Start-up-Finanzierung:Geld für Gründer

Innovative Gründer investieren oft sehr viel Geld in die Umsetzung ihrer Ideen. Welche Initiativen den Start-ups die Finanzierung erleichtern.

Von Norbert Hofmann

In der TV-Gründershow von Vox freuen sich Jungunternehmer über reges Interesse an ihren Ideen und über stattliche Kapitalspritzen. "Die Höhle der Löwen" spiegelt die Realität allerdings nur sehr bedingt wider. Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter 150 Start-ups sieht sich mehr als die Hälfte von ihnen durch Finanzierungsprobleme, aber auch durch bürokratische Hürden gehemmt. Start-ups sind innovative Gründer, die viel Geld in die Entwicklung ihrer Ideen investieren müssen. Welche Ansprechpartner, Netzwerke und Initiativen können helfen?

In Deutschland ist der staatlich initiierte High-Tech-Gründerfonds (HTGF) ein gefragter Ansprechpartner. Gründer können sich an die Venture-Capital-Gesellschaften der Bundesländer wenden, die oft gemeinsam mit dem HTGF investieren und private Investoren mobilisieren. Die Venture-Capital-Gesellschaft des Freistaats Bayerns stellt Unternehmen in der Frühphase etwa durchschnittlich 250 000 bis eine Million Euro zur Verfügung. "Wir machen durch unsere Beteiligungen aussichtsreiche Start-ups sichtbar und öffnen ihnen Türen", sagt Roman Huber, einer der Geschäftsführer von Bayern Kapital.

Nach den Erfahrungen der Finanzkrise scheuen Investoren allzu hohe Risiken

Hinzu kommen vermögende Einzelinvestoren, die oft auch unternehmerische Erfahrung einbringen. Der Staat erstattet diesen Business Angels bei einer Beteiligung von mindestens 10 000 Euro an einem Start-up ein Fünftel ihrer Investition steuerfrei zurück. Um noch mehr Anreize zu schaffen, soll die förderfähige Investitionssumme nun auf 500 000 Euro verdoppelt werden. Dennoch fehlt es vor allem an großen institutionellen Anlegern, die über Venture-Capital-Fonds in Start-ups investieren. Erhebungen der Beratungsgesellschaft EY zufolge lag Deutschland mit 249 Risikokapitalinvestitionen im ersten Halbjahr 2016 wieder ein gutes Stück hinter Frankreich und Großbritannien.

Dabei bietet der Standort in vieler Hinsicht hervorragende Voraussetzungen für Gründer. "Deutschland verfügt über eine sehr gute Finanzierung und Förderung wissenschaftlicher Institute ebenso wie über leistungsstarke Hochschulen mit einer hochqualifizierten Ausbildung", sagt Michael Motschmann, General Partner der Beteiligungsgesellschaft MIG AG.

Innovative Cluster haben zudem die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft verbessert. Warum aber halten sich internationale Kapitalgeber dennoch zurück? "Nicht wenige Investoren insbesondere aus den USA empfinden das Übermaß an Bürokratie als Hindernis", sagt Motschmann. Er verweist auf den erfolgreichen Serienunternehmer Andreas von Bechtolsheim. Der hat zwar auch den Google-Gründern einst zu Startkapital verholfen, wegen der vielen Regulierungen in Deutschland jedoch lieber auf Firmengründungen verzichtet.

Nach den Erfahrungen der Finanzkrise scheuen Investoren allzu hohe Risiken. Zwar finden sich für webbasierte Geschäftsmodelle genügend Kapitalgeber. Solche Start-ups lassen sich in relativ kurzer Zeit zur Marktreife bringen. "Eher zurückhaltend sind Investoren bei langfristig angelegten Entwicklungen wie etwa in der Biotechnologie oder in High-Tech-Bereichen, in denen das Know-how deutscher Ingenieure eine große Rolle spielt", sagt Motschmann.

Er hat andererseits die Erfahrung gemacht, dass die Geschäftsmodelle an Qualität gewonnen haben. Das liegt auch daran, dass den Gründern immer häufiger Unternehmer zur Seite stehen, die selbst einmal mit einem Start-up erfolgreich waren. Zudem wird an den Entrepreneur-Zentren von Hochschulen mehr unternehmerisches Know-how vermittelt und der Bund hilft mit seinem EXIST-Programm. Dieses hält für Studierende und Wissenschaftler, die innovative Ausgründungen vorantreiben, Stipendien bereit. Die KfW und die Förderinstitute der Länder wiederum stellen Gründern Kredite zur Verfügung.

Dennoch gibt es Optimierungsbedarf. "Der Mittelstand wird noch unzureichend in das Gründungsgeschehen eingebunden", sagt Thomas Kathöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) in Köln. Die Aif ist ein Innovationsnetzwerk, das die Kooperation von mittelständischen Unternehmen und die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft vorantreibt. "Die Firmen, die mit den Marktbedürfnissen vertraut sind, können von den Ideen junger Gründer profitieren und würden ihnen auch gerne in der Startphase zur Seite stehen", sagt Kathöfer. Nur: Oft fehlen die finanziellen Ressourcen und beide Seiten lernen sich nicht einmal kennen.

Die AiF hat deshalb einen Innovationsklub ins Leben gerufen, der Begegnungsmöglichkeiten für Mittelständler und Start-ups schafft. Die Initiative soll nun zu einer bundesweiten Matching-Agentur ausgebaut werden. Ebenso will die AiF darauf dringen, das von ihr koordinierte Förderprogramm Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF) um ein Modul für Gründer zu erweitern. "Über IGF-Start könnten wir Unternehmen, die mit einem Start-up bei klarer Zielsetzung konkret zusammenarbeiten, durch Mittel aus der EXIST-Förderung unterstützen", sagt Kathöfer.

Auf Landesebene gibt die Politik weitere Anstöße. So stellt Bayern Fördermittel für die Etablierung digitaler Gründerzentren bereit. "Die Leiter dieser Gründerzentren kennen ihr Umfeld sehr genau und können dann durch persönliche Empfehlungen die geeigneten Partner zusammenbringen", erläutert Roman Huber von Bayern Kapital. Der im Frühjahr 2015 von Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner initiierte "Wachstumsfonds Bayern" soll zudem das Zusammenspiel von staatlichen und privaten Mitteln fördern, wenn es um Anschlussfinanzierungen nach der Startphase geht.

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