Standard Chartered:Aktionäre strafen Großbank für Iran-Deals ab

Tiefer Fall: Die Aktie der Bank Standard Chartered brach zeitweise um 26 Prozent ein. Die Anleger sind verunsichert, denn die Bank könnte ihre Lizenz verlieren. Sie soll mit Iran verdeckt Geschäfte abgewickelt haben. Standard Chartered wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Es ist der größte Tagesverlust in der Unternehmensgeschichte. Die Aktien der britischen Bank Standard Chartared fielen zeitweise um 26 Prozent. Die Bankenaufsicht New York State Department of Financial Services wirft der nach Börsenwert aktuell viertgrößten Bank der Welt vor, verbotene Deals mit Iran gemacht zu haben. Nun könnte das Geldhaus, das vor allem in Schwellenländern aktiv ist, im schlimmsten Fall seine Banklizenz in den USA verlieren.

File photo of the logo of Standard Chartered at its Singapore office at the Marina Bay Financial Centre

Standard Chartered macht viele Geschäfte in Afrika und Asien: hier das Büro in Singapur.

(Foto: REUTERS)

Standard Chartered soll der US-Behörde zufolge (PDF-Datei) über fast zehn Jahre verdeckt Transaktionen mit Iran im Volumen von 250 Milliarden Dollar getätigt haben. Die Bank habe "das US-Finanzsystem anfällig für Terroristen, Waffendealer, Drogenbosse und korrupte Regime gemacht", sagte Benjamin Lawsky, der den Fall für die Behörde untersucht. Dabei habe die Bank in Kauf genommen, Gesetze zu brechen, um hunderte Millionen von Dollar an Gebühren zu kassieren. Außerdem werde untersucht, ob Standard Chartered in der Vergangenheit auch mit Ländern handelte, die von den USA sanktioniert wurden, darunter Libyen, Myanmar und Sudan, zitiert die britische Zeitung Guardian Lawsky.

Die USA sanktionieren Finanztransaktionen mit Iran seit 1979. Begrenzter, stark kontrollierter Handel allerdings war zunächst dann erlaubt, wenn das Geld nicht auf iranischen Banken landete. 2008 verbot das US-Finanzministerium solche Transaktionen wieder, weil die USA Iran verdächtigen, mit ihren Banken Nuklearwaffen und Gruppen zu finanzieren, die die USA als terroristisch einstufen. Die Behörde beschuldigt in ihrem Bericht Standard Chartered, verschleierte Identitäten ihrer iranischen Kunden an die New Yorker Niederlassung weitergegeben zu haben.

Die Bank wehrt sich gegen die Vorwürfe. Standard Chartered sei der Ansicht, "die Einschätzung der Behörde stellt kein umfassendes und akkurates Bild der Fakten dar". Sie habe immer im Sinne der Gesetze der USA gehandelt. Mehr als als 99,9 Prozent der Transaktionen mit Iran hätten mit den Sanktionsregelungen übereingestimmt. Lediglich bei Geschäften im Umfang von 14 Millionen Dollar sei dies nicht der Fall gewesen.

Die US-Aufsicht hatte die Londoner Zentrale der Bank den Unterlagen zufolge schon 2006 wegen der Iran-Geschäfte angemahnt. Daraufhin habe Standard Chartered geantwortet: "Ihr verdammten Amerikaner. Wer seid ihr schon, dass ihr uns und dem Rest der Welt sagen könnt, dass wir keine Geschäfte mit Iranern machen können."

Sprachlich feiner definiert Standard Chartered ihr Selbstbild mit dem Slogan "Gekommen, um Gutes zu tun". Sie ist eine Bank, die in der Branche auffällt: Während der Finanzkrise machte sie Gewinne. Im Gegensatz zu vielen anderen Häusern konzentriert sie ihre Geschäfte nicht nur auf Europa und die USA. Sie ist in 24 asiatischen und 15 afrikanischen Ländern vertreten, und hat zahlreiche Niederlassungen in Südamerika und im Nahen Osten - seit 1993 auch in Iran.

Linktipp: Der Guardian erklärt, was den Fall Standard Chartered von den Skandalen anderer britischer Banken unterscheidet und welche Geschäfte genau das Institut nun in Schwierigkeiten bringen.

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