Meyer Burger:Solarhersteller will doch in Sachsen-Anhalt bleiben

Lesezeit: 2 Min.

Qualitätskontrolle an einer Produktionslinie für Solarmodule in Freiberg/Sachsen. Hersteller Meyer Burger hat das Werk mittlerweile geschlossen. (Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Eigentlich wollte die Schweizer Solarfirma ihre Produktion in die USA verlagern, aber das wäre nun teurer als gedacht. Jetzt soll die Produktion in Ostdeutschland weiterlaufen – doch soll auch gespart werden.

Die drohende Schließung der Solarzellenproduktion des Herstellers Meyer Burger in Sachsen-Anhalt ist vom Tisch. Der geplante Aufbau einer alternativen Produktionsstätte in Colorado Springs/USA sei derzeit nicht finanzierbar und daher gestoppt worden, teilte das Unternehmen mit. Damit werde die Produktion in Bitterfeld-Wolfen weiter gebraucht. „Das ist die gute Nachricht zur schlechten“, sagte Geschäftsführer Gunter Erfurt.

Die Strategieänderung bedeute nun zwar einen geringeren Finanzierungsbedarf, habe aber auch mittelfristig eine niedrigere Profitabilität zur Folge, so das Unternehmen. Der Vorstand habe daher beschlossen, ein Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm anzuschieben, Details wurden nicht genannt.

Meyer Burger hatte bereits im Frühjahr die Solarmodulproduktion im sächsischen Freiberg geschlossen. Der Schweizer Konzern machte damals den Druck durch chinesische Billigimporte nach Europa dafür verantwortlich. Zuvor hatte die Branche erfolglos an die Bundesregierung appelliert, europäische Hersteller zu fördern. Auch die Produktion von Solarzellen in Bitterfeld-Wolfen stand zur Disposition. Zuletzt hatte es geheißen, die Produktion dort werde noch bis 2025 gebraucht. Es sei geplant gewesen, das Werk zurückzufahren, sobald die Fertigung in den USA hochläuft, sagte Erfurt nun. „Das ist jetzt erst mal vom Tisch.“

Hintergrund der Finanzierungsprobleme der Zellproduktion in den USA seien unter anderem Kostensteigerungen für Material, das zum Umbau einer Fabrik gebraucht wird. Das Werk in Sachsen-Anhalt mit seinen 350 Mitarbeitern solle daher auch zukünftig das „Rückgrat“ der Solarzellenversorgung von Meyer Burger sein und die Modulproduktion der Firma im US-Bundesstaat Arizona komplett beliefern. Das sei derzeit die wirtschaftlichste Option, verkündete der Schweizer Konzern.

In den USA werde sich Meyer Burger auf den Betrieb der im Hochlauf befindlichen Modulproduktion in Goodyear im US-Bundesstaat Arizona mit einer Kapazität von 1,4 Gigawatt konzentrieren.

Neue Regelungen in den USA hätten es lukrativer gemacht, Solarzellen für die Modulproduktion zu importieren, sagte Erfurt. Die Logistikkosten für Zellen seien auch vergleichsweise gering. Zudem gebe es in den USA deutlich mehr Restriktionen und Zölle gegenüber den Importen aus Asien. „Das allgemeine Preisniveau in den USA ist daher vergleichsweise gesund im Vergleich zu Europa. Deswegen funktioniert es auch.“

Mit der Kehrtwende schockte die Firma nun seine Aktionäre: Die Aktie brach um bis zu 55,5 Prozent auf ein Allzeittief von 1,82 Franken ein. Seit Juli 2023 befinden sich die Anteilsscheine auf einem nahezu ununterbrochenen Abwärtskurs. Allein in diesem Jahr verloren sie rund 95 Prozent ihres Wertes, der Anfang Januar noch bei 49,51 Franken je Aktie gelegen hatte. Aufgrund der veränderten Konzernstrategie werde der für den 16. September vorgesehene Halbjahresbericht noch einmal auf den 30. September verschoben, teilte Meyer Burger weiter mit.

© SZ/dpa/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusHenkel-Chef Knobel
:„Trump ist unberechenbarer als Harris“

Henkel-Chef Carsten Knobel erklärt, warum der Ausgang der US-Wahl für die deutsche Wirtschaft so entscheidend ist und eine eigene Produktion in den USA hilft, Risiken zu senken.

Interview von Björn Finke, Thomas Fromm

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: