Wahrscheinlich hatte sich Martin Winterkorn die IAA irgendwie anders vorgestellt. Eigentlich sollte Frankfurt so etwas wie ein Moment des Aufbruchs werden: VW auf dem Weg in die Zukunft, ein Konzern im Umbau, mit neuen Technologien, neuer Struktur, neuem Selbstbewusstsein. Noch im Frühjahr der Machtkampf mit dem Alt-Patriarchen und Ex-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch.
Und nun: die Nach-Piëch-Ära.
Dann lief die Dramaturgie aus dem Ruder. Ein Manipulationsskandal, und das während der Frankfurter Automesse - für jeden Autokonzern ist das ein Albtraum. Vor allem, wenn der betroffene Konzern selbst nicht so genau weiß, was sich da eigentlich genau abgespielt hat.
VW am Wochenende, das ist ein Unternehmen unter Schock. Noch am Freitag, kurz nachdem die Meldungen aus den USA aufliefen, hieß es aus Wolfsburg: Man müsse sich erst mal selbst ein Bild machen. So viel weiß man heute: Die US-Umweltbehörde EPA wirft VW vor, mithilfe einer speziellen Software die Abgasuntersuchungen von Diesel-Pkw geschönt zu haben. Betroffen sind VW- und Audi-Modelle; die Software soll dafür gesorgt haben, dass die Schadstoff-Grenzen nur in Tests eingehalten wurden.
Schadstoffe bis zum 40-fachen der erlaubten Grenzwerte
Betroffen seien Autos der Baujahre 2009 bis 2015, darunter der A3, der Jetta und der Passat. "Einfach gesagt, diese Autos hatten ein Programm, das die Abgasbegrenzung beim normalen Fahren ausschaltet und bei Abgastests anschaltet", so EPA-Vertreterin Cynthia Giles.
Eine Vorrichtung, die bei der EPA "Defeat Device", Abschalteinrichtung, genannt wird und die dafür sorgt, dass der Ausstoß von Stickstoffdioxiden beim Fahren auch schon mal bis zum 40-Fachen über den Dieselabgas-Grenzwerten liegen kann.
Die Manipulationsvorwürfe in Zahlen: 482 000 betroffene Autos, mögliche Strafe insgesamt: bis zu 18 Milliarden Dollar.