Geldanlage:Richtig sparen - auch mit wenig Geld

Geldanlage: Sparschweine sehen süß aus, bringen aber überhaupt keine Zinsen: Das Geld ist in einem Aktienfonds meist besser aufgehoben.

Sparschweine sehen süß aus, bringen aber überhaupt keine Zinsen: Das Geld ist in einem Aktienfonds meist besser aufgehoben.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Vielen Menschen fällt es schwer, Geld fürs Alter anzulegen oder auf etwas Schönes zu sparen. Diese zehn Tipps helfen dabei, Rücklagen zu bilden.

Von Thomas Öchsner

Egal ob es 10 000, 50 000 oder 100 000 Euro sein sollen - wer hätte nicht gern ein bisschen Geld auf dem Konto? Ohne Erbschaft oder Topverdienst führt der Weg dahin nur übers Sparen. Was dabei hilft - ein Wegweiser.

1. Wie mentale Blockaden den Start erschweren

Wer sein Geld mehren will, sollte Zeit und Geduld mitbringen. Menschen tun sich aber grundsätzlich schwer damit, langfristig wirksame Entscheidungen zu treffen. Für die Geldanlage heißt das: Auch Sparerinnen und Sparer streben nach dem schnellen Gewinn, dem sofortigen Nutzen. Entscheidungen für die Zukunft wie der Vermögensaufbau fürs Alter werden hingegen nach hinten geschoben, die Rente ist ja noch weit weg. Wer sich dieses Problem bewusst macht, tut sich leichter, überhaupt mal loszulegen.

2. Weshalb es gut ist, seine Ziele klar zu formulieren

Wer Geld anlegen will, sollte ein klares Ziel haben. "Ich will 100 000 Euro auf dem Konto haben" oder allgemein "für die Altersvorsorge sparen" wirkt wenig motivierend. Im Gegenteil: Solche überdimensionierten und oder unkonkreten Pläne können Sorgen auslösen oder ein Gefühl von Resignation ("Das schaffe ich nie!"). Die Stiftung Warentest rät deshalb, abstrakte Zahlen mit Leben zu füllen, also das Ziel möglichst konkret zu benennen, sich vorzustellen, wie es genau aussehen könnte, egal ob es um die neue Einbauküche, die Weltreise oder die Zusatzrente geht. Dazu gehört auch, einen Zeitpunkt festzulegen, wann man mit dem Sparen aufhören will. Das trägt dazu bei, den eigenen Zielen treu zu bleiben, wenngleich man noch nicht genau weiß, wann die neue Küche eingebaut wird oder die Weltreise oder der Ruhestand beginnen sollen. "Den Wunschtraum umsetzen kann man gegebenenfalls immer noch später, aber das Terminieren hilft, überhaupt an den Start zu kommen", rät Nikolaus Braun, Honorarberater in München.

3. Wie ein Kassensturz hilft

Die Gewissheit, dass am Ende des Monats immer etwas übrig bleibt, ist gut, genügt aber nicht. Die Stiftung Warentest empfiehlt, sich einen realistischen Überblick über die eigenen Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen. Erst dann ist klar, wie viel Geld wirklich zum Sparen monatlich übrig bleibt. Dabei hilft ein Haushaltsbuch, egal ob auf Papier, als Excel-Tabelle oder App. Dort werden die regelmäßigen Einkünfte einschließlich Extras wie Kinder- oder Elterngeld und sämtliche Ausgaben eingetragen, von A wie Abos bis Z wie Zusatzversicherungen. Dabei darf man nicht die Ausgaben vergessen, die quartalsweise oder einmal im Jahr fällig sind, zum Beispiel der Rundfunkbeitrag oder die Kfz-Steuer. Diese Beträge sollte man entsprechend teilen, sodass sie in der Monatsbilanz berücksichtigt werden. Wer auf diese Weise drei Monate lang ein Haushaltsbuch führt, bekommt ein gutes Gefühl dafür, wie viel Geld zum Sparen überhaupt da ist.

