Süddeutsche Zeitung

Staatsanwaltschaft Stuttgart:Neue Anklage gegen früheren Porsche-Chef Wiedeking

  • Wiedeking soll beim Machtkampf um VW die Börse wiederholt getäuscht haben.
  • Der Ex-Porsche-Chef weist das zurück und attackiert über seine Anwälte die Ermittler vehement.
  • Nun ist der planmäßige Verlauf des Ende Juli beginnenden Prozesses angeblich gefährdet.

Von Klaus Ott

Kurz vor Beginn des Prozesses gegen Ex-Porsche-Chef Wendeling Wiedeking und den früheren Finanzchef des Sportwagen-Herstellers, Holger Härter, legt die Staatsanwaltschaft Stuttgart nach. Die Strafverfolger haben eine weitere, zweite Anklage wegen Marktmanipulation vorlegt. Für den bereits angesetzten Strafprozess gegen die beiden Ex-Manager, der am 29. Juli beim Landgericht Stuttgart beginnt, kommt die neue Anklageschrift eigentlich zu spät.

Die Anwälte von Wiedeking und Härter glauben allerdings, die zusätzliche Anklage werde sich auf das aktuelle Gerichtsverfahren auswirken. Die Verteidiger unterstellen der Staatsanwaltschaft, bewusst den planmäßigen und zügigen Verlauf des Prozesses zu gefährden.

Was die Staatsanwaltschaft Wiedeking vorwirft

Auch die neue Anklage dreht sich um den 2009 gescheiterten Versuch von Wiedeking und Härter, mit dem kleinen Sportwagen-Hersteller Porsche den vielfach größeren VW-Konzern zu übernehmen. Die beiden Manager hatten nach der gescheiterten Attacke auf VW bei Porsche gehen müssen.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart wirft Wiedeking und Härter vor, in einer Porsche-Pressemitteilung vom 26. Oktober 2008 die Börse nur unvollständig über den Übernahmeplan bei VW unterrichtet zu haben. Porsche habe nur über Kaufoptionen (Calls) informiert, nicht aber über Verkaufsoptionen (Puts). Aus Sicht der Strafverfolger ist das ein nicht unwesentliches Detail.

Worum es in der ersten Anklage geht

In der ersten Anklage, die ab Ende Juli beim Landgericht verhandelt wird, geht es dagegen um Grundsätzliches. Porsche soll bereits im März 2008 den Entschluss gefasst haben, VW zu übernehmen, dies aber bis Oktober 2008 den Aktionären verschwiegen haben. Wiedeking und Härter hätten also, glauben die Ermittler, die Börse getäuscht. Das erfülle den Tatbestand der Marktmanipulation.

Die beiden früheren Porsche-Manager wiesen das ebenso zurück wie die zweite Anklage wegen der Pressemitteilung vom 26. Oktober 2008. Die Verteidiger sprechen von einer nachgeschobenen Anklage mit ersichtlich konstruierten, sachlich falschen und haltlosen Vorwürfen.

Wiedekings Verteidiger behaupten sogar, die Stuttgarter Strafverfolger ließen sich von Spekulanten "instrumentalisieren", die beim Übernahmekampf zwischen Porsche und VW Milliardenbeträge verloren hatten. Und die sich nun mit "Schützenhilfe" der Ermittler darum bemühten, "ihren Wetteinsatz wieder hereinzuholen". Diese Rechnung werde nicht aufgehen, behaupten die Anwälte.

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