Staatshilfe für Arcandor:Demonstrative Zuversicht

Der Handelskonzern Arcandor ist nach Gesprächen mit der Regierung zuversichtlich, dass er Staatshilfe bekommt. Das stößt einigen Konkurrenten sauer auf.

In den Verhandlungen über Staatshilfen für den Karstadt-Mutterkonzern Arcandor demonstriert Vorstandschef Karl-Gerhard Eick weiter Zuversicht. Eick sagte im ARD-Morgenmagazin, die Gespräche mit dem Bürgschaftsausschuss des Bundes am Donnerstag seien sehr gut verlaufen. Sie würden kommende Woche fortgesetzt.

Arcandor, AP

Der Handelskonzern Arcandor ist zuversichtlich, dass er Staatshilfen bekommt. Konkurrenten sehen eine mögliche Unterstützung des maroden Unternehmens kritisch.

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Eick zeigte sich überzeugt, dass das Unternehmen mit Staatshilfe überleben könne. Der Handels- und Touristikkonzern habe ein langfristiges Unternehmens- und Finanzierungskonzept vorgelegt. Arcandor könne auf die Unterstützung der Eigentümer, Zulieferer, Pensionsfonds und Mitarbeiter zählen.

Die Vermieter der Karstadt-Warenhäuser seien bereit, die Belastung für das Unternehmen zu reduzieren. Dabei gehe es weder um eine Stundung noch um eine Minderung der Mietzahlungen, sagte ein Konzernsprecher. Einzelheiten nannte er nicht.

Kredit von Sal. Oppenheim

Zudem stellte die Privatbank Sal. Oppenheim zur Sanierung von Arcandor einen Kredit von bis zu 70 Millionen Euro in Aussicht. Das Darlehen selbst sei nicht an Staatsbürgschaften geknüpft, betonte ein Sprecher. Es komme aber nur dann zustande, wenn der Rest des Finanzierungskonzeptes stehe.

Arcandor muss bis zum 12. Juni Kredite in Höhe von 650 Millionen Euro refinanzieren. Andernfalls droht dem Konzern mit 50.000 Beschäftigten nach eigener Darstellung die Insolvenz.

Mögliche Staatshilfen für Arcandor stoßen allerdings vor allem bei den Konkurrenten des angeschlagenen Essener Unternehmens auf scharfe Kritik. Karl-Erivan Haub, Chef der Handelskette Tengelmann bewertete mögliche Staatshilfen für den seit Jahren kriselnden Wettbewerber als einen "Schlag ins Gesicht aller Unternehmer, die ordentlich gewirtschaftet haben".

Der Wirtschaftsweise Christoph Schmidt befürchtet einen "Dammbruch", wenn der Staat Arcandor wirklich hilft. Der Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) betonte im Gespräch mit der WAZ: "Die Prüfung muss vor allem eine Frage beinhalten: Wenn ich einer einzelnen Firma helfe, welchen anderen schade ich dann?". Der Wegfall eines Unternehmens sei zwar schmerzhaft für die Beschäftigten, nutze aber den Wettbewerbern.

Metro-Chef stellt Konzept vor

Die Bundesregierung selbst hält sich in Bezug auf Staatshilfen für Arcandor alles offen: Der Bürgschaftsausschuss habe noch keine Empfehlung in die eine oder andere Richtung ausgesprochen, hieß es am Freitag von zwei Personen aus dem Umfeld der Gesprächsteilnehmer.

Unterdessen wurde in den Verhandlungen, die Arcandor parallel mit dem Warenkonzern Metro über einen Zusammenschluss von Karstadt und der Metro-Tochter Kaufhof führt, ein erstes Konzept vorgestellt.

Der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge sieht das Konzept von Metro-Chef Eckhard Cordes vor, dass bei einer Fusion 5000 Vollzeitstellen und rund 40 Filialen wegfallen. Cordes habe diese Zahlen bereits in Berlin präsentiert, berichtete das Blatt unter Berufung auf Regierungskreise.

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