Solar Millennium und Claassen:Schlammschlacht über die Medien

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Der frühere Vorstandschef bei Solar Millennium, Utz Claassen, will das Schweigen über seinen plötzlichen Rücktritt brechen. Der Solarkonzern giftet zurück.

Nach dem überraschenden Rücktritt von Utz Claassen als Vorstandschef des Solarkraftwerkherstellers Solar Millennium zeichnet sich eine Schlammschlacht ab. In einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel hatte der Manager unsauberes Geschäftsgebaren der Gesellschaft als Grund für die Amtsniederlegung vor zwei Wochen angedeutet.

Falls Vorstand oder Aufsichtsrat es wünschten, sei er bereit, "öffentlich Transparenz über die Gründe meiner Amtsniederlegung zu schaffen, etwa mit einem offenen Brief oder einer Pressekonferenz". Er habe bislang "einzig und allein im Interesse des Unternehmens" darauf verzichtet, die Gründe im Detail öffentlich zu machen.

Solar Millennium reagierte mit Bedauern auf die Aussagen. Die öffentlichen Erklärungen Claassens dienten "weder dem Unternehmen noch seinen Geschäftspartnern und auch nicht seinen Mitarbeiterteams und Investoren".

Streit um Unternehmensführung

"Dies gilt umso mehr, da er mehrfach gegenüber den Medien mitgeteilt hat, dem Unternehmen freundschaftlich verbunden zu bleiben", hieß es in einer Stellungnahme. Die Aktie von Solar Millennium verlor am Montag rund zehn Prozent an Wert. Das Papier war bereits nach Claassens Rücktritt um mehr als ein Drittel eingebrochen.

Claassen betonte im Interview, dass er von seinem Posten nicht "aus einer Laune oder aus einem nichtigen Anlass" zurück getreten sei. "Für meinen Schritt gibt es gute professionelle Gründe." Die habe er einem Vorstandskollegen am Tag des Rücktritts erläutert, einen Tag später auch dem Aufsichtsratschef.

Er habe bereits ein 27-seitiges Dossier über "relevante Abläufe, Vorgänge und Hintergründe" erstellt. Öffentlich nannte Claassens Seite bislang lediglich unterschiedliche Vorstellungen über Kultur und Corporate Governance (Unternehmensführung) bei Solar Millennium als Gründe.

Solar Millennium kündigt Sonderprüfung an

Strafanzeige habe er nicht erstattet, weil ihm "gesicherte Anhaltspunkte über strafbare Handlungen" nicht vorlägen. Das gelte auch für den Vorwurf des Bilanzbetrugs, den Solar Millennium mit einer Sonderprüfung ausräumen will.

Man müsse aber zwischen "strafbar, rechtswidrig und fragwürdig" unterscheiden, sagte Claassen. Den Vorwurf, er habe dem Unternehmen die Gründe für seinen Rücktritt nicht genannt, wies er zurück. "Niemand im Vorstand oder Aufsichtsrat konnte oder kann von meinem Schritt überrascht sein."

Inhaltlich äußerte sich das Unternehmen nicht zu angedeuteten Vorwürfen. Solar Millennium wolle zunächst den Erhalt des Dossiers abwarten und den Inhalt prüfen.

Was steht im Dossier?

Verwundert äußerte sich die Franken aber darüber, dass der frühere Chef des Energiekonzerns EnBW wenige Tage vor seiner Amtsniederlegung auf der Bilanzpressekonferenz der Solar Millennium AG noch öffentlich zum Unternehmen und den "hervorragenden Zukunftsaussichten" Stellung bezogen hatte.

"Wenn sich nun Sachverhalte ergeben haben, die es für Claassen nicht möglich gemacht haben, sein Amt fortzuführen, so halten wir es für den richtigen Weg, wenn Claassen sein im Zeitungsinterview genanntes Dossier dem Vorstand und Aufsichtsrat zur Verfügung stellt", stichelte nun auch das Unternehmen.

© sueddeutsche.de/dpa/jcb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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