Spendenaffäre:Auf die Zwölf

Marco Huck v Ola Afolabi - IBO Cruiserweight World Championship

Oldenburg in Niedersachsen steht bei <NM1>Promis wie <NM>Ex-Boxer Wladimir Klitschko vielleicht nicht ganz oben auf dem Reiseplan, auch wenn die Stadt hübsch ist.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Affäre um eine Spende an die Klitschko-Stiftung kostet EWE-Chef Matthias Brückmann wohl den Job.

Von Angelika Slavik, Hamburg

Wladimir Klitschko ist ja längst mehr als ein Profi-Boxer. Er ist eine Figur der Popkultur und ein Liebling der Bussi-Bussi-Gesellschaft. Veronica Ferres kommt zu seinen Kämpfen. Verona Pooth auch. Wladimir Klitschko ist ein Mann, mit dem viele gerne befreundet wären.

Matthias Brückmann ist der Chef des Energieanbieters EWE aus Oldenburg. Gerade muss er sein Amt ruhen lassen. Man kann davon ausgehen, dass er es nicht wiederbekommen wird. Vielleicht hat es damit zu tun, dass er ein bisschen zu fasziniert war von Wladimir Klitschko.

Im vergangenen Jahr jedenfalls ließ Matthias Brückmann in seiner Funktion als EWE-Vorstandschef 253 000 Euro auf das Konto einer Stiftung von Klitschko in Kiew überweisen, das ist unstrittig. In den lokalen Medienberichten heißt es, Brückmann habe im Gegenzug einen Besuch des Sportlers in Oldenburg erwartet. Klitschkos Unternehmen lässt wissen, dass die Spende an keine Bedingungen geknüpft gewesen wäre. Ob Klitschko dennoch gekommen wäre oder nicht, spielt an dieser Stelle keine Rolle. Dass Brückmann vor seiner Spende an die Stiftung nicht die zuständigen Gremien seines Unternehmens befragte, allerdings schon. "Der Finanz- und Prüfungsausschuss des Aufsichtsrates hätte seine Zustimmung geben müssen", sagte ein Unternehmenssprecher.

EWE erwirtschaftete mit knapp 9000 Mitarbeitern zuletzt 7,8 Milliarden Euro Jahresumsatz und wird als Aktiengesellschaft geführt. Brückmann war seit Sommer 2013 Mitglied im Vorstand des Unternehmens, im Oktober 2015 wurde er zum Vorstandsvorsitzenden berufen. Die Abläufe im Unternehmen müssten ihm also eigentlich vertraut gewesen sein.

Ans Licht kam die Affäre, weil Ende des vergangenen Jahres anonym Briefe an mehrere Aufsichtsratsmitglieder verschickt wurden. Darin wurden mehrere vermeintliche Versäumnisse Brückmanns angeprangert, auch die Umstände der Spende an die Klitschko-Stiftung wurden darin thematisiert. Der Aufsichtsrat beauftragte in der Folge eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, um die Vorwürfe zu beleuchten. Ein erstes Gutachten, das dem Präsidium des Aufsichtsrats vorgelegt wurde, führte in dieser Woche dazu, dass die Mitglieder einstimmig die Abberufung Brückmanns forderten. Bis zum Abschluss der Prüfungen und der nächsten Aufsichtsratssitzung am 22. Februar lässt der Manager nun seinen Posten ruhen. Dann berät der gesamte Aufsichtsrat über die Zukunft. Es wird aber erwartet, dass der Aufsichtsrat der Empfehlung des Präsidiums folgt. Brückmanns Rausschmiss in zwei Wochen scheint unausweichlich zu sein.

Dabei hatte Brückmann alles versucht, um seinen Job zu retten. Er bezeichnete die Spende öffentlich als Fehler, auch wenn er den Vorgang für rechtlich zulässig hält. Am vergangenen Freitag kündigte er zudem an, die 253 000 Euro privat bezahlen zu wollen. Er wolle unbedingt vermeiden, dass "das Unternehmen unter der Diskussion oder meinem persönlichen Fehler leiden" müsse, sagte Brückmann. Zumindest in Sachen Krisenmanagement handelte Brückmann also streng nach Lehrbuch. Er zeigte sich geständig, einsichtig und bereit, den Schaden auszugleichen. Der Spitze des Kontrollgremiums war das dennoch nicht genug. Es sei das wichtigste Ziel, weiteren Schaden von dem Unternehmen abzuwenden und "Ruhe und Stabilität wiederherzustellen", sagte der Aufsichtsratschef Stephan-Andreas Kaulvers nach dem Präsidiumsbeschluss.

Dass Brückmann über eine eigenmächtige Spende stolpert, ist umso skurriler, als er bei seinem Amtsantritt als Erneuerer betrachtet wurde. Im Frühjahr 2016 sagte er in einem Interview mit der Nordwest-Zeitung, Spenden dürften nicht nach Gutsherrenart von Einzelpersonen vergeben werden: "Jeder Cent muss der Satzung entsprechen."

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