Spanien und PortugalNetzbetreiber: Drei Ausfälle binnen fünf Sekunden vor großem Blackout

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Hochspannungsleitungen in der Nähe der andalusischen Stadt Ronda in Spanien.
Hochspannungsleitungen in der Nähe der andalusischen Stadt Ronda in Spanien. (Foto: Jon Nazca/Reuters)

Der spanische Konzern REE teilt seine Erkenntnisse mit, was zu dem massiven Stromausfall am Montag geführt haben könnte. Einen Cyberangriff als Ursache schließt er aus. Wegen des Blackouts kommen in Spanien drei Menschen ums Leben.

Der nahezu landesweite Ausfall der Stromversorgung in Spanien am Montag geht höchstwahrscheinlich nicht auf Manipulationen von Hackern zurück. Nach vorläufigen Erkenntnissen könne ein Cyberangriff ausgeschlossen werden, teilte der Stromnetzbetreiber REE mit. Man untersuche den Vorfall mithilfe des nationalen Cyber-Sicherheitsinstituts Incibe und des Nachrichtendienstes CNI. „Und heute Morgen konnten wir abschließend feststellen, dass es keinerlei Eindringen in die Kontrollsysteme von Red Eléctrica gegeben hat, das den Vorfall hätte auslösen können“, erklärte der Leiter des REE-Netzbetriebs, Eduardo Prieto.

Nach Angaben der Betreiber sind die Stromnetze in Spanien und Portugal wieder stabil und funktionieren normal. Als eine erste Konsequenz aus dem Vorfall sollten die Verbindungen zum französischen Stromnetz ausgebaut werden, sagte Prieto. Aufgrund ihrer Lage ist die Iberische Halbinsel schlechter mit dem Ausland vernetzt als andere europäische Staaten.

Das war wohl auch Teil des Problems und führte letztlich dazu, dass der Stromausfall am Montag weite Teile der Iberischen Halbinsel lahmlegte. Nach der Darstellung von REE fiel gegen 12.33 Uhr die Stromerzeugung im Südwesten Spaniens plötzlich ab. Das System habe sich zwar wie vorgesehen stabilisiert. Etwa eineinhalb Sekunden später aber sei es erneut zu einem Ausfall in der Stromproduktion gekommen – und 3,5 Sekunden später sei die Netzverbindung zwischen Frankreich und Spanien unterbrochen worden, teilte REE mit. Damit war das Netz auf der Iberischen Halbinsel quasi auf sich allein gestellt, um die Schwankungen aufzufangen – und das war offenbar zu viel. In großem Umfang seien Wind- und Sonnenkraftwerke abgeschaltet worden, berichtete Prieto. Das System sei nicht in der Lage gewesen, eine derart große Störung zu überstehen.

Die spanische Regierung sprach von einem „historischen Ereignis“. Laut Ministerpräsident Pedro Sánchez fehlten innerhalb weniger Sekunden etwa 60 Prozent des Stroms. Spanien hat einen hohen Anteil von Wind- und Solarstrom, der stark schwankt. Ob das aber mit dem Ausfall zu tun hat, ist nach wie vor unklar. Genauso wie die Frage, ob dahinter gezielte Sabotageaktionen stecken.

Wie spanische Medien berichten, kamen wegen des Blackouts drei Menschen ums Leben. In der Kleinstadt Taboadela im Nordwesten Spaniens starben drei Menschen durch eine Kohlenmonoxidvergiftung, wie die regionale Zeitung La Voz de Galicia und die Nachrichtenagentur Europa Press unter Berufung auf die Polizei berichteten. Die Opfer seien ein Ehepaar im Alter von 81 und 77 Jahren sowie deren 56-jähriger Sohn. Das älteste Mitglied des Haushalts habe ein Beatmungsgerät gebraucht. Als der Strom ausfiel, sei ein benzinbetriebener Notstromgenerator angeschmissen worden, dessen Abgase sich offenbar unbemerkt im Haus verteilt hätten.

© SZ/dpa/rtr/Bloomberg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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