Spielwaren:"Mister Playmobil" ist tot

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Playmobil-Erfinder Horst Brandstätter auf einer Aufnahme von 2013 (Foto: Peter Ohegyi/dpa)

Als er der Welt seine Spielwaren präsentierte, wurde er belächelt, später bewundert. Nun ist Horst Brandstätter gestorben. Milliarden Playmobil-Figuren überleben den Zirndorfer Unternehmer.

Von Uwe Ritzer, Nürnberg

Es ging darum, sein Familienunternehmen zu retten. Nicht mehr und nicht weniger. Also pilgerte Horst Brandstätter auf der Nürnberger Spielwarenmesse 1974 von Stand zu Stand, um sein neuestes Produkt anzudienen: Fingerlange Kunststoff-Figürchen mit Kugelkopf und einigermaßen beweglichen Beinen und Armen. Die Branche belächelte ihn dafür, doch ein niederländischer Großhändler griff zu. Und die Figürchen wurden unter dem Namen Playmobil ein Welterfolg. "Ihr Erfolg hat uns vor der Pleite gerettet", bekannte Brandstätter später.

Mehr als 2,8 Milliarden Figürchen bevölkern als Cowboys, Ritter oder Prinzen inzwischen weltweit Kinderzimmer. Nun haben sie ihren Schöpfer verloren. Wie erst am Montag bekannt wurde, ist Horst Brandstätter bereits am 3. Juni, wenige Tage vor seinem 82. Geburtstag, verstorben. Mit ihm verliert die Spielwarenindustrie einen ihrer markantesten Köpfe. Bis zuletzt nahm der hochgewachsene Unternehmer mit der ebenso rauen wie herzlichen Art Anteil an seinem Unternehmen, der Firma "geobra" Brandstätter in Zirndorf bei Nürnberg. Und sei es per Fax von seinem Zweitwohnsitz in Florida aus. Dorthin zog es den passionierten Golfspieler und Segler regelmäßig während der Wintermonate.

Unternehmer mit Bauchgefühl

Mit 19 Jahren war er in das Familienunternehmen eingestiegen, argwöhnisch beäugt von seinen beiden Onkeln, die bis dahin alleine das Sagen hatten. Es kam zu Auseinandersetzungen, weil der Jungspund nicht akzeptieren wollte, dass in der Spielwarenfirma alles so weiterlaufen sollte wie immer. Später drängte Brandstätter die unliebsame Verwandtschaft mit viel Geld aus dem Unternehmen; bis zuletzt war Brandstätter Alleinunternehmer der Firma mit 4170 Mitarbeitern.

Mit einem Umsatz von knapp 600 Millionen Euro ist Playmobil nach der Fürther Simba-Dickie-Gruppe der zweitgrößte deutsche Spielwarenhersteller. Anders als die Konkurrenz fertigt Playmobil nicht in Asien, sondern hauptsächlich in Deutschland und auf Malta. Seine Nachfolge hat Horst Brandstätter frühzeitig gesichert. Ein externes Management führt die Geschäfte, das Unternehmen selbst gehört einer Privatstiftung.

Brandstätter sah sich selbst als "Unternehmer mit dem Bauchgefühl" - und handelte dementsprechend. Hemdsärmelig und unkonventionell. Erst vor einigen Jahren fügte er dem Spielwarenunternehmen eine zweite Sparte hinzu, die mit Kindern nichts zu tun hat: Lechuza stellt Pflanzgefäße mit speziellen Entwässerungssystemen her.

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