Spirit Airlines hat sich in der Branche wirklich einen Namen erflogen: Keine andere Fluggesellschaft hat die reine Lehre der Billig-Airlines zuletzt so konsequent verfolgt. Für praktisch alles müssen die Kunden bei Spirit zahlen, selbst für größeres Handgepäck, was nun wirklich fast nicht zu vermeiden ist, wenn man für länger als einen Tag verreist.
Doch die reine Lehre ist schlussendlich nicht aufgegangen. Am Montagmorgen bestätigte die Fluglinie aus Florida, dass sie einen Insolvenzantrag nach Chapter 11 des amerikanischen Konkursrechtes gestellt hat. Spirit will trotzdem ganz normal weiterfliegen und auch die Mitarbeiter und Lieferanten sollen weiter ihr Geld bekommen: Denn schon im Vorfeld hatte sich Spirit mit den Besitzern von Anleihen auf ein Arrangement geeinigt, das die Finanzierung in den nächsten Monaten sicherstellt. Und schon im ersten Quartal 2025 will das Unternehmen die Insolvenz hinter sich lassen.
Die Markttrends waren zuletzt gegen Spirit gelaufen. Die Kunden geben zwar seit der Corona-Pandemie sehr viel Geld für Flugreisen aus, aber die Kosten sind für alle ebenso stark gestiegen, und das macht den Billiganbietern überproportional zu schaffen. Viele Reisende waren plötzlich auch bereit, für mehr Komfort mehr auszugeben. Davon profitierten aber eher Konkurrenten wie United, American oder Delta.
Spirit hat, wie viele andere Fluglinien auch, derzeit massive Probleme mit der Flotte – zahlreiche Maschinen der Airbus A320neo-Familie stehen am Boden, weil sie auf Ersatzteile für Motoren warten, die schneller als erwartet verschleißen. Die Airline fliegt derzeit rund 170 Airbus-Jets, rund 40 sind nicht einsatzfähig, weitere 110 sind bestellt.
Zum Verhängnis wurde Spirit, dass zuletzt zwei Fusionsversuche gescheitert sind. JetBlue Airways, die auf ein deutlich hochwertigeres Produkt setzt, wollte den Konkurrenten übernehmen und so schneller wachsen. Ein Gericht blockierte allerdings die Übernahme, weil damit das Angebot im Ultra-Billigsegment geschrumpft wäre. Nach dem Scheitern des JetBlue-Deals versuchte Spirit, mit Frontier Airlines, einer weiteren großen Billig-Airline aus Denver/Colorado, zusammengehen. Doch die Verhandlungen blieben ohne Ergebnis.
Die Gläubiger haben sich nun mit dem Unternehmen darauf geeinigt, nach dem Ende des Insolvenzverfahrens fast 800 Millionen Dollar in Anteile umzuwandeln. Außerdem haben sie einer Kapitalerhöhung in Höhe von 350 Millionen Dollar zugestimmt und wollen die Restrukturierung mit 300 Millionen Dollar zwischenfinanzieren.
Spirit hat zudem erkannt, dass das Geschäftsmodell so nicht mehr zu halten ist. Künftig soll es Sitze mit mehr Beinfreiheit geben – und sogar Tarife mit Freigepäck.