Süddeutsche Zeitung

Frauen im Management:"Die Sparkassen sind nicht frauenfeindlich"

Nach monatelangem Gezerre haben sich die Sparkassen auf einen CSU-Mann aus Bayern als neuen Präsidenten geeinigt. Eine ebenfalls qualifizierte Kandidatin ging leer aus. Frage an einen Verbandsfunktionär: Haben die Sparkassen ein Frauen-Problem?

Interview von Meike Schreiber, Frankfurt

Die regionalen Sparkassenverbände und ihre kommunalen Träger wollen Bayerns Sparkassenpräsidenten Ulrich Reuter zum Chef der bundesweiten Lobby-Gruppe machen. Mitreden durfte dabei auch Hans-Günter Henneke, 65, Vertreter der Landkreise und Teilnehmer der DSGV-Mitgliederversammlung.

SZ: Herr Henneke, Sie hatten sich für die Verlängerung von Amtsinhaber Helmut Schleweis oder für externe Kandidaten ausgesprochen. Die Sparkassen bräuchten einen Präsidenten, "der auf dem Brüsseler und Berliner Parkett nicht völlig unerfahren sei", hatten Sie geschrieben. Letzteres gilt auch für CSU-Mann Ulrich Reuter, den bayerischen Sparkassenpräsidenten, den Sie nun wählen wollen. Sind Sie dennoch zufrieden?

Hans-Günter Henneke: Ich hatte und habe an der Eignung von Herrn Reuter nie Zweifel gehegt und halte ihn für einen guten Kandidaten. Wir müssen jetzt nach vorne schauen. Mir ging es bei meinem Schreiben von Anfang an um ein geordnetes Verfahren.

Mit der westfälischen Sparkassenpräsidentin Liane Buchholz hatte sich auch eine Frau für das Amt beworben. Das erste Mal seit 100 Jahren hätten die Sparkassen die Chance gehabt, eine Frau zu wählen. Warum hat man die verstreichen lassen?

Ja, die Chance hätte es gegeben. Aber das Thema Frau, Mann hat überhaupt keine Rolle gespielt. Auch das Parteibuch nicht. Es ging auch nicht darum, dass man unbedingt einen Landrat wollte. Es ging um die Wahl der bestmöglichen Persönlichkeit.

Die Sparkassen gelten als Erbhof der Union. Viele fanden es schon problematisch, dass Amtsinhaber Helmut Schleweis kein Parteibuch hat.

Das stimmt so ganz gewiss nicht. Helmut Schleweis leistet nach allgemeiner Auffassung großartige Arbeit. Im Übrigen sind bei den Verbandsvorstehern Unions-Mitglieder meines Wissens gar nicht in der Mehrheit.

Wenn man die Lebensläufe vergleicht, dann ist Frau Buchholz mindestens gleich qualifiziert, wenn nicht sogar qualifizierter. Reuter war die meiste Zeit Landrat in Aschaffenburg, Buchholz ist seit Jahrzehnten in der Sparkassenwelt tätig. Warum ist er besser?

Ich äußere mich nicht zur Qualifikation oder Nicht-Qualifikation von Kandidaten. Die Wahl von Herrn Reuter passt in meinen Bewertungshorizont und daher halte ich das Votum der Verbandsvorsteher für gut nachvollziehbar und begründet. Der DSGV braucht eine klare Lösung und einen kraftvoll agierenden Präsidenten.

Wenn es nicht um das Parteibuch und auch nicht um Mann oder Frau ging, was hat dann den Ausschlag gegeben?

Es muss sich eben jeder ein Gesamturteil bilden und das bewerten, sowohl aus fachlicher als auch aus persönlicher Sicht.

Frauen sind in den Vorständen der Sparkassen immer noch massiv unterrepräsentiert, obwohl viele junge Frauen dort eine Lehre machen, die Hälfte der Kundschaft aus Frauen besteht. Sind die Sparkassen ein Männer-Verein?

Wir müssen in der Tat daran arbeiten, mehr Frauen in die Vorstände zu bringen. Dazu wird es zum Sparkassentag in Hannover eine Erklärung geben. Die Sparkassen sind nicht frauenfeindlich. Die Nicht-Wahl einer Frau zur DSGV-Präsidentin hat jedenfalls mit dem richtigen Ziel, Frauen in der Führung von Sparkassen intensiver zu berücksichtigen, überhaupt nichts zu tun.

Die Kommunen würden am liebsten alles beim Alten lassen bei ihren Sparkassen. Aber wird es die Sparkassen in 15 Jahren noch geben?

Natürlich, genauso wie es die kommunale Selbstverwaltung noch geben wird. Die Sparkassen stellen sich dem Wettbewerb und strengen sich an. Sie bemühen sich um sinnvolle Reformen, sind aber auch angehalten, die Grundprinzipien kommunaler Verwurzelung dauerhaft zu sichern. Auch vor 20 Jahren gab es schon immer Abgesänge auf die Sparkassen. Die haben sich auch alle nicht bewahrheitet.

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