Spenden für gute Zwecke:Deutsche im knausrigen Mittelmaß

Geben mit gutem Gewissen - Worauf es beim Spenden ankommt

In der Weihnachtszeit wird besonders viel gespendet - doch die Deutschen sind längst nicht so freigiebig, wie viele vielleicht meinen.

(Foto: dpa-tmn)

Selbst in Birma, Indonesien und Paraguay geben die Menschen mehr für gute Zwecke: Die Deutschen sind bei Spenden bislang Mittelmaß. Für das Jahr 2013 könnte sich das ändern - allerdings nicht wegen des guten Wirtschaftsklimas.

Von Kristina Läsker

Sind die Deutschen großzügig? Viele würden das mit Ja beantworten und eine Studie stellte gerade fest, dass die Deutschen nie soviel gespendet haben wie 2013 Jahr. Doch die neueste Untersuchung der Charities Aid Foundation widerlegt die weihnachtlich-kuschelige Vorstellung von den freigiebigen Deutschen. Seit Jahren vergleicht die britische Stiftung 153 Länder und ihre Wohltätigkeit. Ihr "World Giving Index 2013" verrät: Bei Geldspenden sind die Deutschen weltweit bloß Mittelmaß.

Insgesamt landen sie auf Platz 27 im globalen Vergleich. Vor der Bundesrepublik liegen nicht nur reiche Länder wie Großbritannien (Platz 2), die Vereinigten Staaten (13) oder das wirtschaftlich gebeutelte Irland (4). Selbst in Birma (1), Indonesien (10) und Paraguay (25) spenden die Menschen mehr für gute Zwecke als hierzulande.

Doch wieviel geben die Deutschen überhaupt? Wie groß ist das Spendenvolumen? Darüber streiten Insider. Denn nicht jeder der spendet, redet auch darüber oder vermerkt seine Großzügigkeit gleich in der Steuererklärung. Und so liegt die Summe wohl irgendwo zwischen vier und sieben Milliarden Euro pro Jahr.

Taifun Haiyan und das Juni-Hochwasser

Es gibt seriöse Untersuchungen: Nach der vom Spendenrat in Auftrag gegebenen GfK-Studie "Bilanz des Helfens 2013" haben die Deutschen im vergangenen Jahr etwa 4,2 Milliarden Euro gespendet. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) schätzt die Menschen dagegen freigiebiger ein: Demnach sind zuletzt etwa sechs Milliarden Euro an Hilfsorganisationen und Projekte geflossen. Und der Deutsche Fundraising Verband hat errechnet, dass mindestens 6,5 Milliarden Euro pro Jahr eingebracht werden.

Vieles spricht dafür, dass es 2013 deutlich mehr werden könnte als im Vorjahr. Dieser Anstieg liegt weniger am guten Wirtschaftsklima sondern an zwei Katastrophen: Am Hochwasser im Juni und dem Taifun Haiyan, der im November über die Philippinen fegte und mehr als 5000 Menschen tötete. Angesichts entsetzlicher Bilder im Fernsehen und vieler Aufrufe haben die Deutschen einige Hundert Millionen Euro gespendet. Dieses Geld fließe zusätzlich, meint Burkhard Wilke, Geschäftsführer des DZI. "In der Regel werden solche Sonderspenden draufgesattelt."

Doch wie viele Menschen spenden überhaupt? Laut Deutschem Spendenrat hatte sich bis Ende August schon ein Viertel der Bevölkerung finanziell eingebracht. "Etwa ein Drittel spendet regelmäßig", meint Experte Wilke. Im Dezember geben die Menschen mehr als dreimal so viel wie sonst, und das führt zu einer medialen Schlacht: Spendenbriefe, herzzerreißende Fernsehspots und Plakate mit Kinderaugen und Tierbabys sollen Geldbörsen öffnen.

Was viele Organisationen unter Druck setzt: Früher war es üblich, dass jemand jahrelang für dieselbe Sache einzahlte. Das ändert sich. Die Spenderbindung nimmt - auch angesichts der großer Spenden-Skandale der vergangenen Jahre - stetig ab und zwingt Vereine und Gruppen zu mehr Transparenz und mehr Werbung.

Die ganz großen Empfänger sind dieselben wie immer

Eines bleibt: Etwa drei Viertel des Geldes fließen seit jeher für humanitäre Zwecke. Und noch sind die ganz großen Empfänger dieselben wie immer, das zeigt der DZI-Spendenalmanach 2013: Zu den Top-Empfängern gehören wie im Vorjahr Plan International, SOS Kinderdörfer, Unicef, World Vision Deutschland und Ärzte ohne Grenzen.

Was bleibt zu tun, damit die Deutschen irgendwann so viel spenden wie andere? Das sei schwierig, meint Spendenexperte Wilke, dazu müssten die Deutschen ihr Gemüt ändern. "Wir sind ein grüblerisches Volk", sagt er. Dieses Grübeln mache knausrig: Nur wer glücklicher ist, so glaubt er, der gibt auch mehr.

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