Sozialversicherung:Strafzinsen treffen die Krankenkassen

Lesezeit: 1 Min.

  • Auch Sozialversicherungen haben nun mit der Niedrigzinspolitik der EZB zu kämpfen.
  • 1,8 Millionen Euro aus dem Gesundheitsfonds kamen 2015 gar nicht erst bei den Kassen an, weil dieser sie als Strafzinsen abführen musste.

Die anhaltend niedrigen Zinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) schmälern nicht nur die Gewinne der deutschen Banken und die Erträge der Sparer: Im vergangenen Jahr musste erstmals auch der Gesundheitsfonds, der die Beiträge für die Krankenkassen sammelt und an diese verteilt, Beitragsgelder als Strafzinsen an seine kontoführenden Banken zahlen.

"Im Jahr 2015 erzielte der Gesundheitsfonds erstmalig ein negatives Zinsergebnis von rund 1,8 Millionen Euro", sagte der Sprecher des zuständigen Bundesversicherungsamtes der Frankfurter Allgemeine Zeitung. Gemessen am Gesamtvolumen des Fonds von mehr als 200 Milliarden Euro sei der Schwund aber als "gering anzusehen".

Anlageschwierigkeiten auch bei der Rentenversicherung

Neben den Sozialversicherungen berichtet auch die Rentenversicherung, die nach eigenen Angaben bisher keine Zinsverluste hinnehmen musste, von wachsenden Schwierigkeiten bei der Anlage ihrer Mittel. "Zu den Bedingungen des Gesetzgebers, der für die Sicherheit der Anlagen strenge Vorgaben formuliert hat, sind keine attraktiven Renditen zu erzielen. Deshalb dürften sich angesichts des Zinsumfeldes auch Negativzinsen auf Dauer kaum vermeiden lassen", sagte Alexander Gunkel, der als Arbeitgebervertreter alternierende Vorsitzende des Bundesvorstandes der Deutschen Rentenversicherung Bund.

Ähnlich wie bei Großanlegern verlangen viele Banken auch von den Kassen eine Gebühr, wenn sie hohe Beitragssummen auf ihren Konten parken. Die Institute kassieren einen sogenannten "Strafzins", da sie selbst das Geld für kurze Zeitspannen von wenigen Tagen nicht mehr rentabel anlegen können. Um diese Strafzinsen zu umgehen, verteilen die Kassen ihr Geld häufig auf viele unterschiedliche Banken.

Werden die Strafzinsen jedoch schon beim Gesundheitsfonds erhoben, kommt die entsprechende Summe aus den Beitragszahlungen gar nicht erst bei den Kassen an. Das waren im vergangenen Jahr jene 1,8 Millionen Euro.

© SZ.de/vit - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: