Süddeutsche Zeitung

Staatsanleihen:Anleger geben Athen frisches Geld

Das griechische Finanzministerium findet genügend Interessenten für eine Milliarden-Anleihe. Athen zahlt 3,6 Prozent für fünf Jahre - weniger als erwartet.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Die Finanzmärkte haben etwas Vertrauen in die Kreditwürdigkeit Griechenlands zurückgewonnen. Immerhin fanden sich genügend Investoren, die eine Staatsanleihe des klammen Euro-Landes zeichnen wollten. Es ging um einen Kredit in Höhe von 2,5 Milliarden Euro mit einer Laufzeit von fünf Jahren. "Das Wichtigste war das Investoreninteresse", sagte Finanzminister Euklid Tsakalotos. Statt Hedgefonds hätten "reguläre Investoren" das Wertpapier gezeichnet.

Es war das erste Mal seit 2017, dass die griechische Regierung den Finanzmarkt anzapfte. Einen Rückkehr zur Normalität sollte man daraus aber nicht ableiten. Griechenland hängt am Tropf des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Europäischen Zentralbank und des Europäischen Rettungsfonds ESM. Sie stehen für rund 80 Prozent der öffentlichen Hilfen gerade, die sich auf 270 Milliarden Euro belaufen.

Griechenland hat seit 2010 finanzielle Probleme. Damals einigte sich Europa auf das erste Rettungspaket. Es folgten ein zweites und ein drittes, in denen dem Land ein Schuldenschnitt in Höhe von 105 Milliarden Euro zugestanden wurde sowie ein Zinsabschlag auf die Hilfskredite samt Laufzeitverlängerung auf nun 30 Jahre. Die IWF-Kredite müssen bereits seit 2013 getilgt werden, die Rückzahlung der anderen Kredite beginnt erst 2023 und endet voraussichtlich 2059. Dennoch sind Experten davon überzeugt, dass Griechenland irgendwann noch einen Schuldenschnitt benötigt, um langfristig solvent zu bleiben.

Athen hat im August 2018 den Euro-Rettungsschirm verlassen. Ein Teil der Hilfsgelder - rund 26 Milliarden Euro - dienen als Rücklage, um die Fälligkeiten bis 2021 bedienen zu können. Das griechische Finanzministerium ist akut also nicht auf die Kredite der Finanzmärkte angewiesen, dennoch sind sie wichtig.

"Die Rückkehr an den Kapitalmarkt ohne Hilfe von Geldgebern oder Garantien sei ein großer Schritt für Griechenland", sagte Takis Zamanis, Chef-Händler des Brokerhauses Beta Securities. Der Experte macht das vor allem am großen Interesse der Geldgeber fest. Die 2,5 Milliarden Euro schwere Emission fünfjähriger Anleihen war vierfach überzeichnet. Es gab also mehr Interessenten als nötig, was den zu zahlenden Zins senkte. Die Rendite der Anleihe lag mit 3,6 Prozent unter der angepeilten Spanne von 3,75 bis 3,87 Prozent.

Wenn das Land an seiner strikten Haushaltspolitik festhalte, so Zamanis, könne die Rendite der nächsten Emission noch niedriger ausfallen. Dadurch würden die Refinanzierungskosten für den Staat sinken. Das Land möchte 2019 rund sieben Milliarden Euro am Kapitalmarkt aufnehmen. Gut möglich, dass der Plan aufgeht. Drei Prozent Rendite sind viel in diesen Nullzinszeiten.

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SZ vom 31.01.2019
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