Süddeutsche Zeitung

Sparkassen:Keiner drängt nach vorne

Die Sparkassen suchen einen Nachfolger Präsidenten Georg Fahrenschon. Vize Thomas Mang mag nicht. Er empfinde den medialen Druck auf ihm als "unangemessen".

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Es hätte ein geschmeidiger Übergang werden können an der Spitze von Deutschlands größter Bankengruppe: Als Georg Fahrenschon am Freitag wegen seiner Steueraffäre den Rücktritt als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) hatte verkünden müsste, hätte sein Vizepräsident Thomas Mang quasi nahtlos übernehmen können - nicht nur für eine Übergangszeit, wie gemeldet wurde, sondern wohl dauerhaft. Gleich mehrere Regionalpräsidenten - sie bestimmen letztlich, wer das Sagen hat - hielten den parteilosen Sparkassenpräsidenten aus Niedersachsen für eine gute Wahl. Nicht ganz so weltläufig vielleicht wie manch anderer, aber doch fachkundig.

Zu viel Druck: Niedersachsens Verbandschef Mang zieht es nicht an die Spitze des DSGV

Inzwischen aber zeigt sich: Mang scheut die Verantwortung, und zwar ernsthaft, ohne sich Hintertüren offenzuhalten. Dem Sparkassenverband droht nun eine Hängepartie, zumindest, wenn sich nicht ein Überraschungskandidat findet oder sich einer der anderen Regionalpräsidenten bereit erklärt. "Der mediale Druck, der mittlerweile auf mir lastet, ist unangemessen", schrieb Mang laut Sparkassenkreisen in einem Brief an die zehn übrigen Regionalpräsidenten. Er führte gleich mehrere Gründe an, warum er für das Amt nicht kandidieren wolle. So sehe er die enge Verschränkung von Landesbanken und Sparkassen in einem Haftungsverbund kritisch. Dies zu entflechten aber hätte die Gruppe in eine Zerreißprobe gebracht. Mitglieder des DSGV sind nicht nur die 390 Sparkassen, sondern auch Landesbanken. Allen voran die schwächeren Institute profitieren von der Haftung. Es knirscht daher gewaltig in der öffentlich-rechtlichen Bankengruppe.

Den Sparkassen wird nun nichts anderes übrig bleiben, als sich auf einen anderen Kandidaten für das einflussreiche Amt zu einigen. Es geht um mehr als nur eine x-beliebige Interessenvertretung: Über ihr Spendenwesen sind die Institute aufs engste verbunden mit Bürgermeistern und Landräten. Nur selten wagt ein Bundespolitiker die Konfrontation mit der Sparkassenlobby. Zwar mögen die Sparkassenvorstände in den Landkreisen und Städten eigenständig entscheiden, wie sie ihre Geschäfte führen. Der DSGV-Präsident jedoch gibt die prinzipielle Richtung vor.

Für viele im Sparkassenlager ist klar: Nun muss ein fachlich orientierter Präsident her, dem es weniger um die große Politik geht als um die vielen Probleme des Bankenalltags. "Jetzt muss es zügig weitergehen, und zwar mit der Suche nach einer echten Persönlichkeit, die die Zukunftsthemen der Sparkassenorganisation anpackt", sagt Liane Buchholz, Präsidentin des einflussreichen Sparkassenverbandes in Westfalen-Lippe. Wäre auch ein Seiteneinsteiger denkbar? Darauf ist die Lust derzeit nicht groß. Fahrenschon war vor sechs Jahren aus dem bayerischen Finanzministerium nach Berlin gewechselt. Womöglich läuft es daher doch auf einen der Regionalpräsidenten hinaus. Michael Breuer aus dem Rheinland hatte eigentlich schon abgewunken. Sollte er trotzdem Ambitionen hegen, wird es sich vielleicht bitten lassen wollen.

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Quelle:
SZ vom 22.11.2017
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