Soziale Netzwerke:StudiVZ wird ins Ausland verkauft

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Einst Facebook-Rivale, nun kaum mehr als Ramschware: Der Holtzbrinck-Verlag verkauft die erfolglose Internet-Plattform StudiVZ. Einst für 80 Millionen erstanden, schweigt der Verlag nun über den Verkaufspreis. Hinter der Übernahme soll ein Unternehmen aus den USA stecken.

Fünf Monate und 23 Tage - so lange gibt die Seite wannstirbtstudivz.net dem angeschlagenen Netzwerk StudiVZ noch. Anhand der rapide fallenden Nutzerzahlen wird dort aufgezeigt, dass nach statistischen Gesichtspunkten Anfang 2013 das endgültige Ende des Netzwerks geschlagen haben soll. Nun verkauft der Holtzbrinck-Verlag die erfolglose Internet-Plattform StudiVZ in die USA.

StudiVZ sei zusammen mit den beiden Tochterseiten MeinVZ und SchülerVZ an die US Investmentgesellschaft Vert Capital veräußert worden, teilte Holtzbrinck Digital, der Internetableger des Stuttgarter Unternehmens mit. Allerdings behalte Holtzbrinck die Nutzungsrechte an der Plattform SchülerVZ, die sich an Kinder und Jugendliche richtet.

Holtzbrinck zieht damit den Schlussstrich unter einen großen Flop. Der Stuttgarter Verlag (Die Zeit, Kiepenheuer & Witsch) hatte StudiVZ 2007 übernommen und gut 80 Millionen Euro für das Berliner Startup bezahlt. Über den Preis, der jetzt noch erzielt werden konnte, wurde Stillschweigen vereinbart.

StudiVZ war einmal das größte soziale Netzwerk Deutschlands und wollte Facebook Konkurrenz machen. Facebook -Gründer Mark Zuckerberg wollte StudiVZ sogar aufkaufen und bot aufgrund leerer Firmenkassen einen Aktientausch an. Aus heutiger Sicht wäre das ein äußerst lukratives Geschäft gewesen. Letztlich schlug Holtzbrinck die Offerte aber aus. Grund seien Datenschutzauflagen gewesen, verriet Holtzbrinck-Digital-Chef Markus Schunk vor einem Monat.

Rapider Abstieg bei den Besucherzahlen

Facebook zählt inzwischen weltweit rund 800 Millionen Nutzer. StudiVZ kehren hingegen immer mehr Nutzer den Rücken. Die Zahl der monatlichen Besuche schwand von in der Spitze 466 Millionen - das war im Mai 2010 - auf 77 Millionen Ende vergangenen Jahres, wie Zahlen der IVW zeigen, die die Reichweiten von Medien misst.

Einem Bericht der Fachzeitschrift Werben und Verkaufen zufolge stecke Vert Capital bereits hinter dem Netzwerk Bebo.com. Mit dem Zukauf der VZ-Netzwerke plane der Investor offenbar den Einstieg in den deutschen Markt.

Der Internet-Pionier AOL hatte das Online-Netzwerk Bebo einst für rund 850 Millionen Dollar gekauft, im Jahr 2010 aber für deutlich weniger Geld abgestoßen, nur noch von etwa zehn Millionen Dollar war die Rede. Damals war der Finanzinvestor Criterion Capital Partners als neuer Bebo-Besitzer genannt worden.

Der Holtzbrinck-Verlag sucht schon länger einen Käufer für die immer weniger beliebten Netzwerke. Bereits Mitte 2011 berichtete das Manager Magazin, die Suche sei vorerst eingestellt worden. Erst im Mai hatte Holtzbrinck Digital die Techniker der Netzwerke in ein weiteres Tochterunternehmen mit dem Namen Devbliss ausgelagert. So solle die technische Expertise der Entwickler für den Verlag erhalten bleiben, hieß es damals. Kurz danach waren die VZ-Netzwerke in Poolworks umbenannt und eine weitere Neuausrichtung versprochen worden.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/Reuters/rela - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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