Süddeutsche Zeitung

Soziales Netzwerk:Facebook will Kundendaten mit Banken austauschen

  • Wie das Wall Street Journal berichtet, hat Facebook mehreren US-Banken vorgeschlagen, Daten auszutauschen.
  • Ziel ist es demzufolge, im Facebook Messenger den Nutzern auf Wunsch auch deren Kontoinformationen anzuzeigen.
  • Ein solche Kooperation wäre aber für die Banken nicht ohne Risiko. Denn sie leben vom Vertrauen der Kunden.

Von Helmut Martin-Jung

Facebook plant offenbar, mit Banken zu kooperieren, um noch mehr Daten über seine Nutzer zu erhalten. Wie das Wall Street Journal berichtet, habe Facebook mehreren US-Banken vorgeschlagen, Daten auszutauschen. Ziel ist es demzufolge, im Facebook Messenger, einer Chat-Plattform des Konzerns, den Nutzern auf Wunsch auch deren Kontoinformationen anzuzeigen. Facebook betont zwar, die damit gewonnenen Daten sollten nicht dazu benutzt werden, gezielt Anzeigen zu schalten, sie würden auch nicht weitergegeben an Drittanbieter.

Vielmehr geht es Facebook dem Bericht zufolge darum, die Nutzer länger in seinem Angebot zu halten. Die Verweildauer ist eine wichtige Währung für internetbasierte Dienste. Je länger die Nutzer bei einem Anbieter bleiben, desto teurer lässt sich die dort platzierte Werbung verkaufen. Außerdem arbeitet Facebook auch daran, Dinge zu verkaufen beziehungsweise als Vermittler für Geschäfte aufzutreten.

Was aber hätten die Banken davon, mit Facebook zu kooperieren? Die Geldhäuser haben mit der Digitalisierung heftig zu kämpfen, vom Pakt mit Facebook könnten sie profitieren, indem sie mehr über ihre Kunden erfahren als bloß, was sie kaufen und wie viel sie verdienen. Das Zauberwort dabei lautet Big Data. Könnten die Banken die Daten von Facebook mitverwerten, könnten sie ihren Kunden noch genauer maßgeschneiderte Angebote machen und so vielleicht die Defizite aufholen, die sie in Sachen Digitalisierung haben.

Die Banken sind aber vorsichtig

Ein solche Kooperation wäre aber auch nicht ohne Risiko. Banken leben vom Vertrauen der Kunden. In dieser Hinsicht allerdings hat Facebook gerade einen ziemlich schweren Stand. Der Aktienkurs des Konzerns rauschte gewaltig in den Keller, als Facebook bei der Bekanntgabe der jüngsten Quartalszahlen einräumen musste, dass sich das Wachstum des sozialen Netzwerks abschwächt. Was wohl auch damit zusammenhängt, dass es um Facebooks Umgang mit Nutzerdaten sowie mit Hassbotschaften seit geraumer Zeit viel Ärger gibt. Der Kampf dagegen kostet Facebook mittlerweile viel Geld und Energie. Die Banken sind aber vorsichtig. JP Morgan kündigte sogar an, man werde seine Daten nicht mit einer Plattform teilen.

Facebook ist nicht das einzige Internet-Unternehmen, das Interesse an Daten von Bankkunden hat, auch Google und Amazon hätten sie gerne. Den Banken geht es dabei nicht nur um Datenschutzbedenken. Auch sie möchten die Kunden bei sich behalten und nicht nur Datenlieferant für Internetkonzerne sein. Von Plänen für Länder außerhalb der USA war nicht die Rede. In Europa dürfte das wegen der strengeren Datenschutzregeln ohnehin schwierig sein.

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SZ vom 07.08.2018/dit
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