Zum dritten Mal seit Mitte Juli hat der amerikanische Raketenhersteller Space-X Probleme mit seiner Trägerrakete Falcon 9. Dabei sah diesmal zunächst alles gut aus. Der Start der Crew-9-Mission, der zwei Raumfahrer zur Internationalen Raumstation ISS brachte, glückte am Samstagabend deutscher Zeit. Die Crewkapsel koppelte plangemäß ab, um in Richtung ISS weiterzufliegen. Bei den Triebwerken der Oberstufe gab es jedoch später eine Fehlzündung, sodass die Stufe zwar wie geplant ins Meer stürzte, aber außerhalb des Zielgebiets.
Nach Branchenberichten sollte die Stufe im Südpazifik niedergehen. Die Region östlich von Neuseeland wird wegen ihrer Abgelegenheit als Raketenfriedhof genutzt. Dort sind im Jahre 2001 auch die Überreste der früheren russischen Raumstation Mir ins Wasser gestürzt.
Space-X will die Gründe für den neuerlichen Zwischenfall mit der Falcon 9 untersuchen und setzte von sich aus vorerst seine Flüge aus. „Wir werden den Start wiederaufnehmen, sobald wir die Ursache besser verstehen“, twitterte Space-X. Betroffen war zunächst ein Flug mit 20 Satelliten des Breitbandnetzes Oneweb, der am Sonntag starten sollte.
Am Montag kündigte auch die US-Luftfahrtbehörde FAA an, den Vorfall zu untersuchen. Dadurch könnten sich weitere Starts verzögern. Der als Nächstes geplante Flug ist die Asteroidensonde Hera der europäischen Raumfahrtagentur Esa, die am kommenden Montag ebenfalls mit einer Falcon 9 abheben soll. Die Esa hatte den Flug gebucht, da gerade keine europäische Rakete zur Verfügung steht, die die Asteroidensonde zeitnah ins All bringen könnte.
Der Zwischenfall zeigt einmal mehr, welche Auswirkungen die Abhängigkeit von einem Raketenhersteller haben kann, in diesem Fall der Firma Space-X von Elon Musk. Alternativen zur Falcon 9 gibt es bisher kaum. Die Produktion der europäischen Ariane 6 will der Hersteller Ariane Group nach dem geglückten Erstflug erst langsam hochfahren. Die neue Vulcan-Rakete der United Launch Alliance ist erst einmal geflogen, sie soll an diesem Freitag zu ihrem zweiten Zertifizierungsflug starten. Im November dürfte dann New Glenn, die Trägerrakete der Raumfahrtfirma Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos erstmals abheben, sie ist allerdings wesentlich größer als die Falcon 9.
Die US-Behörde FAA hatte bereits im Sommer zwei Zwischenfälle mit der „Falcon 9“ untersucht
Schon im Juli hatte Space-X Probleme mit seiner zweiten Stufe – damals wegen eines Sauerstofflecks. Folge war, dass 20 Starlink-Satelliten auf falscher Höhe ausgesetzt wurden und später in der Erdatmosphäre verglühten. Die US-Luftfahrtbehörde FAA hatte seinerzeit ebenfalls eine Untersuchung angeordnet, Space-X konnte erst nach gut zwei Wochen wieder starten und musste einige Flüge verschieben. Ende August musste Space-X erneut ein paar Tage pausieren, nachdem die untere Raketenstufe bei der Landung auf einer schwimmenden Plattform vor der Atlantikküste Floridas umgekippt und explodiert war. Auch diesen Zwischenfall untersuchte die FAA.
Die Falcon 9 ist derzeit weltweit die wichtigste kommerzielle Transportrakete. Seit 2010 ist das System fast 380-mal gestartet und hat dabei nur wenige Pannen gehabt, die häufen sich allerdings gerade. Außerdem gab es 2015 und 2016 zwei Totalausfälle, bei denen die Raketen explodierten, eine davon bei einem Test auf der Startrampe.
Der Crew-9-Flug, die Kapsel befördert sonst vier Astronauten, war am Samstag nur mit einem Amerikaner und einem Russen besetzt, weil die Kapsel im kommenden Frühjahr die beiden Raumfahrer Suni Williams und Butch Wilmore mit zur Erde nehmen soll. Die wollten im Juni nur einen einwöchigen Testflug mit der neuen Boeing-Astronautenkapsel Starliner absolvieren. Anstatt der geplanten Woche müssen sie aber monatelang im All bleiben. Dies auch wegen diverser Pannen, aber bei der Boeing-Kapsel. Nun gehören sie zusammen mit den beiden Raumfahrern, die am Sonntag an der ISS eintrafen, zur Crew-9.
In einer früheren Version war davon die Rede, dass sich die US-Luftfahrtbehörde FAA bisher nicht zu der Panne geäußert habe. Nun hat sie eine Untersuchung angekündigt. Ferner haben wir Informationen zur neuen Vulcan-Rakete der United Launch Alliance ergänzt.