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Sportschuhe:Auf großem Fuß

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Investoren bewerten die Turnschuh- und Mode-Börse StockX mit inzwischen fast vier Milliarden Dollar.

Das Geschäft mit seltenen Sportschuhen und limitierten Luxusartikeln boomt in der Pandemie. Davon profitieren Unternehmen wie die Online-Börse Stock X. Die Internetplattform, auf der Sneaker und Streetwear wie Aktien gehandelt werden, wird nach eigenen Angaben von Investoren inzwischen mit 3,8 Milliarden Dollar bewertet - ein Plus von 35 Prozent zur letzten Finanzierungsrunde im Dezember 2020.

Auf dem Online-Handelsplatz werden neben Streetwear-Marken wie Supreme oder BAPE und raren Schuhen wie Jordans und Yeezys auch begehrte Handtaschen oder Uhren und andere wertvolle Sammlerobjekte angeboten. Der Markt hat sich - so wie Kunst oder Oldtimer - zu einer eigenen Anlagekategorie entwickelt. Und Stock X hat das Prinzip auf die Spitze getrieben: Statt den Dax oder Dow Jones verfolgen Händler auf der Website die Wertentwicklung ihrer Sneaker-Portfolios.

Was als kleiner Nischenmarkt für eingefleischte Sammler begann, hat sich damit längst zu einer großen Kommerzveranstaltung entwickelt. Und die Corona-Krise hat dem Geschäft sogar noch weiteren Schub gegeben. Die Pandemie beschleunige den digitalen Wandel des Marktes für Sneakers und Streetwear, heißt es in einer Studie der Investmentbank Cowen & Co. Die Analysten schätzen, dass das Volumen des Second-Hand-Markts in Nordamerika schon die Marke von zwei Milliarden Dollar geknackt hat und mit jährlichen Wachstumsraten von 20 Prozent zulegt. Turnschuhe seien eine "boomende alternative Anlageklasse". Stock X schloss im vergangenen Jahr mehr als 7,5 Millionen Transaktionen ab und erreichte einen Umsatz von 400 Millionen Dollar. Das Unternehmen schreibt nach eigenen Angaben seit Mitte 2020 schwarze Zahlen und strebt laut einem Bericht des Wall Street Journal selbst einen Börsengang an. Auf Nachfrage dementiert Stock X nicht: "Unser Fokus liegt derzeit auf weltweiter Expansion", sagt Chef Scott Cutler. "Es liegen gewaltige Gelegenheiten vor uns".

Dass die Nische eine Goldgrube sein könnte, ahnte Sneaker-Sammler Josh Luber schon lange, 2016 gründete er Stock X gemeinsam mit den Unternehmern Greg Schwartz und Dan Gilbert, dem Besitzer des Basketball-Teams Cleveland Cavaliers. Die Sneaker-Börse verzeichnet seitdem rasantes Wachstum. Zu ihren Anteilseignern zählt unter anderem auch eine Beteiligungsgesellschaft von Rap-Mogul Shawn "Jay-Z" Carter. Wie viel Geld mittlerweile hinter der kleinen Branche steckt, zeigt sich nicht nur an Stock X. In New York wurde im Dezember ein Paar Turnschuhe aus Porzellan und Leder - ein Einzelstück von Adidas und Meissen - für 126 000 Dollar versteigert. Im Sommer hatten Nike-Air-Sneakers von Basketball-Legende Michael Jordan bei Sotheby's sogar 560 000 Dollar eingebracht.

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SZ vom 10.04.2021 / dpa
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