Start-up:Mehr Platz für Yoga

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Eine finnische Gründerin vermittelt leerstehende Räume. Dabei geht es vor allem auch darum, alte Gewohnheiten zu ändern.

Interview von Silke Bigalke

SZ: Woher kam die Idee für Ihr Start-up?

Kirsi Hulkkonen: Die hatte ein Kollege vor einigen Jahren. Er ist für die Arbeit viel gereist. Immer wenn er in einer Stadt war, hätte er gern einen Platz gehabt, wo er sich mit seinem Laptop ein, zwei Stunden hinsetzen könnte. Und er hat all die leeren Büroräume gesehen, in denen niemand saß.

Wie kommen diese leeren Räume in Ihr Buchungsportal?

Wir fragen gezielt bei Versicherungsunternehmen, Immobiliengesellschaften, Hausgemeinschaften, verschiedenen Geschäftsketten, die alle leere Flächen haben. In Einkaufszentren gibt es viele kleine Geschäfte, die für eine Weile leer stehen, wenn der Besitzer wechselt. Wir wollen alle möglichen Flächen einschließen, auch Parkplätze, Lagerräume, sogar Boote.

Boote, wirklich?

Warum nicht? Aber bisher gibt es noch keine im System, vielleicht in Zukunft. Wir haben Parkplätze in Helsinki, die die Leute während des Tages vermieten, wenn sie mit dem Auto zur Arbeit fahren, oder in den Ferien. Wer seinen Raum auf Flextila anbietet, kann bestimmen, zu welcher Zeit und wie lange er verfügbar ist. Die Kunden buchen online. Verzweifelt gesucht werden größere Räume für Sportgruppen, Yoga und so, oder Theater-Gruppen.

Wie überzeugen Sie Unternehmen davon, Theatergruppen oder Firmen in ihre Gebäude zu lassen, wenn niemand da ist?

Manche Besitzer sind sofort bereit, etwas Neues auszuprobieren. Andere, vor allem die großen traditionellen Unternehmen, zögern. Sie fragen sich, ob es ihrem Ruf schadet. Manche machen sich auch Sorgen um die Sicherheit. Aber die Kunden buchen online und zahlen im Voraus, wir haben also ihre Daten und Bankverbindung. Es ist sicher. Bisher ist auch noch nichts kaputt gegangen. Es geht also vor allem darum, alte Gewohnheiten zu ändern.

Und wenn jemand etwas stiehlt?

Die Eigentümer der Räume müssen versichert sein. Schauen Sie sich Airbnb an. Da dachten die Leute auch erst: Was, ich soll meine Wohnung einem völlig Fremden überlassen? Jetzt funktioniert es sehr gut.

Wo finden Sie Platz für Sportgruppen?

Den Gemeinden und Städten gehören die Schulgrundstücke, und die sind wirklich unausgelastet. Die Schüler sind dort bis vier Uhr nachmittags. Am Abend, am Wochenende, in den Ferien sind die Schulen leer, also versuchen wir sie zu nutzen. Aber es gibt immer noch Widerstand. Oft wollen die Schulen alles so machen wie immer. Auch wenn das bedeutet, dass eine Person dort am Abend mit dem Schlüssel sitzen und auf denjenigen warten muss, der reinwill. Wir können ein digitales Schloss am Eingang installieren. Personen, die einen Raum mieten und dafür zahlen, bekommen dann einen Code, um es zu öffnen. Gut läuft das etwa in Salo, wo Nokia und Microsoft ihren großen Campus hatten. Über Flextila kann man dort jetzt die Konferenzräume mieten, ein Auditorium, Technikräume, Garagen und natürlich eine Sauna.

Lohnt sich der Aufwand?

Wir bekommen 15 Prozent Kommission für bezahlte Buchungen. Der Eigentümer muss die Basisinformationen ins Netz stellen, ein Foto, wie viele Personen in den Raum passen, zu welcher Zeit er verfügbar ist, ob es Kaffeemaschine und Wifi gibt.

© SZ vom 12.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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