Sparsam:Für eine billige Bestattung sogar nach Polen fahren

Anonyme Feuerbestattungen, günstige Einäscherungen im Ausland — die Deutschen achten auch beim Begräbnis stärker aufs Geld. Doch aufgepasst: Billig-Anbieter lassen sich oft kleine Extras doppelt entlohnen.

Die Bundesbürger geben für Begräbnisse immer weniger aus. Seit dem Wegfall des Sterbegelds Anfang dieses Jahres wird beim letzten Abschied stärker als früher gespart.

Sparsam: Auch beim Sarg achten die Deutschen immer mehr auf den Preis.

Auch beim Sarg achten die Deutschen immer mehr auf den Preis.

(Foto: Foto: ddp)

Preisgünstige Bestattungs- und Grabformen sind gefragt. Im Trend liegt vor allem die einfache, anonyme Feuerbestattung, wie Falk Murko von Stiftung Warentest in Berlin berichtet. Selbst Angebote zur Billig-Einäscherung in Polen oder Tschechien fänden zunehmend Anklang.

"Der Kostendruck ist groß, die Leute wollen es günstig, aber würdig", so auch die Erfahrung von Renate Nixdorf von Aeternitas, einer unabhängigen Verbraucherinitiative, die seit Jahren für mehr Transparenz bei den Bestatter-Preisen und Friedhofsgebühren kämpft.

Mittlerweile ließen sich 12 bis 15 Prozent der Bürger anonym beisetzen. Meist in Gemeinschaftsgrabstätten, wo die Urnen unter Rasenflächen gebettet werden. "Da fallen weniger Gebühren und Folgekosten an", berichtet Nixdorf.

"Die Menschen gucken mehr aufs Geld"

Aber auch nicht anonyme, pflegefreie Urnengrabstätten würden immer häufiger gewünscht. "Ein Drittel der Bevölkerung will maximal 3000 Euro für die Bestattung ausgeben, und da soll alles drin sein, selbst die Bepflanzung", so Nixdorf. Mit diesen Preisvorstellungen dürften aber nur die wenigsten hinkommen.

Was die meisten Bürger unangenehm überrascht: Eine Bestattung kostet im Schnitt zwischen 4500 bis 5000 Euro, je nach Region und Ausstattung. Die "gehobene" Erdbestattung mit Sarg, Grabstein und jahrelanger Grabpflege ist in der Regel teurer als die schlichte Feuerbestattung.

Dass "die Menschen mehr aufs Geld gucken", bestätigt auch Kerstin Gernig vom Bundesverband deutscher Bestatter in Düsseldorf. Die Branche kämpft mit sinkenden Umsätzen. Einige Unternehmen locken daher ganz offensiv mit Billig-Angeboten.

Dumpingpreise: Angebote unter 1000 Euro

Vor allem in Großstädten werden Discount-Bestattungen zu Dumpingpreisen unter 1000 Euro offeriert - beispielsweise für eine anonyme Feuerbestattung ohne Feier, inklusive Friedhofs- und Krematoriumsgebühren.

Doch aufgepasst: Pauschalpreise klingen prima, sind aber auch nicht in jedem Fall erste Wahl, wie Aeternitas-Expertin Nixdorf warnt. Wer keinerlei Ansprüche an die Minimal-Bestattung habe, könne sich damit zufrieden geben.

Wer aber eine Leistung außerhalb des Billig-Pakets wie Trauermusik, Blumenschmuck oder Sargträger wünsche, werde kräftig zur Kasse gebeten. "Jedes Extra muss dann teuer bezahlt werden", betont Nixdorf. Manchmal falle die Rechnung dann höher aus als bei einem "normalen" Bestatter. "Ideal sind die Billig-Pakete nicht", gibt auch Murko zu bedenken.

Für eine billige Bestattung sogar nach Polen fahren

Auch bei großer Trauer: Kostenvoranschlag einholen

Aber wie kommt man dann zu einem günstigen, fairen Preis? Die einzige Chance, eine wirklich günstige Bestattung herauszufiltern, ist nach Ansicht von Verbraucherschützern wie Murko und Nixdorf der simple Preisvergleich. "Keine Scheu haben, mehrere Bestatter ansprechen und schriftliche Angebote einholen", rät der Experte von Stiftung Warentest.

"Man muss sich einen Kostenvoranschlag machen lassen", empfiehlt auch Gernig. Erst dann liege offen, welche Einzelposten anfallen und wie teuer sie jeweils berechnet werden. Denn nur in den wenigsten Unternehmen hängen die Preislisten offen aus.

Detaillierte Kostenvoranschläge sind ebenfalls keine Selbstverständlichkeit, wie Aeternitas seit Jahren bemängelt. Wer statt nach dem schriftlichen Angebot nur einfach nach der preisgünstigsten Variante fragt, bekommt den Wunsch vom Bestatter nicht immer erfüllt, mahnt Murko zur Vorsicht. "In der Regel wird mehr verkauft als die Kunden wollen."

Oft werden den Kunden teure Extras "aufgeschwatzt"

Nicht selten versuchten Bestatter, die emotionale Ausnahmesituation des Interessenten auszunutzen. Den Trauernden würden gern teure Extras "aufgeschwatzt".

"Wer nur das Notwendigste verlangte, landet häufig auch bei 2.500 Euro für die anonyme Feuerbestattung", so die Erfahrung Murkos. Die Profis setzten darauf, dass bei der Abwicklung eines Todesfalls kaum jemand den Nerv habe, "noch lange zu feilschen".

Wer bereits klare Vorstellung zum Begräbnis hat, kann sich die Kosten vom Online-Rechner der Verbraucherinitiative Aeternitas durchrechnen lassen. Abrufbar sind auch die Friedhofsgebühren von über 800 Städten. Die Organisation prüft auf Anfrage auch Kostenvoranschläge von Bestattungsfirmen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: