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Spitzengehalt für neue Yahoo-Chefin:Wie sich Marissa Mayers Gehalt zusammensetzt

Die hochschwangere neue Yahoo-Chefin Marissa Mayer kann in den kommenden fünf Jahren sehr viel Geld verdienen. So lange hielt sich allerdings schon seit geraumer Zeit niemand mehr auf dem Chefposten des schwächelnden Konzerns.

Marissa Mayer, seit Dienstag Chefin von Yahoo, soll in den kommenden fünf Jahren bis zu 70 Millionen Dollar verdienen. Der Konzern steckt seit Jahren in der Krise, 2000 von 14.000 Stellen sollen gestrichen werden.

Die Berechnungen für Mayers Chef-Gehalt sind unterschiedlich, nach anderen, wie zum Beispiel dem Magazin Forbes, kommt sie auf bis zu 100 Millionen Dollar. Wie aus den nun veröffentlichten Konzernunterlagen eindeutig hervorgeht, soll das Grundgehalt der 37-Jährigen jedenfalls eine Million Dollar betragen. Doppelt so viel kann sie noch zusätzlich als Bonus verdienen. Aktien im Wert von 14 Millionen Dollar erhält Mayer in drei Teilen bis 2014 zum Ausgleich dafür, dass sie bei Google, wo sie bisher arbeitete, auf eine Abfindung verzichtet hat. Über die kommenden fünf Jahre hinweg soll Mayer außerdem Yahoo-Aktien im Wert 15 Millionen Dollar bekommen. Jährlich könnte sie dazu eine Aktienprämie im Wert von zwölf Millionen Dollar erhalten.

Wie eine Yahoo-Sprecherin der Nachrichtenagentur Reuters erläuterte, könne Mayer zukünftig ihr Jahreseinkommen auf bis zu 20 Millionen Dollar steigern, wenn man zusätzliche Aktienvergütungen hinzurechne. Das Netto-Vermögen Mayers wird auf bis zu 300 Millionen Dollar geschätzt.

Mayers Gehalt sei "angemessen und konkurrenzfähig", sagte der amerikanische Unternehmensberater Mark Reilly dazu dem Wall Street Journal. Mayer habe als Managerin bei Google fantastische Arbeit geleistet. Yahoo müsse notwendigerweise ein solches Gehalt zahlen, um ein Talent wie Mayer zu bekommen. Mayer stand noch nie an der Spitze eines Unternehmens: Bei Google war Mayer unter anderem zuständig für die Suchmaschine, zuletzt für den Kartendienst Google Maps und die lokale Google-Suche.

Marissa Mayer übernimmt mit Yahoo ein Unternehmen im Stillstand - zumindest was die Geschäftszahlen angeht. Im zweiten Quartal dieses Jahres verdiente Yahoo 226,6 Millionen Dollar (184,6 Millionen Euro), wie Finanzvorstand Tim Morse kürzlich mitteilte. Das waren vier Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Der Umsatz - ohne die an Partnerwebsites ausgeschütteten Kommissionen - blieb im Vergleich zum zweiten Quartal 2011 unverändert bei 1,08 Milliarden Dollar.

Für das problembeladene Internet-Urgestein ist das schon eine gute Nachricht: Lange Zeit verlor das Unternehmen im wichtigen Werbegeschäft immer mehr an Boden gegenüber Google und Facebook. Erst Anfang dieses Jahres konnte der damals frisch angetretene Konzernchef Scott Thompson den Abwärtstrend stoppen. Er hatte einen Umbau der Firma angestoßen, der allerdings auch mit hohen Aufwendungen verbunden ist.

Yahoo ist ein früher Star des Internets. Nach dem ersten Internetboom um die Jahrtausendwende ging es mit dem Unternehmen allerdings bergab. Vor allem die Konkurrenz von Google macht Yahoo seitdem schwer zu schaffen.

Marissa Mayer steht also vor großen Herausforderungen, beruflich und privat. Denn im Oktober erwartet sie ihr erstes Kind. Im Magazin Fortune hatte sie bereits angekündigt: "Mein Mutterschutzurlaub wird nur ein paar Wochen dauern, und ich werde durcharbeiten." Nur 19 der bei Fortune aufgeführten 500 US-Spitzenunternehmen werden von Frauen geleitet, noch nie wurde eine hochschwangere Frau zu einer Konzernchefin berufen. Die erste Chefin mit Kind wird Mayer dennoch nicht sein: ihre Vorvorgängerin Carol Bartz hat drei Kinder.

Der Chefposten bei Yahoo gilt als einer der schwierigsten in der Internet-Branche und als Schleudersitz: Mayers Vorgänger Scott Thompson stolperte nach einigen Monaten über einen gefälschten Lebenslauf. Zuvor wurde Carol Bartz nach zwei Jahren entlassen, weil sie dem Unternehmen nicht zu mehr Erfolg verhelfen konnte. Fünf Jahre auf ihrem Posten hielten sich nur die ersten beiden Chefs: Tim Koogle von 1995 an und Terry Semel ab 2001.

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