Daniel Ek:Warum der Spotify-Chef jetzt Apple verklagt

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Daniel Ek hat mit seinem Musikstreaming-Dienst Spotify schon längst das Apple-Pendant Apple Music überholt. (Foto: TOBIAS SCHWARZ/AFP)
  • Spotify-Gründer Daniel Ek hat bei der EU-Kommission eine Klage gegen den Apple-Konzern eingereicht.
  • Er wirft Apple vor, der Konzern missbrauche seine marktbeherrschende Stellung und bevorzuge den eigenen Musikdienst auf seiner Plattform.
  • Spotify hat weltweit 207 Millionen Nutzer - Apples Musikdienst liegt mit rund 40 Millionen Nutzern deutlich dahinter.

Von Caspar Busse

Der Mann mag keine öffentlichen Auftritte, er gilt als extrem zurückhaltend, fast schon scheu, Interviews gibt er eigentlich nicht, arbeitet lieber im Verborgenen. Doch nun hat Daniel Ek, 36, eine Ausnahme gemacht. Der Gründer und Chef des Musikstreamingdienstes Spotify ist aus Stockholm nach Berlin gereist - zur nur alle zwei Jahre stattfindenden Internationalen Kartellkonferenz. Ek nutzte seinen Auftritt, um vor den 400 versammelten führenden Kartellexperten aus aller Welt für Wettbewerb auch in der Onlinewelt zu werben, und er begründete in eigener Sache ausführlich, warum er bei der EU-Kommission eine Klage gegen den Apple-Konzern eingereicht hat.

Spotify fühlt sich massiv behindert von Apple und wirft den Amerikanern vor, dass sie eine marktbeherrschende Stellung missbrauchen und ihren eigenen Musikdienst auf ihrer Plattform bevorzugen. Apple weist das vehement zurück. Margrethe Vestager, die EU-Wettbewerbskommissarin, hat versprochen, den Fall genau zu prüfen und spricht schon davon, dass der Fall vergleichbar mit dem von Google sein könnte. Der Suchmaschinenkonzern musste eine Milliardenstrafe zahlen, weil er nach Erkenntnissen der EU-Kommission Konkurrenten benachteiligt haben soll.

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Spotify sei ein "realer europäischer Champion", lobte Kartellamtspräsident Andreas Mundt. In der Tat gibt es nicht viele Onlinefirmen aus Europa, die weltweit erfolgreich sind. Spotify, mittlerweile an der New Yorker Börse notiert, hat weltweit 207 Millionen Nutzer, davon 96 Millionen zahlende Kunden. Apples Musikdienst liegt mit rund 40 Millionen Nutzern deutlich dahinter.

Ek kann darauf stolz sein. Er wuchs im Stockholmer Vorort Rågsved auf, mit vier Jahren bekam er seine erste Gitarre geschenkt, er begeisterte sich angeblich schon früh für Musik und ist gleichzeitig Computernerd. Schon zu Schulzeiten mit 14 Jahren hatte er eine Firma gegründet, die für Firmen Internetseiten programmierte. Mit knapp 20 Jahren verkaufte er diese für viel Geld. Ein Ingenieursstudium brach Ek schon nach wenigen Wochen wieder ab, er gründete eine weitere IT-Firma und veräußerte auch diese. Mit 22 war er Multimillionär. 2006 dann hatte er zusammen mit seinem Partner Martin Lorentzon die Idee für einen Musikstreamingdienst, ein Onlineangebot also, bei dem man Musik sozusagen leihen kann. Der Start war holprig, doch Spotify wurde eine der Erfolgsgeschichten der europäischen Internetindustrie, ist heute an der Börse 22,5 Milliarden Euro wert. Ek, Vater zweier Töchter, ist nicht nur Vorstandschef, sondern auch einer der großen Aktionäre. "Wir glauben wirklich daran, dass wir die Welt besser machen können - mit jedem Lied ", schrieb er im vergangenen Jahr anlässlich des Börsengangs. Dabei hat er harte Konkurrenz, darunter vor allem Apple.

Ek beteuert, er liebe Konkurrenz

"Wir zählen auf die Kommission", sagte Ek nun in Berlin. Der Schwede mit dem rasierten Kopf und dem Vollbart trat ganz seriös im dunklen Anzug mit weißem Hemd auf. In der Pause vor seinem Vortrag stand er in einer Ecke mit einer Mitarbeiterin, versteckte sich, damit ihn keiner ansprechen konnte. Sein Auftritt wirkte intensiv einstudiert, er las seine Rede von einem Teleprompter ab. Hinter ihm auf der Leinwand stand in weißen Lettern auf dunkelblauem Grund: "Apple isn't playing fair." Apple spielt nicht fair.

Ek beschrieb im Detail die Benachteiligungen durch den US-Konzern, der weltweit auf etwa eine Milliarde Nutzer kommt. So behalte Apple 30 Prozent der Einnahmen ein, behindere Werbeaktionen und blockiere Updates. Die Restriktionen seien immer größer geworden. Dabei liebe er Konkurrenz, so Ek. In jedem Spotify-Büro gebe es eine Tischtennisplatte, damit sich die Mitarbeiter miteinander messen könnten.

© SZ vom 18.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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