Raumfahrt:Space-X verliert „Starship“-Rakete

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Verglühende Trümmerteile der „Starship“-Rakete sind über den Turks- und Caicosinseln östlich der Bahamas in der Karibik zu sehen. (Foto: Marcus Haworth@marcusahaworth/REUTERS)

Der siebte Testflug dauerte am Donnerstag nur achteinhalb Minuten, dann gaben die Ingenieure das „Starship“ verloren. Dafür gelang es zum zweiten Mal, die untere Stufe der Rakete an der Startrampe einzufangen.

Von Dieter Sürig

Des einen Freud, des anderen Leid: Rund 15 Stunden nach dem erfolgreichen Erstflug der neuen Großrakete New Glenn des Raumfahrtunternehmens Blue Origin von Jeff Bezos musste sein Rivale Elon Musk mit der Riesenrakete Starship einen Rückschlag hinnehmen. Beim siebten Testflug des rund 120 Meter großen Starship ging die Rakete am Donnerstag nach etwa achteinhalb Minuten verloren, wie im Livestream von Space-X zu sehen war, sie wurde zerstört.

Damit war der Flug nach Bloomberg-Angaben der kürzeste Testflug seit November 2023, als die Rakete bei ihrem zweiten Start bereits nach acht Minuten verloren gegangen war.

Der Booster landete mit Hilfe der Fangvorrichtung Mechazilla wieder erfolgreich auf der Startrampe. (Foto: Eric Gay/AP)

Das Starship war um 16.37 Uhr Ortszeit von der Rampe im texanischen Boca Chica gestartet. Der Flug verlief zunächst planmäßig. Knapp sieben Minuten nach dem Start landete die Unterstufe mit den 33 Triebwerken mithilfe der Fangvorrichtung Mechazilla wieder auf der Startrampe. Dies gelang zum zweiten Mal und ist ein wichtiges Detail, um die Unterstufe schnell wieder verwenden zu können. Währenddessen hatte die Oberstufe mit sechs Triebwerken eine Höhe von rund 145 Kilometer und eine Geschwindigkeit von 21 000 Kilometer pro Stunde erreicht.

Wenig später verlor das Kontrollzentrum den Kontakt zum Starship, die Flugdaten auf dem Livestream froren ein. Kommentatoren des Livestreams meldeten kurz darauf, dass die Rakete „verloren“ sei, nachdem die Kommunikation abgebrochen war. Space-X sprach später von einer „schnellen, ungeplanten Demontage“, die Ingenieure würden die Daten des Testflugs auswerten, um die Ursache zu ermitteln.

In einem Tweet von Musk war von einem Leck die Rede. Er zeigte sich optimistisch, den nächsten Testflug des Starship schon im Februar starten zu können. Space-X steht unter zeitlichen Druck, da die Nasa das Starship braucht, um mit der Mission Artemis 3 erstmals seit 1972 wieder Astronauten auf dem Mond zu landen. Die Nasa hatte erst im Dezember angekündigt, diese Mission auf Mitte 2027 zu verschieben – jedoch wegen Problemen mit dem Hitzeschild der Astronautenkapsel Orion.

Bloomberg zufolge hat die US-Luftfahrtbehörde FAA (Federal Aviation Administration) allerdings angekündigt, den Unfall zu prüfen. Im Sommer vorigen Jahres hatte die FAA Zwischenfälle mit der Rakete Falcon 9 untersucht, weshalb Space-X zeitweise Starts aussetzen musste. Die FAA habe am Donnerstag Flugzeuge in der Nähe der Absturzstelle umgeleitet. So hätten Flugzeuge der Gesellschaften Jetblue und American Airlines den Trümmern ausweichen müssen. Nach Angaben des Fachmagazins Space News sind Teile des Starship über den Bahamas niedergegangen.

Die Rakete sollte Dummy-Satelliten im All aussetzen

Ziel der Testmission war es diesmal vor allem, zehn Dummy-Satelliten im All auszusetzen, um damit die Platzierung von Starlink-Satelliten zu simulieren. Space-X zufolge ist für diesen Flug der Hitzeschild der Rakete verbessert worden, um die extreme Hitze beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre abzufangen. Ferner seien Antriebssystem und Flugcomputer verbessert worden, zudem gebe es zusätzliche Kameras für die Flugüberwachung. Erstmals hatte Space-X auch ein gebrauchtes Triebwerk verbaut, es war bereits beim fünften Testflug im Einsatz. Das Starship sollte nach dem Flug wassern. Langfristiges Ziel ist die komplette Wiederverwendbarkeit der Rakete.

Die „Starship“-Rakete beim Start am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) in Boca Chica, Texas. (Foto: Eric Gay/dpa)

Seit dem ersten Testflug, bei dem das Starship im April 2023 in etwa 39 Kilometern Höhe gesprengt worden war, hatte Space-X zunächst zwei weitere Raketen verloren, aber dann kontinuierliche Fortschritte mit der Riesenrakete gemacht. Dabei war das Starship zum Ende des Fluges auch jeweils planmäßig im Meer niedergegangen.

Am Donnerstagmorgen deutscher Zeit hatte die Raumfahrtfirma Blue Origin von Jeff Bezos ihre 98 Meter große Rakete New Glenn erstmals in die Erdumlaufbahn gebracht. Dabei setzte die Rakete ein Testmodul für die geplante Plattform Blue Ring im All aus, die Servicedienste für Satelliten im Erdorbit ermöglichen soll. Auch bei diesem Premierenflug ging etwas schief: Die wiederverwendbare Unterstufe ging bei dem Versuch verloren, auf einer Plattform im Meer zu landen.

Sowohl das Starship als auch New Glenn könnten eines Tages innerhalb des Nasa-Mondprogramms Artemis Astronauten zum Mond bringen.

Der Autor hat den Artikel am Freitag aktualisiert.

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