Eine "Geschäftsbank" entspricht in Roubinis Welt genau der populären Vorstellung von einer Bank: Sie leiht Geld an Firmen und Privatleute und refinanziert sich durch Kundeneinlagen, die teilweise staatlich versichert werden. Sie sollen genau das tun und nichts anderes. Verboten werden soll ihnen zum Beispiel ein bis vor kurzem hochprofitables Geschäftsfeld: kurzfristige "Repo-Kredite" an Investmentbanken. Diese waren 2008 ein wichtiger Ansteckungsweg, über den sich die Finanzkrise ausgebreitet hat. Investmentbanken sollen sich auf ihr Kerngeschäft beschränken: die Beratung von Unternehmen bei Finanzfragen wie der Emission von Anleihen und Aktien. Wenn sie in langfristige Anlagen investieren wollen, müssen sie sich das Geld über eigene Anleihen oder Aktien beschaffen; kurzfristige Kreditaufnahme ist ihnen ebenso verboten wie spekulativer Eigenhandel. Dieser ist ausschließlich Hedgefonds vorbehalten.
Sie dürfen machen was sie wollen - solange sie keine kurzfristigen Kredite aufnehmen. Genau dadurch aber wird ihr Geschäft weniger profitabel. Vieles an Roubinis Drei-Klassen-Welt wird schwierig zu regeln sein. So ist die Grenze zwischen Geschäften im Kundenauftrag und dem Eigenhandel der Bank weniger scharf als Roubini unterstellt. Trotzdem ist sein Vorschlag der präziseste und in sich schlüssigste unter allen, die bisher zum Problem "Too Big to Fail" vorgelegt wurden. "Das Finanzsystem, das wir hier beschreiben, ist sauber parzelliert, keimfrei - und langweilig", schreiben die Autoren. "Doch genau das ist das Ziel."
Weg mit dem Greenspan-Put
Roubinis Vorschläge zur Vorbeugung vor neuen Spekulationsblasen sind weniger spektakulär, aber sie erfordern ein Umdenken in den Notenbanken. Seit den achtziger Jahren war es Konsens zumindest in der US-Zentralbank Fed, dass man Blasen nicht bekämpfen kann, weil man sie nicht genau definieren kann. Stattdessen sollte die Notenbank, so die Überzeugung, nach dem Platzen einer Blase aggressiv Geld in das System pumpen, um einen Absturz des Finanzsystems zu verhindern. Diese Ideologie ging als "Greenspan-Put" in den Sprachgebrauch der Wall Street ein. Der frühere Fed-Chef Alan Greenspan stellte den Finanzmärkten eine Art Versicherung aus: Sie konnten nach Herzenslust spekulieren, denn wenn etwas schief ging, stand ja die Fed bereit.
Greenspans Nachfolger Ben Bernanke tat es ihm nach, zuletzt im gigantischen Maßstab. Diesen Greenspan-Put will Roubini beenden: Die Notenbank soll bei steigenden Aktienkursen und Immobilienpreisen nicht nur früher mit Zinserhöhungen beginnen, sie soll auch mit quantitativen Maßnahmen einschreiten und etwa die Banken zu höheren Mindestreserven zwingen. Die Instrumente dazu sind längst vorhanden, aber sie wurden bisher nie eingesetzt.
Dr. Dooms Rezepte würden das Spiel der Finanzmärkte von Grund auf ändern. Und so wie die Stimmung in der Öffentlichkeit ist, haben sie eine gute Chance, auch angewendet zu werden.