiden und unterschätzt

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Eine Studie zeigt, dass Gründerinnen von Start-ups deutlich weniger Risikokapital einsammeln als Gründer. Das ist auch deswegen schlecht, weil Frauen aus dem Geld, das sie bekommen, viel mehr machen.

Von Katharina Kutsche, München

Gründerinnen von amerikanischen Start-ups haben in diesem Jahr 2,3 Milliarden US-Dollar an Risikokapital eingesammelt. Das klingt nach viel Geld, doch im Verhältnis zu den Summen, die Männer und gemischte Teams in der Szene bekommen, ist es skandalös wenig: nur 2,2 Prozent. Das berichtet das amerikanische Online-Portal Techcrunch und bezieht sich auf das Analyseunternehmen Pitch Book.

Demnach haben Start-ups, die von einer oder mehreren Frauen gegründet wurden, zwar schon jetzt 391 Deals abgeschlossen und 300 Millionen Dollar mehr eingenommen als im ganzen vergangenen Jahr - ein Rekord. Gründerteams mit Frauen und Männern haben immerhin 13 Prozent vom Kuchen bekommen: Mit einer Summe von 13,2 Milliarden Dollar ist auch das eine Verbesserung zum Vorjahr. Doch insgesamt haben Investoren zwischen Januar und Oktober 96,7 Milliarden Dollar an Gründer verteilt, eine Summe, die nach Einschätzung von Experten zum Jahresende die 100 Milliarden überschreiten wird. Und mehr als vier Fünftel davon gehen an männliche Gründer.

Frauen machen pro investiertem Dollar einen höheren Umsatz als Männer

Dass es für Frauen, die gründen, schwerer ist, an Geld zu kommen, ist nicht neu. Der Anteil an Entscheiderinnen in Venture-Capital-Unternehmen (VC) beträgt weniger als zehn Prozent, und die große Mehrheit an US-VC-Firmen hat gar keine Investorinnen. In diesem Jahr wurden zwar mehr Frauen als bisher in entsprechende Positionen gebracht. Connie Chan etwa, 34-jährige Wirtschaftsexpertin, ist seit dem Sommer Partnerin beim kalifornischen Kapitalgeber Andreessen Horowitz, als zweite Frau in solch einer Stellung in der Firma. Doch bis sich deren Einfluss in der Szene niederschlägt, dauert es offenbar. Die gemeinnützige Organisation Allraise etwa kämpft daher für die Stärkung von Frauen in der Tech-Branche. Ihre Ziele: In den nächsten zehn Jahren soll sich die Zahl der Partnerinnen in Tech-VC-Firmen verdoppeln. Und Start-ups, in denen mindestens eine Frau zum Gründerteam gehört, sollen in den nächsten fünf Jahren 25 statt bisher 15 Prozent Kapital bekommen.

Die geringe Zahl an Investitionen in weibliche Start-ups ist auch deswegen unverständlich, weil Gründerinnen mindestens genauso erfolgreich sind wie Gründer. Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group etwa untersuchte im Sommer gemeinsam mit dem Accelerator Mass Challenge 350 Start-ups. 258 wurden von Männern gegründet, 92 von Frauen ge- oder mitgegründet. Ging es um Kapital, schnitten die Frauen deutlich schlechter ab und sammelten weniger als die Hälfte dessen ein, was die Männer bekamen - in US-Dollar ein Unterschied von über einer Million. In einer Langzeitbetrachtung von fünf Jahren gingen die Frauen mit dem Geld aber besser um: Sie erzielten einen höheren Umsatz als die Männer. Rechnet man also um, wie effektiv Unternehmen arbeiten, generierten die Gründerinnen pro investiertem Dollar 78 Cents, die Gründer dagegen nur 31 Cents.

Die Studie zeigt mehrere Gründe für die geringe Investitionsbereitschaft von Kapitalgebern. Zum einen fragen Gründerinnen von vornherein nach weniger Geld, während Männer eher dazu neigen, sich selbst und ihren Kapitalbedarf zu überschätzen. Zum anderen verstehen Investoren die Produkte von Frauen für Frauen häufig nicht. Zudem wird Gründerinnen weniger technisches Grundwissen zugetraut.

© SZ vom 06.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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