Süddeutsche Zeitung

Staatsanwaltschaft im Fall Zumwinkel:"Promibonus gibt es nicht"

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Am Donnerstag klingelten sie an Zumwinkels Tür: Die Bochumer Wirtschaftsstaatsanwälte gelten als "die scharfen Hunde vom Revier". Das finden sie aber gar nicht so gut.

Hinter den Steuer-Ermittlungen der Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftssachen gegen Klaus Zumwinkel steht der Name einer Frau: Die 53-jährige Margrit Lichtinghagen leitet die Ermittlungen gegen den Bonner Postchef. Mit einem Haftbefehl in der Tasche und einem Tross von Ermittlern besuchte die Wirtschaftsspezialistin Zumwinkel am Donnerstag in seiner Kölner Villa und nahm ihn anschließend zur Vernehmung nach Bochum mit. Präsentieren musste sie dem Wirtschaftskapitän das Papier nicht. Er kam freiwillig mit.

Seit fast zehn Jahren ist Lichtinghagen deutschen Steuersündern auf der Spur, die über Stiftungen in Liechtenstein Kapitalerträge an den heimischen Finanzämtern vorbeimogeln wollen. Übermäßigen Respekt bringen die "Leitwölfin und ihr Rudel", so am Freitag die Beschreibung der Financial Times - ihrem Klientel nicht entgegen. Die Wirtschaftsermittler aus dem Ruhrgebiet schrecken nämlich kaum zurück, Haftbefehle und Untersuchungshaft zu beantragen.

"Die schärfsten Ermittler"

Besonders die zweifache Mutter Lichtinghagen und Oberstaatsanwalt Bernd Bienioßek, der auch Sprecher der Wirtschaftsermittler ist, haben sich einen bei betuchten Steuersündern Angst einflößenden Ruf erworben. "Sie gelten als die schärfsten Ermittler. Einen Promibonus gibt es bei Ihnen nicht", sagt ein renommierter Steueranwalt aus dem Ruhrgebiet.

Dass ausgerechnet Staatsanwälte aus dem Revier illegalen Geldflüssen in das Alpen-Fürstentum nachgehen, kam eher zufällig zustande. Vor mehreren Jahren hatte ihnen ein Unbekannter einen riesigen Datensatz aus Liechtenstein zugespielt.

Mit Hilfe der CD-ROM konnten die Wirtschaftsspezialisten unter den Staatsanwälten viele Fälle aufklären, in denen über Stiftungen in dem Kleinstaat Steuern hinterzogen wurden. Vor einiger Zeit berichteten die Bochumer, dass Dank ihrer Ermittlungen mehr als 75 Millionen Euro an Einkommens- und Erbschaftssteuer doch noch in der Staatskasse gelandet seien.

Es dürfte noch andere Prominente treffen

Die Bochumer Wirtschaftsstaatsanwälte gelten als besonders hartnäckig. Bereits vor zehn Jahren überschrieb die Wochenzeitung Die Zeit einen Bericht über die Ermittlungen gegen prominente Wirtschaftskriminelle mit dem Titel: "Die scharfen Hunde vom Revier".

Glücklich waren die Ermittler darüber nicht so ganz: "Das sieht dann so aus, als wenn andere Staatsanwälte weniger hart ermitteln", sagt heute ihr Sprecher, Bernd Bienioßek.

Immerhin gibt es vier solcher Schwerpunktbehörden in Nordrhein-Westfalen. Die Kölner und Düsseldorfer können jetzt in Sachen Liechtensteiner Stiftungen nachziehen. Sie arbeiten Hand in Hand mit den Bochumern zusammen, um Hunderte neuer Verfahren abzuarbeiten.

Dann dürfte es auch wieder Prominente treffen. Das verspricht zumindest das Bundesfinanzministerium.

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Wolfgang Dahlmann, dpa/sma/pak
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