4. Warum das Datum für den Dauerauftrag wichtig ist

Wer Monat für Monat Geld per Dauerauftrag auf ein Sparkonto zurücklegt, muss nicht jedes Mal seinen inneren Schweinehund von Neuem überwinden. Am besten terminiert man den Dauerauftrag so, dass die Sparrate abgebucht wird, wenn gerade das Gehalt auf dem Girokonto gelandet ist. "Was weg ist, lässt sich nicht mehr ausgeben. Und wenn das Konto gerade gefüllt ist, wird die Abbuchung weniger als Verlust wahrgenommen", sagt Geldexperte Braun.

5. Weshalb es ohne Reserve nicht geht

Falls noch nicht vorhanden, sollten Sparer zunächst Geld für eine Notreserve getrennt vom Girokonto auf einem Tagesgeldkonto anlegen. Dort ist das Geld täglich verfügbar. Zinsen bekommt man dort derzeit zwar kaum, es gibt aber nach Angaben des Verbraucherportals biallo.de noch genug Anbieter, die zumindest keine Negativzinsen verlangen. Als grobe Faustregel hält Braun zwei bis drei Nettogehälter als Notreserve für ausreichend. Dann sei genug Geld da, wenn eine größere Autoreparatur zu bezahlen ist oder eine neue Waschmaschine fällig wird. Das Tagesgeldkonto eignet sich derzeit auch generell dafür, kleine Beträge zu sparen, etwa wenn eine Geringverdienerin sich in einem Jahr einen neuen Fernseher kaufen will und dafür ein Jahr lang 50 Euro im Monat vom monatlichen Budget abzwackt, bis genug für ein 600-Euro-Gerät beisammen ist.

6. Was Investieren vom Spekulieren unterscheidet

Viele Anlegerinnen und Anleger halten sich auch aus Furcht vor Verlusten von der Börse fern. Ohne Aktien ist es aber derzeit praktisch unmöglich, akzeptable Erträge mit dem Geld zu erzielen: Anleihen oder Sparbriefe, Sparbuch oder Festgeld werfen, wenn überhaupt, kaum Zinsen ab. Die Börse kann allerdings ein gefährlicher Ort sein, zumindest für diejenigen, die ständig einzelne Aktien kaufen und verkaufen, also in der Hoffnung auf schnelle und hohe Kursgewinne spekulieren. Das Gegenteil davon ist, langfristig und international breit gestreut zu investieren. Dafür bieten sich vor allem die Exchange Traded Funds (ETF) an, Fonds, die die Kursentwicklung von bestimmten Börsenindizes nachbilden, zum Beispiel den Weltindex MSCI World. Dieser enthält einen Korb von etwa 1600 Aktien aus 23 Industrieländern. Wer über einen ETF 100 Euro in diesen Index investiert, wäre zum Beispiel mit ein paar Euro an Apple und mit ein paar Cent an SAP beteiligt. Die Idee dahinter: Wer sein Geld über Hunderte unterschiedliche Firmen streut, senkt sein Risiko. Denn während manche Firmen eine Krise durchmachen, feiern andere Erfolge. Wer so agierte und das zwei, drei Jahrzehnte lang durchhielt, kam mit einem Investment in den Weltindex MSCI World auf jährliche Durchschnittsrenditen von etwa acht Prozent, auch wenn die Kurse zwischendurch mal kräftig sanken wie zuletzt nach dem russischen Überfall auf die Ukraine.

