Software-Riese Microsoft:Office reißt es raus

Microsoft gleich Windows - diese Rechnung geht nicht mehr ganz so gut auf. Denn dem Betriebssystem fehlt auf neuen Mini-Rechnern die Präsenz, die es auf PCs hat. Doch Microsoft verfügt über andere Gewinnquellen.

Der weltgrößte Softwarehersteller Microsoft bekommt den schleppenden Absatz von traditionellen PCs zu spüren - gewinnt aber auf neuen Geschäftsfeldern dazu: Die starke Nachfrage nach der Bürosoftware Office 2010, der Spielekonsole Xbox 360 und der dazugehörigen Bewegungssteuerung Kinect glichen die geringere Nachfrage nach dem Betriebssystems Windows 7 im vergangenen Geschäftsquartal mehr als aus.

Software-Riese Microsoft: Auf dem Smartphone-Markt will Microsoft Google und Apple angreifen.

Auf dem Smartphone-Markt will Microsoft Google und Apple angreifen.

(Foto: AFP)

Der Umsatz von Microsoft stieg um 13 Prozent auf 16,4 Milliarden Dollar (11,1 Milliarden Euro), wie der Konzern mitteilte. Der Gewinn schnellte auch dank einer einmaligen Steuergutschrift um knapp ein Drittel in die Höhe auf 5,2 Milliarden Dollar.

Windows wird meist zusammen mit einem neuen PC ausgeliefert. Seit dem Siegeszug von Tablet-Computern und Smartphones halten sich viele Privatkunden aber zurück, insbesondere bei Notebooks. Microsoft drängt deshalb auch in die neuen mobilen Geräte und hat sich dazu mit dem weltgrößten Handyhersteller Nokia verbündet. Dessen Smartphones werden bald vom mobilen Betriebssystem Windows Phone 7 angetrieben.

Anders als die Privatkunden setzen die Firmen für ihre Büros aber weiter auf den klassischen PC mit Windows. Die Unternehmen - auch die kleinen und mittelständischen - erneuerten anhaltend ihre IT, sagte Finanzchef Peter Klein. Dieser Trend werde auch im kommenden Geschäftsjahr anhalten, das im Juli beginnt, prognostizierte er.

Im dritten Geschäftsquartal, das bis März lief, gingen die Umsätze mit Windows um vier Prozent auf 4,4 Milliarden Dollar zurück. Dagegen legte die Business-Sparte, zu der auch das Office-Paket gehört, um 21 Prozent auf 5,3 Milliarden Dollar zu. Mittlerweile wirft der Zweig auch mehr Gewinn als Windows ab.

Die Unterhaltungssparte verbesserte ihren Umsatz sogar um satte 60 Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar; allerdings sind die Geräte nicht annähernd so profitabel wie Software.

Problemfeld bleibt weiter das Onlinegeschäft mit der Suchmaschine Bing. Hier weitete sich der Verlust leicht auf 726 Millionen Dollar aus. Seit Jahren sind die Zahlen tiefrot, wie eine Grafik des US-Blogs Businessinsider zeigt. "Bei unserer Kooperation mit Yahoo liegt noch einige Arbeit vor uns", räumte Finanzchef Klein ein. Zusammen versuchen die beiden Unternehmen, die Vormachtstellung von Google bei der Internetsuche zu brechen.

Analysten hatten diesen Zahlen weitgehend erwartet. Nachbörslich gab die Microsoft-Aktie nach. "Es gibt die Sorge, dass der PC-Markt zum Erliegen kommt", sagte Analyst Colin Gillis von BGC Financial. Das sei aber angesichts der Verkaufszahlen von Windows 7 übertrieben: Das Betriebssystem wurde seit der Einführung vor 18 Monaten 350 Millionen Mal verkauft und ist damit das erfolgreichste überhaupt.

Viele Investoren sind aber skeptisch, ob Microsoft seine dominante Rolle bei Betriebssystemen verteidigen kann. So wurden im ersten Quartal dieses Jahres ein Prozent weniger Personalcomputer verkauft. Viele neuere Geräte, etwa das iPad von Apple oder Tablet-PCs und Mobiltelefone mit dem Betriebssystem Android von Google kommen zudem ohne Software von Microsoft aus.

Die Angst, das der Branchenprimus den Anschluss verpasst, sorgte im vergangenen Jahr für einen Kursverlust an der Börse von 15 Prozent, während der Nasdaq-Index 16 Prozent zulegte.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: