Solarstrom in Griechenland:Hilfe von ganz oben

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Viele Probleme, aber auch viele Sonnenstunden: Der griechische Energieminister will mit dem staatlichen Solarstromprojekt Helios 15 Milliarden Euro ins Land holen und 60.000 Jobs schaffen. Namenspate ist der mythische Sonnengott - doch zunächst sind noch ein paar irdische Probleme zu lösen.

Griechenland ist reich an Mythen, aber arm an Wirtschaftskraft. Energie- und Umweltminister George Papakonstantinou will mit regenerativer Energie Geld ins Land bringen. Helios heißt das staatliche Solarstromprojekt, benannt nach dem Sonnengott. 15 Milliarden Euro Erlös und 60.000 Jobs werde das Projekt schaffen, sagte Papakonstantinou der Welt.

Die erhofften Einnahmen könnten "zum Schuldenabbau verwendet werden", sagte der Minster der Zeitung. Das ist auch dringend nötig, schließlich soll das Land 2015, wenn die europäischen Hilfen auslaufen, wieder selbständig wirtschaften können. Die Idee, die vielen Sonnenstunden im Land zu nutzen, liegt nahe. Allerdings müsste dafür nach all den bisherigen Hilfspaketen noch einmal investiert werden - in ein Projekt mit gewaltigen Ausmaßen. 10.000 Megawatt Strom soll Helios einmal erzeugen, nur 1000 davon will das Land selber nutzen, den Rest in Länder wie Italien, Deutschland und Luxemburg exportieren. Dafür müssten Hochspannungsleitungen über den Balkan und die Alpen gebaut werden - doch schon innerhalb Deutschlands werden zwischen Nord und Süd weniger Solartrassen als Transportleitungen für Windkraft verlegt.

Entsprechend kritisch ist man im Ausland, wo potenzielle Investoren sitzen: Griechischer Solarstrom sei "fast doppelt so teuer wie in Deutschland", sagte Bundesumweltminister Norbert Röttgen kürzlich. Helios sei nicht richtig durchdacht, sekundierte ein EU-Diplomat. Zudem könne Griechenland bislang nicht einmal seinen eigenen Energiebedarf decken - enstsprechend sei "keine Kilowattstunde übrig, die zu verkaufen wäre", so der Diplomat. Selbst die Grünen, sonst Unterstützer der Solarenergie, lehnen das Vorhaben ab: Das Projekt werde, "wenn überhaupt, erst mittelfristig wirksam", sagte Rebecca Harms, Fraktionschefin der Partei im Europaparlament.

Überhaupt fehlt Griechenland bislang die Infrastruktur, um gewinnbringend ins Solargeschäft einzusteigen. Trotz seiner jährlich rund 300 Sonnentage verlässt sich das Land vor allem auf Braunkohle und Öl als Stromquellen - der größte heimische Energiekonzern DEI ist als Umweltverschmutzer berüchtigt.

Fehlende Transportnetze und die unterentwickelte griechische Solarbranche könnten dazu führen, dass vor allem ausländische Solarunternehmen von Helios profitieren. Das Projekt öffne "Investitionsperspektiven für deutsche Unternehmen", sagte Umwelt-Staatssekretär Jürgen Becker kürzlich in Athen. Energieminister Papakonstantinou will den Solarschatz dennoch heben - und ab 2014 Sonnenstrom produzieren. Damit Griechenland nicht nur reich an Mythen ist.

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