Soziale Mobilität:Wer unten ist, bleibt unten

Wissenschaftler haben untersucht, wie durchlässig die Schichten sind. Für die unterste Gruppe ist der Aufstieg schwieriger geworden.

Von Alexander Hagelüken

Seit Arm und Reich in Deutschland wieder stärker auseinanderklaffen, wird über die richtige Politik diskutiert. Was lässt sich zum Beispiel tun, damit sozialer Aufstieg gelingt? Wissenschaftler haben jetzt untersucht, wie durchlässig die Schichten sind. Ergebnis: Im Vergleich zu den Eltern gibt es beim beruflichen Status mehr Auf- als Abstiege. Die Herkunft bestimmt aber nach wie vor sehr stark, was aus einem wird.

Sandra Bohmann und Nicolas Legewie vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung nahmen die soziale Mobilität der Jahrgänge 1939 bis 1971 in Westdeutschland unter die Lupe. Dabei gab es insgesamt mehr Aufstiege, was die Forscher vor allem den Veränderungen im Bildungssystem und am Arbeitsmarkt zuschreiben. So sank der Anteil der Personen mit Hauptschulabschluss von zwei Drittel auf ein Viertel, während sich der Anteil der Abiturienten und Studenten auf 45 Prozent verdreifachte. Gerade Frauen steigen beruflich im Vergleich zu den Eltern öfter auf als früher (in 30 statt 20 Prozent der Fälle), Männer allerdings seltener (in knapp 30 statt knapp 50 Prozent der Fälle).

Insgesamt prägt die Herkunft nach wie vor. Wenn die Eltern bereits leitende Angestellte waren, ist es weiterhin sehr wahrscheinlich, dass ihr Nachwuchs ebenfalls so eine Position findet. Die Wahrscheinlichkeit auf einen entsprechenden Posten ist in der jüngsten Altersgruppe der Studie fünfeinhalb Mal so groß wie für ein Kind einfacher Angestellter oder Facharbeiter. Wer das Kind von Arzt-Eltern ist, wird sehr viel wahrscheinlicher selbst eine vergleichbare Stellung erreichen, als es einem Arbeiterkind gelingt.

Für die schichtmäßig unterste Gruppe ist der Aufstieg über die betrachteten dreißig Jahre sogar schwieriger geworden. So ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass ein Kind un- oder angelernter Arbeiter ebenfalls einen solchen Job ausübt statt einen mit höherem sozialen Status - was im Regelfall eine deutlich bessere Bezahlung bedeutet.

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