Sparpläne:Frühstart

Auch mit kleinen Beträgen kann für das Alter vorgesorgt werden, zum Beispiel mit Sparplänen. Umso eher man beginnt, desto besser.

Von Christiane Kaiser-Neubauer

"Kleinvieh macht auch Mist", heißt es im Volksmund. Beim Ansparen für das Eigenheim, den Ruhestand oder schlicht zur Rücklagenbildung gilt das allemal. Um im Vermögensaufbau zu reüssieren, ist großes Expertentum gar nicht nötig. "Anleger tun sich noch immer schwer, ihr Geld selbständig anzulegen. Dabei gibt es kein großes Geheimnis, Sparen ist tatsächlich einfacher als viele denken und kann trotzdem sehr ertragreich sein", sagt Yann Stoffel, Projektleiter bei der Stiftung Warentest. Vorausgesetzt man nutzt die Gunst der Stunde. Denn wer so früh wie möglich mit dem Sparen keiner Beträge beginnt, hat am Ende die Nase vorn.

Den Erfolg bringt nicht primär die Höhe der Sparrate, sondern Dank des Zinseszins-Effektes die Laufzeit. Dieser bewirkt, dass Geldvermögen exponentiell umso mehr steigt, je länger Anleger ansparen. "Wer mit 35 Jahren einen Sparplan anfängt und 30 Jahre lang monatlich 25 Euro in einen breit streuenden Aktien-ETF einzahlt, kann mit 65 Jahren auf knapp 30 000 Euro hoffen, wenn die Aktienmärkte sich durchschnittlich und wie bisher entwickeln", sagt Stoffel. Wer zehn Jahre später einen Sparplan anfängt, der müsse schon rund 58 Euro monatlich sparen, wenn er mit 65 Jahren auf den gleichen Betrag kommen will.

Sparpläne: Illustration: Stefan Dimitrov

Illustration: Stefan Dimitrov

Sparpläne sind das passende Instrument für die schmale Geldbörse, dabei werden jeden Monat kontinuierlich feste Raten eingezahlt. Die Sparpläne bieten einigen Banken und Sparkassen bereits ab 25 Euro an, was einen Start in jungen Jahren möglich macht. Zur Auswahl stehen unterschiedliche Arten, Anleger können nach persönlicher Vorliebe zwischen Bank-, Tagesgeld-, Festgeld- und Fonds-Sparplänen mit unterschiedlichen Renditen wählen. Angesichts der niedrigen Zinsen der vergangenen Jahre konnten Tagesgeld-Sparpläne die Inflation kaum ausgleichen. Für mehr Rendite ist eine gute Mischung aus Risiko und Sicherheit zu empfehlen: Aktienfonds in Kombination mit Tages- und Festgeld oder Rentenfonds.

Für langfristig orientierte Sparer ist eine 50:50-Aufteilung geeignet, der vorab definierte Sparbetrag von zum Beispiel 50 Euro monatlich wird über zwei Daueraufträge vom Girokonto zu je 25 Euro in zwei Sparpläne - ETF und Tagesgeldkonto - angelegt. Für das Aktieninvestment unbedingt die kostengünstigste und renditestärkste Alternative, also ETF, wählen. Sonst wird die Rendite durch hohe Gebühren verringert. Diese Aktienfonds sollten aus Kostengründen nicht über die Börse gekauft werden, sondern über den Sparplan bei der Bank. Direktbanken, Onlinebroker und einige wenige Traditionshäuser haben sie im Angebot.

