Sparda-Bank:Limit am Geldautomaten

Sparda-Bank: Vor drei Wochen hoben die Deutschen vermehrt Geld ab. Inzwischen hat sich die Lage normalisiert.

Vor drei Wochen hoben die Deutschen vermehrt Geld ab. Inzwischen hat sich die Lage normalisiert.

(Foto: imago)

Bei der Sparda-Bank München dürfen Fremdkunden nur noch 200 Euro abheben.

Von Harald Freiberger, Katharina Kutsche und Markus Zydra

Wenn die Münchnerin Ellen B. Geld am Bankautomaten abhebt, tippt sie immer den Betrag von 300 Euro ein. So machte sie es auch an diesem Montag bei der Sparda-Bank München am Ostbahnhof. Aus dem Schacht kamen aber nur 200 Euro. Dazu stand auf dem Display der Hinweis, dass man die Ausgabe für Fremdkunden auf diesen Betrag limitiert habe.

Die Sparda-Bank München bestätigt das: "Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie mussten auch wir in den letzten Wochen an unseren Geldautomaten eine deutlich erhöhte Frequenz feststellen", sagt eine Sprecherin. Um eine störungsfreie Bargeldversorgung für die eigenen Kunden sicherzustellen, habe man das Limit für Fremdkunden vorübergehend auf 200 Euro täglich reduziert.

Die genossenschaftliche Bank ist das erste Kreditinstitut in Deutschland, das so verfährt. Das nährt eine Sorge, die schon vor drei Wochen aufkam: Wenn die Bundesbürger auf die Ausbreitung des Coronavirus nervös reagieren und verstärkt Bargeld abheben, könnte sich das zu einem großen Problem auswachsen.

Ist die Sparda-Bank nun ein Präzedenzfall? Andere Institute geben Entwarnung: Sie registrieren keine verstärkten Abhebungen und planen auch nicht, die Ausgabe von Bargeld zu beschränken. Ob Deutsche Bank, Postbank, deutscher Sparkassenverband oder Verband der Volks- und Raiffeisenbanken - der Tenor ist überall derselbe: Vor drei Wochen gab es zwar vermehrt Abhebungen, seitdem hat sich Situation aber normalisiert. Das liegt zum einen daran, dass die Mehrzahl der Läden geschlossen ist, zum anderen daran, dass Kunden jetzt häufiger bargeldlos zahlen.

Auch in der Bargeldproduktion sind bisher noch keine Einschränkungen spürbar. Giesecke + Devrient (G+D) gehört zu den wenigen Unternehmen, die den Euro drucken; zudem produzieren die Münchner Bezahlkarten und drucken bis zu 100 weitere Währungen. "Wir sehen nicht das Ende des Bargelds, das ist eine sehr westeuropäische Debatte", sagt G+D-Chef Ralf Wintergerst. Die Nachfrage nach Barmitteln steige eher: "Die Menschen nutzen es eben nicht zum Ausgeben, sondern legen es auf die Seite." Für die Zukunft müsse man sehen, wie sich das Bestell- und Bezahlverhalten der Menschen ändere, jetzt, wo viele von zu Hause aus arbeiten.

Andere Kreditinstitute geben Entwarnung: Sie planen keine Beschränkungen beim Auszahlen

Dass die Länder in der EU mittelfristig bargeldlos werden, daran glaubt Wintergerst derzeit nicht - "nicht in dieser Dekade". Auch im ersten Quartal 2020 sei die Nachfrage nicht eingebrochen - und das, obwohl wegen der Corona-Krise die chinesische Niederlassung von G+D für zwei Monate geschlossen werden musste. Nur der Transport der Banknoten sei nun etwas komplizierter, um den Sicherheitsregeln gerecht zu werden. Auch habe man sich mit der alten Frage beschäftigt, ob Geldscheine Viren übertragen könnten. "Wir gehen davon aus, dass die Banknoten genauso Trägermaterial sind wie die Verpackungen von Käse im Supermarkt", so Wintergerst. Die Zentralbank gebe da eher Entwarnung, als dass sie alarmiere.

Auch was die Bargeldversorgung betrifft, bleibt die Bundesbank entspannt: "Die Geldausgabeautomaten werden nach wie vor ausreichend befüllt, zum Teil allerdings vermehrt mit höheren Stückelungen", sagt eine Sprecherin. Deshalb könne es passieren, dass teilweise nicht die gewünschten Stückelungen ausgezahlt werden. Es gebe aber keine Hinweise auf ein außergewöhnliches Leerlaufen der Geldautomaten. Derzeit zahlen die 35 Filialen der Bundesbank an jedem Arbeitstag im Durchschnitt zwei Milliarden Euro an Kreditinstitute und Handel aus. Das sei das übliche Niveau. Für den Notfall gebe es Pläne, die Geschäftszeiten auszuweiten, damit Wertdienstleister die Geldautomaten nach Bedarf auffüllen können.

Die Sparda-Bank München dürfte demnach das einzige Kreditinstitut in Deutschland sein, bei dem die Ausgabe von Bargeld begrenzt ist. Im Übrigen gilt das auch für Kunden von Volks- und Raiffeisenbanken, die zum selben Cash-Pool gehören wie die Sparda-Banken und deswegen dort keine Gebühren zahlen müssen. Nur für eigene Kunden der Bank ist das Abheben nicht auf 200 Euro begrenzt. Wann man das Limit wieder aufhebe, könne man derzeit noch nicht sagen, teilte das Institut mit.

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