Süddeutsche Zeitung

Spanischer Auswanderer in München:Im Gepäck nur 250 Euro und viel Hoffnung

José Manuel Abel hat seine Frau und seine Kinder verlassen und ist nach Deutschland gegangen - des Geldes wegen. Wie so viele Spanier sah er daheim keine berufliche Perspektive mehr. Ein Reuters-Fotograf hat ihn auf seiner schwierigen Reise begleitet.

José Manuel Abel hat seine Frau und seine Kinder verlassen und ist nach Deutschland gegangen - des Geldes wegen. Wie so viele Spanier sah er daheim keine berufliche Perspektive mehr. Ein Reuters-Fotograf hat ihn auf seiner schwierigen Reise begleitet. Der Moment der Trennung: José Manuel Abel verabschiedet sich von seiner Frau Olive und den Kindern Claudia und José Manuel. Es geht zum Flughafen, und dann in Richtung München. Der 46 Jahre alte Handelsvertreter aus der Stadt Chipiona im Süden Spaniens sah keine andere Chance mehr. Nach zwei Jahren Arbeitslosigkeit zieht es ihn nach Deutschland. Wie so viele Spanier.

Abel lockte ein Versprechen: Im Februar 2011 reiste Angela Merkel nach Madrid, offiziell zu deutsch-spanischen Regierungskonsultationen. Am Rande des Treffens überbrachte die Bundeskanzlerin eine Willkommens-Botschaft: Deutschland habe einen riesigen Bedarf an Fachkräften, es gebe Tausende offene Stellen.

Viele Spanier folgten dem Ruf der Kanzlerin. Die Arbeitslosenquote in Spanien liegt bei 24 Prozent, so hoch wie nirgendwo sonst in der Europäischen Union. In Deutschland liegt sie bei fünf Prozent. Das macht die Bundesrepublik für Einwanderer attraktiv. So attraktiv, dass so viele Spanier Deutsch lernen wie nie zuvor. Auch José Manuel Abel macht sich mit der Sprache vertraut.

Der Fotograf Marcelo del Pozo hat den Spanier auf seiner Reise nach Deutschland begleitet. "Er nannte mich irgendwann 'der Schatten', weil ich ihn überall hin verfolgt habe. Wir haben egemeinsam geweint, gelacht und die Zeit genossen und sind Freunde geworden", schreibt del Pozo im Photographers Blog der Nachrichtenagentur Reuters.

Schon Abels Vater war diesen Weg gegangen. Auch ihn zog es 1963 nach Deutschland, um Geld zu verdienen. Seinen Sohn nahm er mit: José Manuel Abel kommt im Alter von zwei Jahren nach Deutschland. Als er sieben Jahre alt ist, kehrt die Familie zurück.

Nun wiederholt sich die Geschichte. "Abels Familie hatte das Haus verloren, das sie 1999 gekauft hatte, weil sie die Hypothek nicht mehr abzahlen konnte", schreibt Fotograf Marcelo del Pozo im Reuters-Blog. 

Das Leben in Deutschland beginnt mit einer Übernachtung in einem Münchner Hostel. Ein Freund hat Abel einen Job in einem spanischen Restaurant vermittelt.

Bei seiner Ankunft hat José Manuel Abel 250 Euro im Gepäck. Und große Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Eines Tages wolle er seiner Frau und seinen Kindern einen Job in Deutschland besorgen, sagt er. Vor allem die junge Menschen aus Spanien...

... sind für die deutsche Wirtschaft interessant. Die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien beträgt fast 50 Prozent. Bei der Deutsch-Spanischen Ausbildungskonferenz in Stuttgart vereinbarten beide Länder am Donnerstag die Anwerbung spanischer Jugendlicher für deutsche Unternehmen. Man dürfe nicht zulassen, dass eine Generation junger Menschen veloren gehe, sagte Bundesbildungsministerin Schavan.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1410875
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.