Rechenbeispiel

Kleine Beträge, über 20 Jahre in Sparplänen angelegt, hätten von 1997 bis 2017 ein kleines Vermögen eingebracht. In ihrem Anlagemodell "Pantoffel-Sparpläne" vergleicht die Zeitschrift Finanztest Sparplan-Renditen. Eine 200-Euro-Rate, die Anleger zu je 100 Euro in den MSCI World ETF und in einen Tagesgeld-Sparplan investiert hätten, lieferte attraktive Gewinne, trotz Finanzkrise. Nach 20 Jahren wurden aus 48 000 Euro Einzahlungen 78 210 Euro. Das sind 4,6 Prozent Rendite jährlich. Adaptiert auf eine 50-Euro-Rate läge das (auf zwei Sparplänen zu 25 Euro) investierte Geld bei 12 000 Euro, die Endsumme bei 19 553 Euro. Wer auf Aktien verzichtete und einen Tagesgeld-Sparplan mit 50-Euro-Rate bedient hätte, könnte über 14 070 Euro verfügen. Das entspricht einem durchschnittlichen Zins von 1,55 Prozent. Im Berechnungszeitraum gab es im Schnitt aber deutlich höhere Zinsen für Tagesgeld als aktuell. Christiane Kaiser-Neubauer

Einen Teil der Eigenmittel, etwa drei bis fünf Nettomonatsgehälter, sollten Sparer vor Fixierung der Sparpläne als Reserve für den Urlaub oder Neuanschaffungen kurzfristig verfügbar halten. Reine Aktien-Sparpläne steigern die Chance auf attraktive Renditen, gehen jedoch zulasten der Sicherheit. "Wer in Aktien anlegt, muss auch gut mit dem höheren Risiko leben können, sonst macht es keinen Sinn. Bekommt man beim Crash kalte Füße und steigt mit Verlust aus, hat man wahrscheinlich die falsche Anlage gewählt", sagt Finanzexperte Stoffel.

Mit Rückschlägen muss man am Aktienmarkt rechnen, Gelassenheit und Durchhaltevermögen lohnt sich jedoch. Denn Marktschwankungen gleichen sich langfristig häufig aus, wie die Vergangenheit zeigt. Gerade junge Sparer mit jahrzehntelangem Anlagehorizont können einen höheren Aktien-Anteil, etwa 75 Prozent, wagen und bei sich abzeichnendem Kapitalbedarf nach Jahren auf Festgeld umschichten. Schließlich ist die maximale Flexibilität das große Plus von Sparplänen. Die Anleger haben keine fixe Verpflichtung, denn die monatliche Rate kann jederzeit ausgesetzt, reduziert oder erhöht werden, auch eine vorzeitige Entnahme ist möglich. Ausnahme sind staatlich geförderte Riester-Sparpläne. Hier kann man auf die angesparte Summe erst im Alter zugreifen.

"Ein Sparplan entwickelt seine Wirkung langfristig. Modethemen und einzelne Länder- oder Branchenfonds empfehlen wir dafür nicht. Besser sind günstige Aktienfonds, die breit gestreut investieren, wie zum Beispiel ETF", sagt Stoffel. Trotz langfristiger Orientierung sollten Privatanleger regelmäßig prüfen, ob die Mischung ihres Portfolios, also zum Beispiel die Kombination aus Tagesgeld und Aktien-ETF, noch ihrer Risikoeinstellung entspricht. Denn über die Jahre kann sich etwa eine 50:50-Relation zu 30:70 verschieben. "Bei kleinen Spar-Beträgen dauert es natürlich entsprechend länger, bis sich zum Beispiel ein zu hoher Aktienanteil im Marktcrash auch in Euro und Cent wirklich schmerzhaft auswirkt", sagt Stoffel. Ist eine Anpassung der Gewichtung erforderlich, kann die Sparrate zwischen den Produkten rasch umgeleitet und die monatliche gesamte Zahlung etwa auf das Tagesgeldkonto eingezahlt werden. Entscheidend für den Erfolg ist bei Anlegern von Aktien-Plänen der Zeitpunkt des Exits. Am Ende sollte man flexibel bleiben, um nicht in einer schlechten Börsenphase auszusteigen. Wer einen fixen Endpunkt, etwa die Auszahlung zum Rentenstart, definiert hat, sollte daher gute Entwicklungen vorab nutzen, um sein Kapital auf Tages- oder Festgeld umzuschichten.

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