Süddeutsche Zeitung

Sparkassenversicherer:Gemeinsam digital

Die vier größten Unternehmen der Branche gründen zusammen eine Tochter, um die Kunden auch im Netz zu halten und dort besser zu bedienen. Denn die von vielen Konzernen teuer aufgebauten Online-Portale leiden bisher unter Besuchermangel.

Von Herbert Fromme, Köln

Wer sein Konto online aufruft, erhält sofort Hinweise auf seine bestehenden Versicherungen und die Möglichkeit, andere Policen abzuschließen. Haben Kundin oder Kunde zugestimmt, analysiert ein Algorithmus die Kontobewegungen und macht den Nutzern passende Angebote: Wenn er Zahlungen gefunden hat, die zum Hauskauf passen, kommt ein Hinweis auf die nötigen Versicherungen. Solche Systeme wollen vier Versicherer aus dem Sparkassenlager jetzt einführen.

Zahlungsstromanalyse heißt das, eine ganze Reihe von Gesellschaften probiert das gerade aus. Alle Versicherer kämpfen darum, den digitalen Kontakt zum Kunden zu halten. Die von vielen Konzernen teuer aufgebauten Online-Portale leiden unter Besuchermangel. Die Kunden von Banken und Sparkassen dagegen sind oft täglich auf der Website.

Das wollen die vier größten Versicherer aus dem Sparkassenlager jetzt nutzen. Sie gründen nach SZ-Informationen eine gemeinsame Firma, Arbeitstitel "Innovation und Digitalisierung Holding". Sie gehört zu 40 Prozent der Versicherungskammer Bayern und zu je 20 Prozent der Provinzial Nordwest in Münster, der Provinzial Rheinland in Düsseldorf und der SV Sparkassenversicherung in Stuttgart.

Die elf zu den Sparkassen gehörenden öffentlichen Versicherungsgruppen arbeiten jeweils regional. Zusammen kommen sie 2017 auf 21,7 Milliarden Euro Prämieneinnahmen, damit sind sie die Nummer zwei im Markt hinter der Allianz mit 34,6 Milliarden Euro.

Doch die Gesellschaften arbeiten getrennt, jeder in seiner Region. Das Wachstum ist mäßig, eine Reihe von Sparkassen vermittelt auch gerne Versicherungen an Rivalen wie Allianz oder Axa.

Da ist die enge digitale Einbindung sehr wichtig, sonst verlieren die Versicherer die sogenannte Kundenschnittstelle an Vergleichsportale wie Check24 oder andere Anbieter. Die hohen Investitionen sind gemeinsam leichter zu schultern.

Die vier, die jetzt zusammen die Digitalisierung voranbringen wollen, kommen auf 17,1 Milliarden Euro Prämien, das sind 80 Prozent des gesamten öffentlichen Lagers. Die anderen sieben Versicherer sollen die Dienste ebenfalls nutzen können und dafür Gebühren zahlen, aber keine Anteile erhalten.

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Quelle:
SZ vom 26.03.2019
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