7. Welche Grundregeln zu beachten sind

Regelmäßig Geld an der Börse investieren sollten Anleger nur, wenn sie drei Voraussetzungen erfüllen. Erstens: Sie haben Zeit. Die Stiftung Warentest rät, nur Geld in Aktienfonds zu stecken, das "Sie langfristig entbehren können. Kalkulieren Sie mit einem Anlagezeitraum von mindestens zehn bis 20 Jahren". Das Geld kann also zum Beispiel für das Studium der Kinder sein, für eine große Reise, die man als Rentner vielleicht mal machen will, oder für die zusätzliche Altersvorsorge. Zweitens: "Man braucht das Geld nicht zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt, sondern ist so flexibel, dass man auch zwei, drei Jahre warten kann, falls zum ursprünglich gewünschten Zeitpunkt gerade die Aktienkurse stark gefallen sind", sagt Braun. Drittens: Anleger dürfen sich nicht von zwischenzeitlichen Verlusten beirren lassen. "Wenn Ihre Anlagen breit gestreut sind, können Sie in Ruhe auf bessere Zeiten warten", empfiehlt die Stiftung Warentest. Braun rät außerdem, auf die laufenden Kosten zu achten. Diese betragen bei Fonds, bei denen Fondsmanager aktiv die Aktien auswählen, oft 1,5 bis zwei Prozent pro Jahr. Das drückt erheblich auf die Rendite. Bei den passiven Aktien-ETFs liegen die jährlichen Kosten fast immer unter 0,5 Prozent. Und sie sind beim Kauf günstiger.

8. Wie sich ein Sicherheitsbaustein integrieren lässt

Ein Pantoffel steht für folgende Eigenschaften: einfach, bequem, günstig. Daran angelehnt empfiehlt die Stiftung Warentest Anlegerinnen seit Jahren den Aufbau eines Pantoffel-Portfolios. Es besteht aus zwei Bausteinen: renditestarken ETFs, die einen Weltindex wie den MSCI World abbilden, und sicherem Tages- und Festgeld. Je nach Risikotyp und der zur Verfügung stehenden Zeit zum Sparen kann man sich für verschiedene Varianten entscheiden. Beispiel: Wer je 50 Prozent in Aktien-ETFs und 50 Prozent in Zinsanlagen investiert, hat eine ausgewogene Variante gewählt. Wenn die Aktienkurse nun vorübergehend um 20 Prozent einknicken, verliert der Wert der Geldanlage eben nur zehn Prozent. Und ein echter Verlust wäre das nur dann, wenn man die ETFs verkauft und nicht die schwache Börsenphase aussitzt.

9. Warum der Faktor Zeit nicht zu unterschätzen ist

Viele Anleger grübeln über das richtige Timing. Sie fragen sich, wann der eine gute Zeitpunkt für ihren Einstieg an der Börse ist. Darauf kommt es langfristig aber nicht an - lieber gleich anfangen, um den Zinseszinseffekt zu nutzen. Beispiel: Eine 30-Jährige will 10 000 Euro sparen. Sie legt 200 Euro im Monat in einen Aktien-ETF an. Sie entscheidet sich für einen ETF, bei dem die Dividenden, also die regelmäßigen Gewinnausschüttungen der Unternehmen, automatisch wieder angelegt werden. Zu erkennen sind diese ETFs am Kürzel "acc" für akkumulierend, manchmal heißen sie auch "thesaurierend". Der ETF hat eine jährliche Rendite von drei Prozent. Die 10 000 Euro hat sie mit diesen drei Prozent pro Jahr in vier Jahren zusammen. Um 50 000 Euro zusammenzubekommen, braucht sie nun aber nicht fünfmal so lang, also fast 20 Jahre, sondern 16 Jahre und drei Monate. Und für 100 000 Euro benötigt sie auch keine 32 Jahre, sondern gut 27 Jahre. Wer früh anfängt, kann also umso mehr vom Zinseszinseffekt profitieren. Das Geld vermehrt sich schneller, weil jeder Ertrag wieder angelegt wird und zusätzliche Erträge generiert, die wiederum das Sparkapital vergrößern.

10. Was für den Start mit ETFs nötig ist

Wer einen Sparplan abschließt, braucht ein Depot, in dem die ETF-Anteile verwahrt werden. Kostenlos ist das in der Regel bei Direktbanken und Online-Brokern. Ist das Depot eröffnet, fehlen noch zwei Schritte: einen Dauerauftrag einrichten vom Girokonto zum Verrechnungskonto der Depotbank - und dann dort einen ETF-Sparplan abschließen. Bei der Auswahl hilft zum Beispiel der Produktfinder der Stiftung Warentest (test.de).

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